Seife

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.03.2018

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Synonym(e)

Sapo; sapones

Definition

Seifen sind chemisch gesehen Alkalisalze der höheren Fettsäuren (z.B. Kokosfett, Palmkernfett, Palmöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl, Maisöl, Sojabohnenöl und tierische Fette wie Talg oder Schmalz u.a.). Im heutigen Sprachgebrauch wird i.A. unter „Seife“ kosmetische Feinseifen oder Toilettenseifen verstanden. Diese Seifen sind i.A. feste Zubereitungen aus den Natriumsalzen der Fettsäuren.

Seifen finden in ihrer tensidischen Wirkung als Reinigungsmittel der Körperoberfläche Verwendung.  Als Textilwaschmittel haben sie ihre Bedeutung verloren. Sie bilden in sog. härterem Wasser unlösliche Calcium- und Magnesiumsalze (sog. Kalkseifen), die sich auf den Gebrauchsgegenständen niederschlagen.

Allgemeine Information

Verfahren der Seifenherstellung

Zur Herstellung werden Fette mit Laugen (Natronlauge oder Kalilauge) versetzt und gekocht (verseift). Das Verfahren wird als Seifensieden bezeichnet. Die verwendeten Fette (meist Glycerinester von linearen lang- oder mittelkettigen Fettsäuren, werden bei diesem Vorgang in Glycerin und in die jeweiligen Alkalisalze der Fettsäuren (die eigentlichen Seifen) gespalten. Die beim Seifensieden erhaltene zähflüssige Emulsion wird Seifenleim genannt. Aus Seifenleim wird durch Zusatz von Kochsalzlösung die eigentliche Seife abgeschieden.

Alternativ lassen sich Seifen direkt aus freien Fettsäuren (und nicht deren Glycerinestern) herstellen (sog. Laugenverseifung), indem die freien Fettsäuren, nach Versetzung mit Laugen zu ihren Alkalisalzen umgesetzt werden. Geeignete Fettsäuren für dieses Verfahren sind beispielsweise Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure und Ricinolsäure.

Die Konsistenz der Seife hängt u.a. von der Kettenlänge der Fettsäuren ab. Je langkettiger eine gesättigte Fettsäure (z.B. Stearinsäure oder Palmitinsäure) umso konsistenter das Seifen-Endprodukt.

Wesentlich für die Konsistenz einer Seife ist jedoch das verseifende Alkalimetall (Natrium oder Kalium). Wird aus dem Seifenleim durch Zusatz von Natronlauge der Seifenkern gewonnen, bildet sich tendenziell eine festere Seife, die Kernseife. Kernseife wird in Blöcken geformt und getrocknet. Wird durch Zusatz von Kalilauge der Seifenkern gewonnen, bilden sich Kaliumsalze der Fettsäuren, weiche bis schmierige Seifen (Schmierseifen).

Manuelle Seifenherstellung aus Naturprodukten: Seifen können auch im Kaltverseifungsverfahren manuell, einzeln hergestellt werden. Hierbei werden meist hochwertige natürliche Fette, Fettsäuren, Öle und Wachse verwendet. Diesen Naturprodukten wird eine genau abgemessene Menge an Natronlauge (NaOH) beigefügt. Hierbei ist das Ziel eine nur unvollständige Verseifung der Fette und Öle herbeizuführen. D.h. es verbleiben im entstanden Seifenprodukt unverseifte freie Fettsäuren (Überfettung). Mit der Überfettung der Seife wird neben der eigentlichen tensidischen Wirkung der Seife ein zusätzlicher pflegender Effekt erzielt.

 

Waschwirkung der Seife

 Seifen sind eine Mischung verschiedener, längerkettiger Alkalisalze von Fettsäuren. Sie zählen zu den Tensiden (anionische Tenside). Die Seifenmoleküle verdanken ihre Eigenschaften der Tatsache, dass die tragende Fettsäure aus einer langen, wasserabweisenden (hydrophoben) Kohlenwasserstoffkette und einem wasseranziehenden (hydrophilen) Teil, der sogenannten Carboxylatgruppe (–COO−) bestehen. Seifen lösen sich auch nicht in Wasser, sondern sie bilden sogenannte Mizellen. In reinem Wasser sind die Mizellen sehr klein und nicht zu sehen. Im Inneren dieser kleinsten „Tröpfchen“ befinden sich die langen, unpolaren Kohlenwasserstoffketten, während die polaren Enden in das Wasser hinausragen. Durch die Ladungen, die auf den Enden sitzen, wird ein Zusammenballen der Mizellen verhindert.

