Präventionsparadox

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.08.2018

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Erstbeschreiber

Rose, Geoffrey

Definition

Wenn viele Einzelne mit geringem Risiko (z.B. grenzwertiger Bluthochdruck, leicht auffälliger Cholesterinspiegel, Prä-Diabetes) eine präventive Maßnahme durchführen, nützt diese der Gesamtpopulation in der Regel viel. Bei einer großen Menge an Menschen werden kardiovaskuläre Krankheitsereignisse oder vorzeitige Todesfälle langfristig gesenkt.

Eine Einzelperson mit leichtem Risiko wird aber nur selten einen direkten Nutzen durch kurz- oder mittelfristige Verbesserungen der Gesundheit oder durch eine Verlängerung ihrer behinderungsfreien Lebenszeit erfahren.

Anders stellt sich die Lage für Präventivmaßnahmen bei kleinen Gruppen mit hohem Risiko dar, z.B. bei klinisch adipösen Menschen oder bei Patientinnen und Patienten mit manifester Hypertonie, Hypercholesterinämie oder Diabetes mellitus Typ II. Hierbei ist der individuelle Gesundheitsgewinn durch Früherkennung, Frühbehandlung und tertiäre Prävention ungleich höher als bei Menschen mit mittlerem und niedrigerem Risiko. Allerdings ergibt sich für die Gesamtpopulation kein vergleichbar großer Effekt.

Hinweis(e)

Das Präventionsparadox gilt für alle auf Risikofaktoren basierenden medizinischen Interventionen und Zielsetzungen, insbesondere für Maßnahmen der Verhaltensprävention. Typische Anwendungsbeispiele im Bereich der Medizin sind:

  • diätetische und Lebensstil-Empfehlungen und/oder medikamentöse Maßnahmen mit dem Ziel einer Cholesterin-, Blutdruck- oder Blutzuckersenkung,
  • Screenings auf unentdeckte Hypertonie zur Infarktprophylaxe, Diabetes-Screenings, Hautkrebs-Screening, PSA-Bluttestungen zur Prostatakarzinom-Früherkennung,
  • invasive Früherkennungsmaßnahmen wie die Vorsorgekoloskopie zur Darmkrebsprophylaxe.

Literatur
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  1. Franzkowiak, P (2018) Das Präventionsparadox - Leitbegriffe der Gesundheitsförderung - BZgA doi: 10.17623/BZGA:224-i094-1.0
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