Pyurie N39.0

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 02.02.2021

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Definition

Unter einer Pyurie versteht man das Vorhandensein von Eiter im Urin. Dieser Eiter ist makroskopisch sichtbar, der Urin zeigt eine deutliche Trübung und weist gelegentlich einen fauligen Geruch auf.

Es finden sich bei einer Pyurie 10 oder > 10 Leukozyten pro ml Urinmenge oder

> 100 Leukozyten pro Gesichtsfeld bei der labordiagnostischen Abklärung.

 

Einteilung

Unterschieden wird zwischen einer:

  • sterilen Pyurie (ohne bakteriellen Nachweis) und einer
  • bakteriellen Pyurie.

Normalerweise ist der Harn steril. Erst bei einem Nachweis von > 10 Bakterien / ml Harn, sprechen wir von einer Bakteriurie. Bei Werten von < 104 handelt es sich um eine fragliche Kontamination, Werte zwischen > 10 4 bis 105 deuten auf einen Grenzbefund hin (nur bei Katheterurin spricht die Zahl für einen bakteriellen Infekt). Sofern die Bakterienzahl aber > 10 5 ansteigt, liegt eine signifikante Bakteriurie vor.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Pyurie ist ein häufig auftretendes Symptom. Bei Frauen findet es sich in13,9 %, wohingegen bei Männern lediglich 2,6 % betroffen sind. Die Ursache für den Geschlechterunterschied liegt in den anatomischen Begebenheiten, durch die Frauen häufiger Infektionen im Becken- und Blasenbereich entwickeln.

 

Ätiopathogenese

Eine sterile Pyurie findet sich bei:

  • Urogenitaltuberkulose (Mycobacterium tuberculosis; in 90 % der Fälle findet sich ein pathologischer Urin mit Pyurie und gleichzeitiger Hämaturie)
  • Chlamydien
  • Ureaplasmen
  • Neisseria gonorrhoeae
  • genitaler Herpes
  • fortgeschrittene HPV-Infektion
  • Trichomoniasis
  • Mykoplasmen
  • Nephrolithiasis
  • Urolithiasis
  • Pilzinfektionen
  • chronische interstitielle Nephritis
  • uroepithelialer Tumor
  • chronische Prostatitis
  • chronische Urethritis
  • Bilharziose (Schistosomiasis) nach Tropenaufenthalt
  • Kawasaki-Syndrom (sehr selten, betrifft meistens Kinder; hohes Fieber; Exanthem etc.)
  • vorausgegangene Antibiose
  • Kontamination der Urinprobe mit Desinfektionsmittel
  • u.a.

 

Eine Pyurie mit gleichzeitiger Leukozyturie findet sich besonders häufig bei:

Therapie

Die Pyurie an sich ist kein Zeichen einer Harnwegsinfektion und sollte auch nicht als solche behandelt werden.

Wichtig ist die diagnostische Zuweisung der Pyurie und anschließend die entsprechende Therapie der Grunderkrankung.

Bei Patienten mit Oligurie bzw. Anurie findet sich fast immer eine Pyurie. Auch hier sollte eine antibiotische Behandlung nur bei einem positiven Urikult-Test erfolgen.

 

Literatur
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  1. Gerok W et al. (2007) Die Innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer Verlag
  2. Herold G et al. (2017) Innere Medizin. Herold Verlag S 603
  3. Huhnstock K et al. (1974) Diagnose und Therapie in der Praxis Springer Verlag SS 651, 657
  4. Kasper DL et al. (2015) Harrison's Principles of Internal Medicine Mc Graw Hill Education
  5. Kasper DL et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Thieme Verlag SS 1355, 2259
  6. Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie. Springer Verlag. SS 20 – 22, 61, 63, 287
  7. Sökeland J et al. (2004) Urologie Thieme Verlag. S 63
  8. Wise G J et al (2015) Sterile Pyuria. New Engl J Med 372: 1048-1054

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