Nahrungsprotein induziertes Enterocolitis-Syndrom

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 27.11.2018

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Synonym(e)

Food protein induced enterocolitis; Food protein induced enterocolitis syndrome; FPIES; Nahrungsprotein induzierte Enterocolitis

Erstbeschreiber

Powell, 1978

Definition

Nicht -IgE- sondern Zell-mediierte Nahrungsmittelallergie (Nowak-Węgrzyn A et al. 2017) die in den ersten Lebenswochen bei Säuglingen auftritt und die 1-4 Stunden nach Nahrungsaufnahme eintritt (Leonard SA et al. 2015). Die Entität des Krankheitsbildes ist insofern noch umstritten, als gut fundierte klinische Studien zu diesem Krankheitsbild noch fehlen (Nowak-Węgrzyn A et al. 2017).

Vorkommen/Epidemiologie

Verlässliche Daten liegen nicht vor. Angegeben werden Inzidenzen von 3/1000 Neugeborenen (Katz et al 2011).

Ätiopathogenese

Pathogenese ist unklar. Diskutiert wird eine Nahrungsmittel-induzierte TNF-alpha-Freisetzung aus mononukleären Zellen. Die Beschwerden werden in erster Linie durch Kuhmilch- oder durch Sojaprodukte ausgelöst (Caubet JC et al. (2014).   

Manifestation

In den ersten Lebensmonaten

Klinisches Bild

Das akute FPIES manifestiert sich innerhalb von 1-4 Stunden nach Nahrungsaufnahme mit Reizbarkeit, anhaltendem Erbrechen, wässrigen oder mukösen, teils auch blutigen Durchfällen, Dehydration  und ggfl. hypovolämischem Schock. 

Das chronische FPIES ist weniger gut charakterisiert (Nowak-Węgrzyn A et al. 2017). Es tritt bei Säuglingen <4 Monate auf, die mit Kuhmilch oder Soja-Produkten ernährt werden. Das chronische FPIES ist gekennzeichnet durch intermittierendes Erbrechen, wässriger Diarrhö, und vermindertem Wachstum. Eine schwere Verlaufsform führt zur Dehydration, Hypalbuminämie, hypovolämischem Schock über eine Periode von Tage oder Wochen. Nach Elemination der Triggerfaktoren klingen die klinischen Symptome auf. Spätere Diätfehler führen zur klinischen Symptomatik des akuten FPIES.

Diagnose

Wird aufgrund der klinischen Vorgeschichte und Symptomatik gestellt. Hauttestungen verlaufen negativ.

Therapie

Vermeidung der auslösenden Nahrungsmittel. Im Allgemeinen bessern sich die Beschwerden nach 1-2 Jahren (Jäger L 2001). Sie können jedoch auch bis in die Schulzeit hinein persistieren.  Bei älteren Kindern steht die Enterocolitis im Vordergrund.  Das angeschuldigte Nahrungsmittelspektrum ist in diesem Lebensalter breiter. Es umfasst Geflügelfleisch, Rindfleisch, Hülsenfrüchte (Erdnuss, grüne Erbsen, Linsen), Hühnerei, Gemüse und Früchte (Kartoffel, Süßkartoffel, Banane, Apfel).

Verlauf/Prognose

Berichtet wurde die Entwicklung einer Toleranz gegen die angeschuldigten Nahrungsmittel innerhalb eines Zeitraums von 35 -42 Monate. In einer größeren israelischen Studie war bei 60% der Kinder eine Toleranz nach 1 Jahr zu beobachten, bei 75% nach 2 Jahren und bei 85% nach 3 Jahren (Katz Y et al. 2011).

Literatur
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  1. Caubet JC et al. (2014) Clinical features and resolution of food protein-induced enterocolitis syndrome: 10-year experience. J Allergy Clin Immunol 134: 382-389
  2. Jäger L et al. (2001) Nahrungsmittelallergien und – intoleranzen. Urban & Fischer Verlag München, Jena S 67-68
  3. Katz Y et al. (2011) The prevalence and natural course of food protein-induced enterocolitis syndrome to cow's milk: a large-scale, prospective population-based study J Allergy Clin Immunol, 127: 647-653
  4. Leonard SA et al. (2015) Food Protein-Induced Enterocolitis Syndrome. Pediatr Clin North Am 62:1463-1477.
  5. Nowak-Węgrzyn A et al. (2017) Food Protein-Induced Enterocolitis Syndrome. J Investig Allergol Clin Immunol 27:1-18. 
  6. Nowak-Węgrzyn A et al. (2017) International consensus guidelines for the diagnosis and management of food protein-induced enterocolitis syndrome: Executive summary-Workgroup Report of the Adverse Reactions to Foods Committee, American Academy of Allergy, Asthma & Immunology. J Allergy Clin Immunol 139:1111-1126. 

 

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Zuletzt aktualisiert am: 27.11.2018