Prävention in der Medizin

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.08.2018

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Synonym(e)

Krankheitsprävention; Prävention; Präventivmedizin; Salutogenese

Definition

Prävention in der Medizin (kurz: Prävention) versucht, den Gesundheitszustand der Bevölkerung, von Bevölkerungsgruppen oder einzelner Personen zu erhalten oder zu verbessern. Das entsprechende Teilgebiet der Medizin wird als Präventivmedizin bezeichnet. In verschiedenen Fachbereichen (z.B. Zahnmedizin und Onkologie) wird synonym zu der Bezeichnung „Prävention“ auch der Begriff „Prophylaxe“ verwendet. 

Zentrale Strategie der Prävention ist es, in der Gegenwart die Auslösefaktoren von Krankheiten zurückzudrängen oder ganz auszuschalten, um unerwünschte Folgen in der Zukunft zu vermeiden. Präventive Maßnahmen sind meist langfristig angelegt und zielen auf dauerhafte Veränderungen der Einstellung, des Erlebens und des Verhaltens. Krankheitsprävention wird nicht nur als Aufgabe der Medizin verstanden. Vielmehr kann sie nur interdisziplinär umgesetzt werden unter Mitwirkung von Psychologen, Soziologen, Pädagogen u.a..

Einteilung

Einteilung nach dem Interventionszeitpunkt (nach Caplan 1964):

Präventionen und Präventionsmaßnahmen können wie folgt gegliedert werden:

  • primäre (Primärprävention)
  • sekundäre (Sekundärprävention)
  • tertiäre (Tertiärprävention)
  • quartäre Prävention (Quartärprävention) (Marc Jamoulle 1986).

Primärprävention setzt vor Eintreten der Krankheit ein und zielt darauf ab, die Inzidenz von Erkrankungen zu senken. Die Primärprävention richtet sich an Risikogruppen, Gesunde und Personen ohne Krankheitssymptome. Beispiele für Primärprävention sind Maßnahmen zur gesunden Ernährung, zu Sport, zur Stressbewältigung oder zur Suchtprävention..

Sekundärprävention dient der Früherkennung von Krankheiten, der Verhinderung ihrer Progredienz oder Chronifizierung. Zielgruppe sind scheinbar gesunde Personen, bei denen erst durch eine geeignete diagnostische die Erkrankung evident wird. Beispiele sind die Screeningverfahren im Bereich von Hautkrebs, Brustkrebs oder Darmkrebs; Vorsorgemaßnahmen bei Kindern oder Schwangere.

Tertiärprävention findet nach einer Akutbehandlung oder nach Manifestation einer Erkrankung statt. Mit ihr sollen Folgeschäden und Rückfälle verhindert werden. Tertiärprävention richtet sich an Patienten mit chronischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen (Beispiel: atopische Dermatitis, Asthma bronchiale). Der Begriff der Tertiärprävention deckt sich weitgehend mit dem der Rehabilitation.

Quartärprävention hat die Verhinderung von unnötiger Medizin und von Übermedikation zum Ziel nach dem Prinzip des „primum non nocere“. Insbesondere ältere Menschen sind infolge von Multimedikation betroffen.

 

Im Wesentlichen lassen sich alle Präventionsmethoden auf folgende Methoden zurückführen:

Stärkung der Motivation und der Gesundheitskompetenz der Menschen mit dem Ziel gesundheitsschädliches Verhalten zu reduzieren und gesundheitsförderliches Verhalten zu stärken.

Maßnahmen des Gesetzgebers, um mit Hilfe von Gesetzen und Vorschriften, sowie entsprechenden Sanktionsmaßnahmen, präventives Verhalten durchzusetzen.

Ökonomische Anreiz- und „Bestrafungssysteme“, mit denen das Verhalten des Einzelnen und die Verhältnisse präventiv beeinflusst werden sollen.

Allgemeine Information

Präventionsmaßnahmen in der Medizin sind sowohl ethisch wie auch ökonomisch begründet: Individuelles Leid soll so weit wie möglich verhindert, die Lebensqualität der Menschen und damit auch ihre Arbeitsfähigkeit verbessert (Beispiel: Berufsdermatologie) und das Leben selbst verlängert werden. Gleichzeitig soll Prävention die ökonomischen Lasten für dann überflüssig gewordene Krankenbehandlungen verringern. Krankheitsprävention setzt normalerweise vor dem Auftreten einer Erkrankung ein und unterscheidet sich dadurch von der Kuration oder der Therapie. 

Prävention und Gesundheitsförderung sind von unterschiedlicher aber auch ergänzender Natur. Gemeinsames Ziel der Maßnahmen ist es, die Gesundheit zu verbessern und zu erhalten. Gesundheitsförderung (Salutogenese) ist darauf ausgerichtet, die Position des Individuums in Richtung Gesundheit zu lenken. Hierbei lautet die Grundsatzfrage: Was hält gesund?

Hinweis(e)

Gesundheitsförderung: Vom Begriff der Prävention zu unterscheiden ist der Begriff der Gesundheitsförderung, der auf dem Salutogenesemodell nach Antonovsky beruht (Ottawa-Charta der WHO, 1986). Während es bei der Prävention um die Verringerung und Vermeidung von Risikofaktoren geht, ist die Gesundheitsförderung darauf ausgerichtet v.a. die Schutzfaktoren zu fördern und die gesundheitlichen Lebensbedingungen zu stärken.

Organisationen in Deutschland: In der Bundesrepublik Deutschland leisten staatliche, private und wissenschaftliche Organisationen umfassende Präventionsarbeit zum Nutzen der Bevölkerung, z.B.:

  • Berufsverband deutscher Präventologen
  • Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG)
  • Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention
  • Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG)

 

Literatur
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  1. Peter Franzkowiak: Prävention und Krankheitsprävention. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.): Leitbegriffe der Gesundheitsförderung, doi:10.17623/BZGA:224-i091-1.0
  2. Abholz HH (2006): Hausärztliche Prävention – Ein Vorschlag für eine Systematik. Zeitschrift für Allgemeinmedizin 82: 50–55

 

Tabellen

  • Blutdrucknormalisierung: normotensive Patienten leben etwa 5 Jahre länger als Hypertoniker.
  • Nikotinabstinenz: durchschnittlich sterben Raucher 10 Jahre früher als Nichtraucher
  • Gewichtsreduktion: BMI 22,5-25kg/m2 = niedrigste Mortalität; BMI 30-34,9kg/m2 = 2-4 Jahre Verlust an Lebenszeit; BMI > 40kg/m2 = 10-12 Jahre Verlust an Lebenszeit.
  • Mediterrane Kost: Herzinfarktrate = -40-50%
  • Regelmäßig Sport (15 min./Tag): Herzinfarktrate = -40-50%
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Zuletzt aktualisiert am: 19.08.2018