Uratoxidasen

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 24.07.2021

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Synonym(e)

Uricase; Urikase

Definition

Unter einer Uratoxidase versteht man ein Enzym, welches in der Lage ist, Harnsäure in wasserlösliches Allantoin zu oxidieren (Stalla 2007). Uratoxidase senkt im Vergleich zu Allopurinol viel rascher den Harnsäurespiegel (Kuhlmann 2015). Die meisten Säugetiere sind in der Lage, Harnsäure zu Allantoin zu metabolisieren. Der Mensch verfügt jedoch nicht über dieses Enzym. 

Zu therapeutischen Zwecken wird Uricase aus dem Aspergillus flavus isoliert (Dingermann 2013).

Allgemeine Information

Uratoxidase wird auf Grund der oben beschriebenen Eigenschaften medikamentös als „Rasburicase“ verwendet (Handelsname Fasturtec R® )(Herold 2021). Rasburicase wird beim Tumorlysesyndrom – trotz fehlender Studienlage – in der Erstlinientherapie empfohlen (Kuhlmann 2015).

Indikationen:

  • zur Prophylaxe eines akuten Nierenversagens bei aggressiv wachsenden Lymphomen vor bzw. unter einer Chemotherapie (Kuhlmann 2015).
  • Tumorlysesyndrom

Es handelt sich beim Tumorlysesyndrom um ein potentiell lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches sich bei schnellwachsenden Tumoren spontan oder unter einer Therapie entwickeln kann und durch einen raschen Zellzerfall (Apoptose) entsteht. 

Laborchemische Veränderungen sind: 

  • Hyperkaliämie (25 % des Ausgangswertes oder ≥ 6,0 mmol / l [Kuhlmann 2015])
  • Hyperurikämie (25 % des Ausgangswertes oder ≥ 8,0 mg / dl [Kuhlmann 2015])
  • Hyperphosphatämie (25 % des Ausgangswertes oder ≥ 1,45 mmol / l [Kuhlmann 2015])
  • sekundäre Hypokalziämie (25 % Abfall des Ausgangswertes oder ≤ 1,75 mmol / l [Kuhlmann 2015])

Klinische Symptome sind z. B. kardiale Arrhythmien (durch Hyperkaliämie [Kuhlmann 2015]), Krämpfe,  akutes Nierenversagen (Neuendorff 2020).

Nebenwirkungen:

  • allergische Reaktionen auf die Inhaltsstoffe 
  • Induktion von Antikörpern gegen die Inhaltsstoffe (Herold 2021)

Kontraindikationen:

  • Allergien gegen die Inhaltsstoffe
  • Glucose- 6- Phosphat- Dehydrogenase- Mangel
  • Erkrankungen, die ebenfalls zu einer hämolytischen Anämie führen können (Aktories 2017)

Anwendung: Rasburicase wird ausschließlich i. v. injiziert. Der Wirkungseintritt erfolgt relativ rasch und liegt bei wenigen Stunden. Die Dauer der Wirksamkeit betragt 10 h (Herold 2021).

Dosierung: Dosierungsempfehlung 0,15 – 0,20 mg / kg KG i. v. in Kombination mit einer i. v. Hydrierung (Kuhlmann 2015).

Hinweis(e)

Serumproben auf Harnsäure sind bei Patienten, die mit Uratoxidasen behandelt werden, gekühlt einzusenden (ansonsten läuft die enzymatische Reaktion in vitro weiter und verfälscht das Ergebnis).

Literatur
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  1. Aktories K et al. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Elsevier Urban und Fischer Verlag 527 
  2. Dingermann T et al. (2013) Pharmazeutische Biologie: Molekulare Grundlagen und klinische Anwendung. Springer Verlag 206 – 207
  3. Herold G et al. (2021) Innere Medizin. Herold Verlag 708
  4. Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 210
  5. Neuendorff N R (2020) Tumorlysesyndrom in: Jäger D et al. (2020) Onko- Nephrologie. Springer Verlag 243 - 252
  6. Stalla G K (2007) Therapielexikon Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten. Springer Verlag 1168
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