Campher

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 09.03.2023

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Synonym(e)

2-Bornanon; Camphora; Camphor (INCI); Kampfer

Definition

Campher ist ein altes chinesisches Heilmittel. Araber brachten den Campher etwa im 11. Jahrhundert nach Europa.

Campher ist ein im Pflanzenreich weitverbreitetes bizyklisches Monoterpen das natürlich in verschiedenen Pflanzen vorkommt und aus diesen auch gewonnen werden kann, so aus den ätherischen Ölen von Lorbeergewächsen, Korbblütlern und Lippenblütlern.

In Ostasien wird das Monoterpen aus dem Campherbaum (Cinnamomum camphora) gewonnen. Campher kann auch industriell synthetisch hergestellt werden.

Die Substanz hat einen charakteristischen, starken,  aromatisch-holzigen, eukalyptusartigen Geruch. Der Geschmack ist scharf und bitter, auch leicht kühlend wie bei Menthol.

 

Kommission E-Monographie: Rheumatismus, extern bei Herzbeschwerden, intern bei Kreislaufregulationsstörungen, intern und extern bei Katarrhen der oberen Luftwege

Erfahrungsheilkunde:  stumpfe Verletzungen

Wirkungen

Campher wird gut von Haut und Schleimhäuten resorbiert. Die Plazentaschranke wird überwunden. Die Substanz wird als Campherglucuronsäure im Harn ausgeschieden.

Lokalwirkung: Campher wirkt lokal hyperämisierend und schwach anästhesierend; Campherapplikationen dienen als Rubefaziens in Einreibungen (z.B. Campherspiritus DAB9), Salben, Linimenten und Pflastern.  Campher wird in Einreibungen (Konzentraion etwa 5%) gegen Erkältungen eingesetzt.

Die versch. Applikationen (z.B. Salben oder Öle) werden bei chronischer Arthritis, Sehnenscheidenentzündung, traumatischer Schwellung, Myalgie, Bursitis, Zerrungen und Verstauchungen eingesetzt. Konzentrationen von 0,1 % haben eine geringe lokalanästhetische und durch Reizung von Kälterezeptoren (s. hierzu unter Menthol)eine kühlende Wirkung.
Campher wird schnell über die Haut resorbiert. Campher passiert die Blut-Hirn-Schranke, die Blut-Milch-Schranke und die Plazentaschranke. Die Metabolisierung erfolgt zu Carbonsäuren und/oder Campheralkoholen, teilweise wird der Wirkstoff glukuronidiert und größtenteils über die Niere ausgeschieden.

Systemwirkung: Campher wird als Gefahrstoff geringerer Gefährlichkeit eingestuft. Er wirkt auf das zentrale Nervensystem, in höheren Dosen auch auf das Atemzentrum. Die interne Applikation wird heute abgelehnt.

Sonstige Wirkungen: Campher dient als Mittel zur Mottenbekämpfung (Repellens) und als Desinfektionsmittel. In der Bienenpflege findet Campher als von der EU zugelassener Wirkstoff gegen Milbenbefall eine Anwendung

Toxische Wirkung: In Überdosis oral eingenommen wirkt Campher toxisch. Es kommt zu Verwirrtheits- und Dämmerzuständen, Panik, Störungen des Kurzzeitgedächtnisses bis hin zur Amnesie; auch zu epileptischen Anfällen. Die tödliche Dosis für einen Erwachsenen liegt bei 0,1 g/kg Körpermasse.

Industrieller Einsatz: Campher wird industriell  als Weichmacher für Celluloseester eingesetzt. 

 

Unerwünschte Wirkungen

Kontaktallergische Reaktion

Kontraindikation

Säuglinge und Kleinkinder unter 30 Monaten, Kindern mit Epilepsie oder Fieberkrämpfen in der Anamnese und Kindern mit anorektalen Läsionen, Präkanzerosen im Anus oder Rektum  in der Vorgeschichte

Präparate

Artosenex® N Salbe, Aspecton® Balsam, Bronchicum® Balsam mit Eukalyptusöl, Bronchodurat® Salbe, Cefarheumin® Salbe, Menthol, Erkältungsbalsam-ratiopharm®, Euflux® N Salbe, Heilit® Rheuma-Ölbad, Lyobalsam® S Salbe, Metholon Original®, Nervfluis Fides S, Pectapas® Salbe, Piniol® Balsam N, Rheuma-Salbe Lichtenstein, Rubriment®-N Öl, stas® Erkältungssalbe, Thymipin® N Erkältungsbalsam, Transplumin® Balsam E, Trauma-cyl-Salbe, Trauma-Salbe Rödler® 301 N, Trauma-Salbe Rödler® 303 N, Tumarol®N Balsam, Tussamag® Erkältungsbalsam N, Varicylum® S Salbe.

Hinweis(e)

Für Campher existiert eine durch die Kommission E monographierte fixe Kombination von Campher, Eucalyptusöl und gereinigtem Terpentinöl mit der Indikation: Katharrhe der Luftwege, Muskel - und Gelenkschmerzen bei nicht-entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen.    

Literatur
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  1. Kotaka T et al. (2014) Camphor induces cold and warm sensations with increases in skin and muscle blood flow in human. Biol Pharm Bull 37:1913-1918.
  2. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/referrals/terpenic-derivatives
  3. Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 92-93
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Zuletzt aktualisiert am: 09.03.2023