Seifen senken die Oberflächenspannung von Wasser, da sie sich auch an der Wasseroberfläche anordnen. Durch diesen Benetzungseffekt kann das Wasser deutlich intensiver mit Oberflächen in Kontakt kommen, wodurch sich die eigentliche Reinigungswirkung der Seife und des Wassers an unzugänglichen Stellen erst entfalten kann.

Das „Lösen von Fett“ (Öl, Staub, Schmutz) von der zu reinigenden Körperoberfläche und die ihre Abführung über das Waschwasser ist das eigentliche und allgemeingültige Prinzip der reinigenden Wirkung ein Seifen.

Die langen Kohlenwasserstoffketten der Seifenmoleküle lösen sich leicht in kleinen Fetttropfen. Die polaren Enden ragen jedoch in das umgebende Wasser hinaus. Der Fetttropfen wird von den Seifenmolekülen schließlich vollständig umhüllt und von der zu reinigenden Fläche abgelöst. Die Vielzahl der so mit Seifenmolekülen ummantelten Fett- und Öltropfen bildet im Wasser eine Emulsion, die am Ende des Waschvorganges durch Abspülen mit frischem Wasser abgeführt werden kann.

 

 

Flüssige Seifen

Flüssige Seifen unterscheiden sich von stückförmigen Seifen im Gehalt an fettsauren Salzen und in der Art des Kations der Lauge. Sie enthalten i.A. weniger waschaktive Substanzen.

Leimseifen (Seifenleim) sind homogene Massen, bei denen nach der Verseifung des Fettes (Glycerin-Fettsäureester) das Glycerin nicht abgetrennt wird; es verbleibt im Produkt. Kaltgesiedete Seifen werden gelegentlich als Leimseife angeboten. Dabei werden die Fette und die Lauge bei 40 °C verseift und die Masse unmittelbar danach in ein Behältnis gegossen. Es werden viele hausgemachte Leimseifen angeboten.

 

Kernseife

Kernseifen sind feste Seifen und bestehen in der Regel aus den Natriumsalzen von Fettsäuren. Sie werden durch das Aussalzen des Seifenleims gewonnen, wobei das Glycerin abgetrennt wird. Die meisten handelsüblichen Körperseifen, also auch die Feinseifen sind Kernseifen. Sie werden in Blöcken geformt und getrocknet. Im Handel werden vor allem billigere, unparfümierte Seifen „Kernseifen“ genannt. Diese spielen in der Körperpflege bei (poly-) sensibilisierten Patienten eine günstige Rolle.  

Schmierseife

Schmierseifen sind flüssige oder halbfeste Seifen, die aus preiswerten Fetten oder Ölen durch Verseifen mit Kalilauge hergestellt werden. Schmierseife sind zähflüssige Produkte und bestehen aus einem Gemisch von Kalium-Salzen höherer Fettsäuren (Kaliumseifen). Als Flüssigkeiten lassen sie sich leicht zu Wasser hinzufügen und zu Reinigungszwecken z. B. im Haushalt verwenden.

 

Abrasivseifen

Enthalten als Zusätze abradierende Stoffe wie Quarzsand, Mandelkleie oder Reiskleie, die zur Beseitigung von Hautunreinheiten oder grobem Schmutz dienen.

 

Babyseifen

Gut überfettete Toilettenseifen. Sie enthalten bei geringer Parfümierung häufig hochwertige Fettkomponenten sowie Kamillen- oder Aloeextrakte.  

 

Feinseife (Toilettenseifen)

Feinseifen, auch Toilettenseifen genannt, sind i.A. Zubereitungen auf der Basis von reinen, geruchsneutralen Kernseifen (häufig auf der Basis von Kokosöl) und werden hauptsächlich zum Waschen der Hände verwendet. Sie sind mit Rückfettern (pflegenden Zusätzen, wie z.B. Lanolin) sowie Duft – und Farbstoffen versetzt.

