Metoprolol

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 27.05.2020

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Synonym(e)

CAS-Nummer:37350-58-6

Definition

Kompetitiver Beta-Rezeptor-Antagonist mit Beta1-Selektivität, wobei die Beta-1-Selektivität relativ gering ist (Selektivitätsfaktor liegt für Metoprolol bei 71, für Bisoprolol bei 120). Metoprolol wird bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hypertonie, Herzrhythmusstörungen und bei koronarer Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Ein weiteres Anwendungsgebiet von Metoprolol ist die Vorbeugung von Migräne.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Metoprolol blockiert am Herzen selektiv Beta1-Adrenorezeptoren (Adrenalin-Rezeptoren) und verhindert so die Bindung von Adrenalin. Dadurch wird die Herzfrequenz verlangsamt, der Blutdruck gesenkt (gehört zu den Erstlinien-Antihypertensiva) und der myokardiale Sauerstoffbedarf gesenkt.

Metoprolol wird in der Leber über das Enzymsystem CYP2D6 metabolisiert. Bei verzögertem Abbau kann die Plasmakonzentration um ein Vielfaches erhöht sein. Die Eliminationshalbwertszeit von Metoprolol beträgt 3-5 Stunden. Metoprololwird über die Niere ausgeschieden. 

Die Substanz steht auch in einer Retardformulierung zur Verfügung. Aus dieser Formulierung wird es intestinal mit konstanter Geschwindigkeit abgegeben (ZOK=zero-order kinetics). Das Maximum der Wirkung wird nach Tagen oder Wochen erreicht. Mit Metoprololsuccinat können 24h langanhaltend wirksame Metoprolol-Plasmaspiegel erreicht werden. Dies scheint ein Wirkungsvorteil gegenüber der Metoprololtartrat zu sein.

Schwangerschaft/Stillzeit

Metoprolol darf in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Die Substanz passiert die Plazenta und kann beim Feten zu Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie führen. Aus diesem Grund sollte die Therapie mit Metoprolol 48 – 72 Stunden vor dem errechneten Geburtstermin beendet werden. Wenn dies nicht möglich ist, müssen Neugeborene 48 – 72 Stunden nach der Entbindung sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Im Allgemeinen reduzieren Beta-Blocker die Plazentaperfusion, was zu Wachstumsverzögerung, intrauterinem Tod, Fehlgeburt und frühzeitigen Wehen führen kann. Kardiale und pulmonale Komplikationen sind in der Postpartalphase erhöht.

Metoprolol geht in die Muttermilch über und erreicht etwa das Dreifache der bei der Mutter gemessenen Serumkonzentration. Insofern sollte Metoprolol nicht in der Stillzeit angewendet werden. Die durch die Muttermilch aufgenommene Menge an Metoprolol kann verringert werden, wenn erst 3–4 Stunden nach Anwendung der Tabletten gestillt wird

Dosierung und Art der Anwendung

Bei der Anwendung von Metoprolol ist eine ein- bzw. ausschleichende Dosierung erforderlich. Die Dosierung beträgt 50 - 200 mg Metoprololtartrat/Tag; bzw. Metoprololsuccinat 1x/Tag 24 - 190 mg.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen:

  • Müdigkeit, Somnolenz, Schwindelgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Bradykardie
  • Orthostase-Syndrom, gelegentlich mit Synkopen
  • Belastungsdyspnoe
  • Bronchospasmus (v.a. bei Pateinten mit Asthma bronchiale)
  • Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerz

Wechselwirkungen

Folgende Verbindungen können zu einer Wirkverstärkung von Metoprolol führen:

  • Inhibitoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms 2D6:
  • Antidepressiva wie Fluoxetin, Paroxetin
  • Bupropion
  • Thioridazin
  • Antiarrhythmika wie Chinidin oder Propafenon
  • Virustatika wie Ritonavir
  • Antihistaminika wie Diphenhydramin
  • Antimalariamittel wie Hydroxychloroquin oder Chinin
  • Antimykotika wie Terbinafin
  • Cimetidin

Folgende Verbindungen können zu einer Abschwächung der Metoprolol-Wirkung führen:

  • Nicht steroidale Antirheumatika, Induktoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms 2D6 (beispielsweise: Rifampicin, Digitalisglykoside, Reserpin, Methyldopa, Guanfacin, Clonidin). Gleichzeitige Gabe von Betablockern mit Ergotalkaloiden kann deren vasokonstriktiven Eigenschaften verstärken. Metoprolol kann die Wirkung von Lidocain vermindern.

Kontraindikation

Zu den Gegenanzeigen von Metoprolol zählen unter anderem:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Betablocker
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Betablocker
  • dekompensierte oder manifeste Herzinsuffizienz
  • Vasospastische Prinzmetalangina
  • kardiogener Schock
  • AV-Block 2. oder 3. Grades
  • Sinuskopen-Syndrom
  • sinuatrialer Block
  • Bradykardie
  • Hypotonie
  • Azidose
  • Asthma bronchiale
  • periphere Durchblutungsstörungen
  • unbehandeltes Phäochromozytom
  • gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern

Präparate

Beloc®, Lopresor®

Hinweis(e)

Fettstoffwechsel: Unter der Therapie mit Metoprolol kann es zu einer Verminderung des HDL-Cholesterins und einer Erhöhung der Triglyzeride im Plasma kommen.

Schilddrüse: Symptome einer Thyreotoxikose können maskiert werden.

Allergien: Betablocker können die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen und die Schwere anaphylaktischer Reaktionen erhöhen.

Diabetes: Diabetiker mit stark schwankenden Blutzuckerspiegeln und Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollen besonders überwacht werden.4

Literatur
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  1. Bahar MA et al. (ww2018) The impact of CYP2D6 mediated drug-drug interaction: a systematic review on a combination of metoprolol and paroxetine/fluoxetine. Br J Clin Pharmacol 84:2704-2715.
  2. Ripley TL et al. (2014) β-blockers: a review of their pharmacological and physiological diversity in hypertension. Ann Pharmacother 48:723-733.
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Zuletzt aktualisiert am: 27.05.2020