Isosorbiddinitrat

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 30.07.2020

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Synonym(e)

3,6-Bisnitrooxyhexahydrofuro[3,2-b]-furan (IUPAC); CAS-Nummer: 87-33-2; ISDN

Definition

Isosorbiddinitrat (ISDN) ist ein Arzneistoff Mit der Summenformel C6H8N2O8 zur Behandlung der Angina Pectoris bzw. Koronarsklerose. Es verbessert die Sauerstoffversorgung des Myokards und senkt gleichzeitig den Sauerstoffverbrauch im Myokard, indem es die sogenannte Vorlast verringert. Eine analoge Wirkung hat Isosorbidmononitrat.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Isosorbiddinitrat ist ein sehr schnell, aber nur kurz wirksames Nitrat, das sich daher gut zur Behandlung eines akuten Anfalls eignet. Nach Anwendung im Mundraum (z.B. in Tabletten- oder Sprayform) wirkt es bereits nach wenigen Minuten. Die Wirkung hält rund eine Stunde an. Durch die Dilatation von Venen und Gefäßen wird die Vorlast des Herzens gesenkt (Senkung des enddiastolischen Drucks). Dadurch wird die Durchblutung der Koronargefäße während der Diastole verbessert. Erst in hohen, nicht therapeutischen Dosen haben Nitrate auch eine geringe arterienerweiternde Wirkung.

Indikation

Akutbehandlung und Vorbeugung der Angina pectoris (Stadium der koronaren Herzkrankheit KHK, die durch Koronarsklerose hervorgerufen wird)

Akute Linksherzinsuffizienz .

Koronarspasmen (Sonderform der Angina pectoris, sie werden nach ihrem Entdecker als Prinzmetal-Angina bezeichnet).

Akuter Herzinfarkt

Unerwünschte Wirkungen

Kopfschmerzen

Blutdruckabfall

Flush

Hautirritation

Toleranzentwicklung

Kontraindikation

Akutes Kreislaufversagen

Kardiogener Schock

Herzklappenstenose

Ausgeprägte Hypotonie

Schwangerschaft und Stillzeit

Präparate

Isoket (D, A, CH), Isomack (A)

Hinweis(e)

Alle therapeutisch angewandten Nitrovasodilatatoren entfalten ihre antiischämische Wirksamkeit uniform über den gleichen Mechanismus. Sie setzen, wenn auch über unterschiedliche Bioaktivierungswege radikales NO (Stickstoffmonoxid) frei. Diese entspricht dem physiologisch in gesundem Gewebe freigesetzten "Endothelium Derived Relaxing Factor", kurz EDRF. NO hat den größten Relaxationseffekt dort, wo der größte Mangel an physiologischem NO besteht. Offenbar besteht eine inverse Korrelation zwischen der Menge an gebildetem NO, das für die Dilatation normalerweise notwendig ist, und der Reaktion auf organische Nitroverbindungen. Verbesserung der Myokardfunktion und Erhöhung des Sauerstoffangebots für schlecht durchblutete Teile des Myokards.  NO aktiviert die Guanylatcyclase. Hierdurch steigt der intrazelluläre Gehalt an cGMP. Dieses wiederum senkt die zytosolische Calcium-Konzentration und bewirkt so eine Erschlaffung der glatten Muskelzellen. Wichtig ist, dass in Gefäßen mit verändertem Endothel, z. B. bei Arteriosklerose die EDRF-Freisetzung gestört ist.

Toleranzentwicklung: Alle Nitratverbindungen, aus denen Stickstoffmonoxid (NO) enzymatisch mit Hilfe der Aldehyddehydrogenase-2 freigesetzt wird, unterliegen der Toleranzentwicklung (Glyceroltrinitrat, ISMN). Diese Toleranz geht nach Absetzen sehr schnell zurück, es reicht meist schon ein nitratfreies Intervall von 6-8 h. Die Wirksamkeit in der Akutanwendung ist daher nicht beeinträchtigt.

Aus Molsidomin wird NO nicht enzymatisch freigesetzt. Es eignet sich zur Überbrückung der Nitratpause der anderen Präparate.  Zu beachten sind ferner Kreuztoleranzen zu den anderen Nitratverbindungen.

Weiterführende Artikel (3)

Glycerolnitrat ; Molsidomin; Stickstoffmonoxid;
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