Hereditäre Karzinomsyndrome

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 02.03.2024

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Synonym(e)

angeborene Karzinomsyndrome; Genetisch bedingte Karzinomsyndrome

Erstbeschreiber

Peutz et al. beschrieben als Erste 1921 das nach ihnen benannte Peutz- Jeghers- Syndrom (Sommerhaug 1970). Das Lynch- Syndrom wurde von Henry T. Lynch (1928 – 2019) erstmals beschrieben (Blohmer 2023) und die FAP von Kurt Elster. Vor mehr als 50 Jahren beschrieben Joseph Fraumeni jr. und Frederick Li erstmals das nach ihnen benannte Li- Fraumeni- Syndrom (Kratz 2022).

Definition

Unter einem hereditären Karzinomsyndrom versteht man eine meistens autosomal- dominant vererbte Tumorprädisposition (Ganten 2002).

Einteilung

Zu den hereditären Karzinomsyndromen zählen:

- Lynch- Syndrom (HNPCC = nicht polypöses Kolonkarzinom)

- Peutz- Jeghers- Syndrom

- Li- Fraumeni- Syndrom (Herold 2022)

- Hereditäres Mamma- und Ovarialkarzinomsyndrom 

- Hereditäres Ovarialkarzinom

- Cowden- Karzinom

- Hereditäres Magenkarzinom (Ghadimi 2022 / Ganten 2002)

Allgemeine Information

- Lynch- Syndrom (HNPCC = nicht polypöses Kolonkarzinom)

Bei diesem Syndrom beobachtet man das gehäufte Auftreten kolorektaler Karzinome. Aber auch Karzinome des Magens, Dünndarms, der ableitenden Harnwege und Endometriumkarzinome werden beobachtet. Dieses Syndrom geht mit Keimbahnmutationen in mehreren DNA- Reparaturgenen einher (Ganten 2002).

Bislang ging man davon aus, dass ca. 5 % aller kolorektalen Karzinome durch das Lynch- Syndrom hervorgerufen werden. Durch Verbesserung der Diagnostik, insbesondere durch die Panel- Diagnostik, hat sich aber gezeigt, dass es vielmehr ca. 10 % sind. Das Lynch- Syndrom ist damit die häufigste Form des erblich bedingten Darmkrebses (Ghadimi 2022).

 

- Peutz- Jeghers- Syndrom

Diese Erkrankung tritt nur selten auf und führt neben Melaninflecken im Bereich der Lippen und Finger auch noch zu einer gastrointestinalen Polyposis mit einem erhöhten Risiko für Karzinome verschiedener Organe. Es finden sich hierbei Mutationen in der Serin- Threonin- Kinase STK11 auf Chromosom 19p13.3 (Ganten 2002).

 

- Li- Fraumeni- Syndrom

Am häufigsten treten beim Li- Fraumeni- Syndrom folgende Tumoren auf: Weichteilsarkome, Mammakarzinome, Hirntumoren, Knochensarkome. Die Keimbahnmutationen finden sich hierbei im Tumorsuppressorgen p53 (Ganten 2002).

 

- Hereditäres Mamma- und Ovarialkarzinomsyndrom 

Dieses Syndrom umfasst Mutationen im Gen BRAC1 mit Karzinomen an Mamma, Ovarien oder Tuben oder am Gen BRCA2 mit Karzinomen des Magens, Pankreas, Kolon, Mammakarzinom beim Mann und Prostatakarzinom (Knabben 2015).

 

- Hereditäres Ovarialkarzinom

Die Tumoren befinden sich an den Ovarien. Fraglich werden dadurch auch verursacht: Neoplasien der Lunge, Leber, Pankreas, Haut, Niere, Prostata, Mammakarzinome, Lymphome und Leukämien. Hierbei finden sich Mutationen des Gens RAD51C.  (Knabben 2015).

 

- Cowden- Karzinom

Die Mutation liegt auf dem Gen PTEN und kann Schilddrüsen-, Nieren-, Endometrium- und Mammakarzinome hervorrufen (Knabben 2015).

 

- Hereditäres Magenkarzinom

Patienten mit Keimbahnmutationen im brca- 2- Gen auf Chromosom 13q12.3 zeigen ein erhöhtes Risiko, an einem Magenkarzinom zu erkranken. Sie haben außerdem ein erhöhtes Risiko für Pankreas- und Prostatakarzinome (Ganten 2002) sowie invasiv lobulär wachsende Mammakarzinome und Magenkarzinome (Knabben 2015).

Vorkommen

Patienten, die im Alter von maximal 35 Jahren an einem Kolorektalkarzinom erkranken, sollten auf ein hereditäres Karzinomsyndrom untersucht werden (Leiner 2015).

Literatur
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  1. Blohmer, J W, David M, Henrich W, Sehouli J (2023) Charite- Compendium Gynäkölogie. De Gruyter Verlag Belrin / Boston Kap. 10. 4
  2. Ganten  D, Ruckpaul K, Hahn S A, Schmiegel W (2002) Molekularmedizinische Grundlagen von nicht- hereditären Tumorerkrankungen. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 176
  3. Ghadimi M, Kalff J C (2022) Allgemein- und Viszeralchirurgie II: Spezielle operative Techniken. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 298 - 299
  4. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 451
  5. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 101e – 5
  6. Knabben L, Sager P (2015) Hereditäre Karzinome in der Gynäkologie: Mehra ls BRCA 1 und 2?! Frauenheilkunde aktuell 4 - 12
  7. Kratz C  (2022) Krebsprädispositionssyndrome – eine Herausforderung nicht nur bei Kindern. Best practise oncologie. 172 – 177
  8. Leiner P (2015) Darmkrebs mit 35? Plädoyer für Gentest. Im Fokus Onkologie (18) 28 https://doi.org/10.1007/s15015-015-1991-y
  9. Sommerhaug R G, Mason T (1970) Peutz-  Jeghers- Syndrom und Ureterpolyposis. J Amer Med. 120
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