Mutterkraut

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 03.08.2023

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Synonym(e)

Aspirin des 18. Jahrhunderts; Bertram; Falsche Kamille; Feverfew; Fieberkraut; Goldfederich; Jungfernkraut; Kopfkamille; Mägdeblumen; Matram; Matronenkraut; Metra; Metram; Mutterkamille; Sonnenauge; Tanacetum parthenium; Zierkamille

Inhaltsstoffe

Mutterkraut ist eine mehrjährige, zwischen  30 und 80 cm hohe, zu den Korbblütlern zählende Pflanze. Die Stängel sind gerillt,  im oberen Teil verzweigt und kahl oder behaart, breite, eiförmige, gefiederte Blätter und weiß-gelbe Blüten.  Blütezeit ist Juni bis August. Die Pflanze zeichnet sich durch einen kamillenartig aromatischen Geruch aus, schmeckt aber bitter. Mutterkraut enthält ätherisches Öl, Campher, Camphen, Cymen, Germacen, Linalool, Borneol, Flavonoide, Polyine.   Für die therapeutische Wirkung sind hauptsächlich die Sesquiterpenlaktone verantwortlich. Phytotherapeutisch genutzt wird das zur Blütezeit geerntete Kraut (Tanaceti parthenii herba), sowohl Blätter, Stängeln und Blüten.

Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

HMPC-Monographie:   Traditional-use:  Prophylaxe von Migräne-Kopfschmerzen  nach Ausschluss organischer Ursachen

ESCOP-Monographie: Prophylaxe von Migräne-Attacken

Kommission E-Monographie: nicht bearbeitet

Vorkommen

Kleinasien, Süd-Ost-Europa. Seit dem Mittelalter für medizinische Zwecke in Mitteleuropa kultiviert.

Anwendungsgebiet/Verwendung

In der Volksmedizin bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Heilpflanze, insbesondere bei Frauenleiden, eingesetzt, außerdem zur Linderung von Blähungen, Koliken, Schmerzen und Schwellungszuständen. Seit dem 18. Jahrhundert war Mutterkraut zur Behandlung von Kopf- und Zahnschmerzen, rheumatischer Arthritis, Migräne und "Frauenleiden" eingesetzt, dadurch auch der Name Mutterkraut.

Laut EMA zur Prophylaxe von Migräneattacken: Einzeldosis: 100 mg Kräuterpulver einmal täglich, ggf. langsam steigern bis zu 200 mg Pulver Kräutersubstanz dreimal täglich Tagesdosis: 100 mg–600 mg

Unerwünschte Wirkungen

Wesentliches Kontaktallergen ist das Sesquiterpenlakton Parthenolid. Sensibilisierungspotenz: Stark. Sensibilisierungshäufigkeit: Gelegentlich. Kreuzreaktivität besteht zu verwandten Kompositenarten wie Chrysanthemen, Rainfarn, Margerite, Schafgarbe und Sonnenblume sowie Lorbeer und Frullania.

Kann die Blutungszeit verändern, nicht mit Warfarin-Natrium kombinieren!

Klinisches Bild

Mutterkraut gilt als wesentlicher Verursacher des aerogenen Kontaktekzems. Reagiert bei routinemäßiger Testung von Kompositen-Mix am häufigsten von allen Arten beim Vorliegen einer Korbblütler-Allergie.

Kontraindikation

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Schwangerschaft und Stillzeit; Allergie gegen eine der Bestandteile, Allergie gegen Korbblütler. Kombination mit Warfarin-Natrium aufgrund der veränderten Blutungszeit.

Literatur
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  1. Abebe W (2002) Herbal medication: potential for adverse interactions with analgesic drugs. J Clin Pharm Ther 27: 391-401
  2. Goadsby PJ (2003) Herbal medicine. N Engl J Med 348: 1498-1501
  3. Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag, Landsberg/München, S. 232–234
  4. https://arzneipflanzenlexikon.info/mutterkraut.php
  5. https://www.heilpflanzen.online/pflanzenportraits/mutterkraut/
  6. https://escop.com/downloads/feverfew/
  7. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-community-herbal-monograph-tanacetum-parthenium-l-schulz-bip-herba-revision-1_en.pdf
  8. https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-datenbank
  9. Miller LG (1998) Herbal medicinals: selected clinical considerations focusing on known or potential drug-herb interactions. Arch Intern Med.  9;158(20):2200-2211. doi: 10.1001/archinte.158.20.2200. PMID: 9818800
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