Talaromyces marneffei-Infektionen J17.2

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 14.11.2019

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Synonym(e)

Infektion durch Talaromyces marneffei; Penicillium marneffei; Talaromyces marneffei

Erstbeschreiber

Segretain G, 1959

Definition

Talaromyces marneffei ist ein dimorpher Pilz, der endemisch in Südostasien vorkommt und dort in Bambusratten sein natürliches Reservoir besitzt. Der Pilz verursacht bei HIV-Infizierten die häufigste Mykose (AIDS-definierende Mykose).Weiterhin lässt sich der Erreger auch in Bodenproben nachweisen.

Vorkommen/Epidemiologie

Infektionen mit Talaromyces marneffei treten vor allem in Nordthailand, Myanmar, Südchina, Vietnam, Laos, Taiwan und Hongkong bei immunsupprimierten (v.a. HIV-positiven) Personen auf (Chan JF et al. 2016). In Thailand ist die Infektion mit Talaromyces marneffei neben der Tuberkulose und Kryptokokkose die dritthäufigste AIDS-definierende Erkrankung. Die seltenen in Europa beschriebenen Fälle waren stets importierte Infektionen aus dieser Region.

Klinisches Bild

Erregernachweis aus dem Respirationstrakt, aus Blutkulturen, Knochenmarksbiopsaten, Hautbiopsien u.a.; Talaromyces marneffei ist auf herkömmlichen Pilznährböden innerhalb weniger Tage anzüchtbar.

Bei immunkompetenten Personen verläuft die Infektion klinisch inapparent; bei Kindern können sich Pneumonien entwickeln. Bei immunsupprimierten Kindern kann die Infektion tödlich verlaufen. In einem südchinesischen Kollektiv lag die Mortalitätsrate bei 36.36% (Guo J et al. 2019).

Bei Immunsupprimierten Erwachsenen entwickelt sich eine disseminierte Infektion mit Fieber, Anämie, Gewichtsverlust, Hepatosplenomegalie, generalisierter Lymphadenopathie und bronchitischen Symptomen. 70% der infizierten Patienten entwickeln ein papulöses Exanthem mit molluskoiden Einzeleffloreszenzen. Beschrieben wurde bei einem Patienten mit einer Talaromyces marneffei Koinfektion mit Mycobacterium avium ein Sweet-Syndrom (Su SS et al. 2019). Teilweise bilden sich auch abszedierende Entzündungen.

Diagnose

Erregernachweis aus dem Respirationstrakt, aus Blutkulturen, Knochenmarksbiopsaten, Hautbiopsien u.a.; Talaromyces marneffei ist auf herkömmlichen Pilznährböden innerhalb weniger Tage anzüchtbar.

Therapie

Die Therapie erfolgt mit Amphotericin B (0,6mg/kgKG/Tag über 2 Wochen); anschließend mit einem Triazol-Antimykotikum (z.B. Itraconazol 200mg p.o. 2x/Tag über 10 Wochen). Eine Sekundärprophylaxe mit 200mg p.o./Tag Itraconazol sollte konsequent fortgesetzt werden. Sie kann abgesetzt werden bei virulogischer Suppression unter cArt bis zur Rekonstitution der CD-Zellzahl > 100.

Auch Voriconazol erwies sich bei immunsupprimierten Kindern als erfolgreich (Guo J et al. 2019).

Literatur
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  1. Chan JF et al. (2016) Talaromyces (Penicillium) marneffei infection in non-HIV-infected patients. Emerg Microbes Infect 5:e19.
  2. Guo J et al. (2019) Characteristics and Prognosis of Talaromyces marneffei Infection inNon-HIV-Infected Children in Southern China. Mycopathologia doi: 10.1007/s11046-019-00373-4
  3. Su SS et al. (2019) Disseminated Talaromyces marneffei And Mycobacterium avium Infection Accompanied  Sweet's Syndrome In A Patient With Anti-Interferon-γ Autoantibodies: A Case Report. Infect Drug Resist 12:3189-3195.
  4. Tsang CC et al. (2019) Sixty Years from Segretain's Description: What Have We Learned and Should Learn About the Basic Mycology of Talaromyces marneffei? Mycopathologia doi: 10.1007/s11046-019-00395-y.

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