Otitis media acuta H66.0; H66.1;H66.2; H66.3; H66.4

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. Jens Bäte

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Zuletzt aktualisiert am: 30.06.2022

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Synonym(e)

Akute Mittelohrentzündung; Mittelohrentzündung akute

Definition

Häufige , bakterielle oder virale Entzündung des Mittelohres die v.a. im Kindesalter auftritt; sie tritt aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen auf. Bis zum 3. Lebensjahr haben etwa ⅔ aller Kinder eine Erkrankung durchgemacht.

Erreger

Zu den häufigsten Erregern zählen Pneumokokken, Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis und gelegentlich auch Enterobacterales (z. B. Klebsiella pneumoniae). Auch anaeroben Bakterien können eine Otitis media auslösen (u. a. Peptostreptococcus, Fusobacterium, Prevotella und Porphyromonas). Seltener sind Viren für die Entzündung des Mittelohres direkt verantwortlich (z. B. Masernvirus, Enteroviren, RSV, Rhinoviren, Influenza- und Parainfluenza- sowie Adenoviren).

Ätiopathogenese

Die akute Mittelohrentzündung entsteht meist im Gefolge eines viralen Infekts der oberen Luftwege (Rhinitis) unter Beteiligung der Schleimhaut der Tuba auditiva Eustachii, selten infolge eines Trommelfelldefekts. Bei Kindern, bei denen die Tuba mehr horizontal gestellt ist, führt die Schwellung der Schleimhaut zu einer Obstruktion, die durch vergrößerte Rachenmandeln begünstigt wird. Die Belüftung des Mittelohrs und der Abfluss des Sekretes sind dadurch deutlich gestört. Hierdurch wird eine bakterielle Infektion begünstigt. Bei Neugeborenen kann auch eine geschlechtlich übertragene Erkrankung (STI, "sexually transmitted infection") der Mutter als Infektionsquelle ("intra partum") in Frage kommen. Als möglicher Auslöser gelten Chlamydien.  

Klinisches Bild

Klassische Symptome der akuten Otitis media sind starke Ohrenschmerzen, Druckgefühl, Fieber und Allgemeinbeschwerden (Kopf- und Gliederschmerzen), evtl. auch Hörminderung. Charakteristisch ist auch ein sog. Tragusschmerz bei Druck auf diesen Ohrknorpel. Insbesondere bei kleinen Kindern stehen häufig nicht die Ohrenbeschwerden, sondern unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen im Vordergrund.

Diagnose

Bei Spontanperforation mit Eiterentleerung mikrobielle Untersuchung des Abstrichmaterials. Nur bei schweren Verlaufsformen ist eine Parazentese vorzunehmen, um gezielt Material für eine mikrobiologische Untersuchung zu gewinnen. Der Hörverlust kann ggf. im Rahmen einer Hörprüfung quantifiziert werden

Komplikation(en)

Durch Fortleitung der eitrigen Infektion auf benachbarte Strukturen kann es zur Mastoiditis, Labyrinthitis (Innenohrbeteiligung mit Drehschwindel, Übelkeit, Gleichgewichtstörungen) seltener zu lebensbedrohlichen endokraniellen Komplikationen (Meningitis, Hirnabszess, Sinusvenenthrombose) kommen.

Heilt eine akute Mittelohrentzündung nicht vollständig aus, kann sich eine chronische Otitis media entwickeln.

Therapie

Die Spontanheilungsrate ist insbesondere bei Kindern relativ hoch.

Bei ei geringer Beeinträchtigung sind Maßnahmen wie Bettruhe, analgetische/antientzündliche Therapie (NSAR), abschwellende Nasentropfen oder auch feuchte Ohrwickel oft ausreichend.

Bei v. a. eine bakterielle Ursache sollte eine Antibiotikatherapie erfolgen, um eine Chronifizierung oder/und bleibende Schäden wie z. B. Hörminderung zu verhindern.

Empfehlenswert sind  z. B. Ampicillin (evtl. kombiniert mit einem Betalaktamaseinhibitor, Cephalosporine der 2. Generation oder Makrolide). Bei atypischen Bakterien, z. B. Chlamydien beim Neugeborenen, muss dann ggf. ein alternatives Antibiotikum mit anderem Wirkspektrum gewählt werden. Der seröse Erguss kann nicht auf natürlichem Wege drainiert werden, solange die Abflussstörung anhält. In diesem Fall muss eine entlastende Trommelfellperforation (Inzision, Parazentese) erfolgen. Dadurch werden Schmerz und Druckgefühl akut vermindert.

Prophylaxe

Impfungen gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae können einen Großteil der Infektionen bei Kindern verhindern.

Hinweis(e)

Die chronische Otitis media ist im Vergleich zur akuten Form auf einen permanten Defekt des Trommelfells zurückzuführen. Das Erregerspektrum ist zur Otitis media acuta verändert (meist Pseudomonas aeruginosa, auch Staphylococcus aureus, Enterobacteriaceae). Klinisch steht die Hörminderung im Vordergrund.

Literatur
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  1. Cornely O et al. (2019) Infektionen des Ohres. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme.  

Verweisende Artikel (1)

Staphylococcus aureus;

Weiterführende Artikel (2)

Ampicillin; Cephalosporine;

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Zuletzt aktualisiert am: 30.06.2022