Tay-Sachs-Krankheit E75.0

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.07.2018

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Synonym(e)

GM2 gangliosidosis; Tay-Sachs disease; Tay-Sachs-Syndrom

Definition

Seltene autosomal rezessiv vererbte, zu den Lysosomalen Speicherkrankheiten (Storage diseases - Gangliosidose) zugehörige, tödlich verlaufende neurodegenerativen Erkrankung, bei der es infolge eines Mangels an Hexoseaminidase A zu einer Ansammlung von Sphingolipide in den Lysosomen kommt. Diese Sphingolipide werden physiologischerweise durch eine sequentielle Abspaltung der endständigen Zucker abgebaut.

Vorkommen/Epidemiologie

Vermehrtes Auftreten der Erkrankung bei aschkenasischen Juden osteuropäischer Herkunft (Lew RM et al. 2015). Weiterhin Häufung bei französischen Kanadiern, Iren und Persern.

Ätiopathogenese

Nachgewiesen sind mehrere Mutationen des auf Chromosom 15q23-24 lokalisierten Gens, das für das Enzym β-N-Acetylhexosaminidase kodiert (Jamali S et al. 2014; Sheth J et al. 2018). Das Enzym β-N-Acetylhexosaminidase ist für die Entfernung von terminalen N-Acetylgalactosaminresten zuständig. Das Fehlen des Enzyms oder dessen Funktionsverlust führt zu einer Kumulation von Gangliosiden in Gehirn und Retina. Die Folge ist ein kontinuierlicher Verlust von Nervenzellen.

Manifestation

Ab dem 3. Lebensmonat

Klinisches Bild

Zunehmende Muskelschwäche, kirschroter Fleck in der Makula, psychomotorischer Abbau unter Verlust der Sitz- und Stehvermögens, auffällige Schreckreaktionen auf Schallreize, Blind- und Taubheit, Paresen, Spastik, Krämpfe, puppenhaftes Gesicht mit transparenter Haut, Trichomegalie (lange Wimpern) und feines Haar. Die betroffenen Kinder verlieren zunehmend das Bewusstsein. Sie sind zunehmend nicht ansprechbar, befinden sich in einem Tiefschlaf. Die motorische und mentale Entwicklung der Kinder entwickelt sich zurück, angelernte Fähigkeiten gehen wieder verloren. Die Kinder sind auf eine dauerhafte Behandlung angewiesen. Komplikativ treten häufig Infekte der Atemwege auf.

Diagnose

Nachweis der Mutation. Nachweis der verminderten Aktivität von Hexosaminidase A bzw. Hexosaminidase B in Blutserum, Leukozyten- oder Fibroblastenkulturen.

Verlauf/Prognose

Fortschreitender Verlust kognitiver Fähigkeiten. Weiterhin psychomotorischer Abbau, muskuläre Hypotonie, Lähmungen, Spastik, Blind- und Taubheit, epileptische Anfällen. Die erkrankten Kinder sterben in der Regel zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr aufgrund rezidivierender Atemwegsinfekte.

 

Prophylaxe

Gesunde Träger des rezessiven Gens können durch Blutuntersuchung erkannt werden.  Um die Krankheit zu vermeiden. Falls beide Eltern als Träger bekannt sind, ist von einer Schwangerschaft abzuraten. Familien, in denen die Krankheit bereits aufgetreten ist, nutzen die Möglichkeit einer genetischen Beratung im Vorfeld einer Schwangerschaft bzw. die pränatale Diagnostik.

Hinweis(e)

Sphingolipide bilden eine Gruppe von Lipiden, die am Aufbau der Zellmembranen beteiligt ist. Die Lipide bestehen aus Fettsäure die mit dem Alkohol Sphingosin verestert sind. Die Ansammlung dieser Gangliosiden in den Lysosomen und später im Zytoplasma der Neuronen führt zu deren Absterben.

Literatur
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  1. Jamali S et al. (2014) Three novel mutations in Iranian patients with Tay-Sachs disease. Iran Biomed J 18:114-119.
  2. Lew RM et al. (2015) Ashkenazi Jewish population screening for Tay-Sachs disease: the internationaland Australian experience. J Paediatr Child Health 51:271-279.
  3. Sheth J et al. (2018) Identification of deletion-duplication in HEXA gene in five children with Tay-Sachs disease from India. BMC Med Genet 19:109. 

Disclaimer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.07.2018