 

Deoseife

Deoseifen sind meist reine Kernseifen, denen ein Deodorant beigefügt ist.

 

Rückfettende Seifen

Rückfettende Seifen sollen beim normalen Waschvorgang durch Seifen– der naturgemäß zur Entfettung der Haut führt – wieder „rückfettend“ wirken. Sie sollen also Fette an die Haut wieder zurückgeben. Dazu werden bei den Feinseifen (Hauptbestandteil: Kernseife) oft Fette hinzugefügt, oder bei der Verseifung ein Überschuss von Fetten eingesetzt, so dass nicht sämtliche Fette verseifen. Dieser chemische Trick vermittelt das Gefühl, dass eine überfettende Seife weniger aggressiv einwirkt, weniger den natürlichen Fettsäuremantel zerstört.

 

Cremeseifen

Als Cremeseifen werden Seifen bezeichnet, die einen besonders hohen Anteilen an Überfettungsmitteln – wie z.B. Vaseline oder Lanolin aufweisen.

 

Glycerinseife

Glycerinseifen (auch Transparentseife genannt) sind Seifen, die einen hohen (ungebundenen) Glycerinbestand haben. Diese Seifen sind trübe bis glasig durchsichtig (Transparentseifen). Sie sind auch einfach zu schmelzen (wie viele Wachse) und werden deshalb auch als Bastelseife gebraucht.

 

Transparentseife

Zu den Transparentseifen gehören die Glycerinseifen. Durch Zusätze von Glycerin, Zucker, Ethanol wird die Kristallisation der erstarrten unterkühlten Seifenlösung verhindert. Das finalisierte Seifenprodukt bleibt transparent.

 

Rasierseife

Mittel für die Nassrasur. Die Rasierseife wird mit einem nassen Pinsel zu Schaum gerührt und anschließend aufgetragen. Rasierseife ist meist ein Gemisch aus Natrium- und Kaliumseifen, aus Feuchthaltemitteln sowie aus Wasser und Duftstoffen. Durch diese Na/K-Doppelverseifung wird die Rasierseife geschmeidiger und lässt sich besser auftragen. Rasierseife wird sowohl in Form von runden Seifenstücken als auch in einer

Stangenform („Sticks“) angeboten. 

                                                                                       

Schäumende Rasiercreme

Schäumende Rasiercremes bestehen meist aus einer Kaliumseife oder aus einem Gemisch aus Kaliumseife und einem schäumenden Tensid (z.B. Triethanolaminseife). Oft ist noch ein Überfettungsmittel – wie z.B. Vaseline oder Lanolin enthalten, sowie wasserbindende (d. h. feuchthaltende) Substanzen wie Glycerin oder Sorbit.  Meist sind Duftstoffe ein Bestandteil der Rezeptur. Die Rasiercremes führen zu einer Quellung der Haarkeratine und erlauben ein geschmeidiges Gleiten der Rasierklingen auf der Haut. Der typische Perlmuttglanz der Cremes wird durch einen Gehalt an freier Stearinsäure hervorgerufen.

 

Nichtschäumende Rasiercreme

Nichtschäumende Rasiercremes werden i.A. auf die zuvor gewaschene Haut aufgetragen. Sie führen wie alle Rasierkosmetika eine Quellung der Haare. Die Rasiercreme verhindern das Austrocknen der Haare und erleichtert ein geschmeidiges Gleiten der Rasierklingen auf der Haut. Nichtschäumende Rasiercremes sind meist etwas komplexer Rezeptur. Sie bestehen aus Stearinderivaten mit Emulgatoren, wie z. B. dem Schaum-stabilisierenden Triethanolamine; weiterhin aus nichtionischen Tensiden. Ergänzt werden die Rezepturen durch einfache Gleitmittel (z.B. Paraffinöl, Vaseline, Wollwachs), Feuchthaltemittel (z.B. Glycerin, Sorbit u.a.) sowie weiteren Hilfsstoffen (Alginate, Methylcellulose als Quellmittel) und Konservierungsmittel. Meist sind Duftstoffe ein Bestandteil der Rezepturen.

 

 

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