Colocynthidis fructus

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 07.04.2024

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Synonym(e)

Koloquinthenfrüchte

Definition

Colocynthidis fructus, auch Koloquinthenfrüchte genannt, werden in der volkstümlichen Medizin weltweit eingesetzt, z T . bei Harnwegsinfekten, auch bei gastrointestinalen Beschwerden, bakteriellen Infektionen oder Diabetes.
Pflanzliche Arzneimittel in Deutschland mit Koloquinthenfruchtauszug seit 1914  Arhama®-Tinktur N
 

Kommission E: Negativmonographie aufgrund der Nebenwirkungen gastrointestinal

Inhaltsstoffe

Colocynthidis fructus enthält als Hautpwirkstoff Cucurbitacine E, das in glykosidischer Form vorliegt, mit einer Höchstmenge von 0,072 % der offizinellen Droge. Weierhin Sterole, Fettsäuren, Flavonoide, Zucker und Saponine.

Wirkungen

Koloquinthenfrüchte erhöhen die Flüssigkeitsabsonderung in das Darmlumen und wirken darüber hinaus laxierend, peristaltikanregend, fördern die Magensaftsekretion und reizen in einer hohen Dosierung die Schleimhaut. Weiterhin wirken Cucurbitacin-Derivate breit antiproliferativ.  

Anwendungsgebiet/Verwendung

Zur Behandlung von unspezifischen Magen- und Darmbeschwerden mit Durchfällen  für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren.

Dosierung

Dosierung: Einmaldosis von 7,5 mL; im Abstand von 48 h maximal 14 Tage lang (entsprechend max. 7 Einmaldosen)
Ein Koloquinthenfruchtauszug ist nicht zur längerfristigen Einnahme gedacht. Die Dauer der Einnahme sollte sich im Bedarfsfall auf so wenige Tage wie möglich beschränken. Sie sollte 14 Tage am Stück und 30 Tage insgesamt im Kalenderjahr nicht überschreiten.

Zugelassen wurde ein Auszug aus Koloquinthenfrüchten  (1 : 10-13), Auszugsmittel ist Ethanol 42 % V/V. Es ist ein einziges Produkt zugelassen, das verschreibungspflichtig ist.

BfArM : Koloquinthen-Essenz-Bombastus, ENR: 3000743, zugelassen nach § 105 AMG, verschreibungspflichtig, 100 g (= 105,7 ml) Flüssigkeit
Anwendungsgebiet: Zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipation bei Kindern ab 12 Jahren und Erwachsenen
Dosierung: 2 x täglich 3 – 10 ml, entsprechen einem Drogenäquivalent von 110 mg bis 475 mg Tagesdosis.
Anwendungsdauer: Nicht länger als 14 Tage hintereinander und
innerhalb eines Jahres nicht an mehr als 30 Tagen.


 

Unerwünschte Wirkungen

Es kann zu krampfartigen Beschwerden, besonders bei Colon irritabile (-> Dosisreduktion) kommen. Bei chronischem Gebrauch bzw. Missbrauch ist ein Elektrolytverlust zu erwarten.

Wechselwirkungen

Bei einer chronischen Einnahme oder Missbrauch durch Kaliummangel wird die Wirkung von Herzglykosiden verstärkt und die Wirkung von Antiarrhythmika möglicherweise beeinflusst. Kaliumverluste können durch die Kombination mit Saluretika, Nebennierenrindenhormonen oder Süßholzwurzel verstärkt werden. Bei einer gleichzeitigen Einnahme von anthranoidhaltigen Drogen kann ebenfalls eine Verstärkung der Effekte eintreten.

Hinweis(e)

Die Nebenwirkungen treten nicht oder nur sehr selten auf, wenn die Dosis an Gesamtcucurbitacinen wie im zugelassenen ethanolischen Auszug auf eine Höchstmenge (0,072 %) beschränkt wirkt.
Bei einer Überdosierung können schmerzhafte Darmkrämpfe und schwere Durchfälle mit Wasser- und Elektrolyteverlust als Folge auftreten. Eine Überdosierung mit einer toxischen Schädigung ist erst bei einer Dosierung außerhalb der Packungsgröße möglich.

Die homöpathischen Globuli Citrullus colocynthis D6 sind toxikologisch unbedenklich und ein häufig verordnetes Homöpathikum bei kolikartigen Schmerzzuständen, die mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Brechreiz einhergehen. Kleinkinder und Säuglinge erhalten als Initialdosis stündlich 5 Globuli, Säuglinge 1 Globulus. Bei einer spürbaren Besserung, zumeist nach dem 3. Tag, wird auf 3 x täglich 5 Globuli bzw. 1 Globulus reduziert. Sie können in der Regel nach wenigen Tagen wieder abgesetzt werden.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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  2. Cai Y et al. (2015) Cucurbitacins: A Systematic Review of the Phytochemistry and Anticancer Activity. Am J Chin Med 43:1331-1350.
  3. Chawech R et al. (2015) Cucurbitacins from the Leaves of Citrullus colocynthis (L.) Schrad. Molecules 20:18001-18015.
  4. Chen X et al. (2012) Biological activities and potential molecular targets of cucurbitacins: a focus on cancer. Anticancer Drugs 23:777-787.
  5. Guo J et al. (2015) The anti-melanoma efficiency of the intratumoral injection of cucurbitacin-loaded sustained release carriers: in situ-forming implants. AAPS PharmSciTech 16:973-985.
  6. Schilcher H (Hrsg.) in, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag (2016) München, S. 192 ff.
  7. Silva IT et al. (2016) Cytotoxic effects of natural and semisynthetic cucurbitacins on lung cancer cell line A549. Invest New Drugs 34:139-148.
  8. Wang Y et al. (2014) Cucurbitacin IIb exhibits anti-inflammatory activity through modulating multiple  cellular behaviors of mouse lymphocytes.PLoS One 9:e89751.
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