Rifaximin

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 15.09.2022

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Synonym(e)

CAS-Nummer: 80621-81-4; Rifaximin-alpha

Definition

Rifaximin, ein bakterizides orales Breitbandantibiotikum, ist ein halbsynthetisches Derivat von Rifamycin. Rifaximin wird praktisch nicht resorbiert (< 1 %) und ist somit ausschließlich im Darmlumen wirksam. Weiterhin wird Rifaximin fast vollständig unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden. Ein breites Keimspektrum, die fehlenden systemischen Nebenwirkungen sowie eine nahezu nicht-vorhandene Resistenzentwicklung machen Rifaximin zu einer wichtigen Therapieoption bei intestinalen bakteriellen Infektionen (Cuomo R et al.2017).

In Deutschland ist Rifaximin für die Behandlung der, durch nicht-invasive enteropathogene Bakterien (wie z. B. Escherichia coli) verursachten, Reisediarrhoe bei Erwachsenen zugelassen (Reisediarrhoe = eine in einem mediterranen, subtropischen oder tropischen Land erworbene Diarrhoe bei Reisenden). Seit 2013 ist Rifaximin auch in Deutschland zur Therapie und Prophylaxe der hepatischen Enzephalopathie zugelassen (Kang SH et al. 2017). In anderen Ländern bestehen Zulassungen für das bakterielle Überwucherungssyndrom (Gatta L et al. 2017)

Pharmakodynamik (Wirkung)

Rifaximin wirkt bakterizid. Das Antibiotikum bindet irreversibel an die Beta-Untereinheit der prokaryotischen DNA-abhängigen RNA-Polymerase und  blockiert dadurch die Bindung des Enzyms an die DNA und damit die Initiierung der Kettenbildung.

Wirkungsspektrum

Der Wirkstoff Rifaximin besitzt ein breites antimikrobielles Wirkspektrum gegen die meisten grampositiven und -negativen, aeroben und anaeroben Bakterien und deckt damit die meisten Bakterien ab die Darminfektionen hervorrufen wie:  Staphylococcus aureus; Streptococcus pyogenes; Enterococcus faecalis; Enterococcus faecium; Bacillus cereus; Clostridium difficile; Clostridium spp.; Peptococcus spp.; Peptostreptococcus spp.; Escherichia coli; (einschließlich enteroaggregative und enterotoxigene E. coli); Salmonella spp.; Shigella spp.; Yersinia enterocolitica; Proteus spp.; Pseudomonas aeruginosa; Vibrio cholerae; Bacteroides fragilis; Bacteroides spp.; Microaerophile ; Campylobacter jejuni; Helicobacter pylori.

In einer kleineren Studie wurde eine Wirksamkeit des Antibiotikums bei der Rosazea gefunden (3x 400mg/Tag über 10 Tage lang); die Effizienz bei dieser Indikation wurde allerdings von anderen Autoren in Frage gestellt (Weinstock LB 2011)

Dosierung und Art der Anwendung

Erwachsene: 2-4 mal/Tag 200 mg p.o. Max. Tagesdosis 800 mg.

Unerwünschte Wirkungen

Rifaximin verfügt über ein günstiges Verträglichkeitsprofil, das sich aus seiner minimalen systemischen Verfügbarkeit ableiten lässt. Die Häufigkeit liegt in Studien auf Placebo-Niveau. 

Seltener sind gastrointestinale NW: Flatulenz, Bauchschmerzen, Übelkeit. Die Abgrenzung gegenüber der Symptome der zu behandelnden Grunderkrankung ist schwierig.

Integument: Selten Arzneimittelexantheme, Urticaria.

Sonstige: Selten Kopfschmerz, Schwindel, Müdigkeit, Harndrang, Appetitverminderung, Menstruationsstörungen, erhöhte Leberwerte.

Kontraindikation

Rifaximin ist nicht anzuwenden bei Patienten mit klinischen Zeichen einer invasiven Enteritis; weiterhin bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Für die Behandlung von Kindern liegt keine Erfahrung vor.

Präparate

Colidimin (A), Xifaxan (CH, D), Rifacol (I)

Hinweis(e)

Seit 2008 ist der Arzneistoff in Deutschland erhältlich.

Literatur
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  1. Cuomo R et al.(2017) Rifaximin and diverticular disease: Position paper of the Italian Society of Gastroenterology (SIGE). Dig Liver Dis 49:595-603.
  2. Gatta L et al. (2017)  Systematic review with meta-analysis: rifaximin is effective and safe for the treatment of small intestine bacterial overgrowth. Aliment Pharmacol Ther 45:604-616.
  3. Kang SH et al. (2017) Rifaximin treatment is associated with reduced risk of cirrhotic complications and prolonged overall survival in patients experiencing hepatic encephalopathy. Aliment Pharmacol Ther 46:845-855.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28836723W
  4. Weinstock LB (2013). Rosacea in Crohn's Disease: Effect of Rifaximin. J Clin Gastroenterol 45:295-296.
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