Hepatitis-B-Virus

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 16.03.2020

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Synonym(e)

HBV

Definition

Das Hepatitis-B-Virus (HBV), ist ein DNA-Virus, das aus einem Kern (core) und einer oberflächlichen Hülle (surface) besteht. Es gibt zahlreiche Genotypen (A-H). Die Genotypen A und B sprechen besser auf Interferon-alpha an als die Genotypen C und D.

Der Kern enthält eine teilweise, zirkuläre doppelsträngige DNA und ist mit einem Protein P assoziiert, welches Domänen für Polymerase, reverse Transkriptase und RNAse besitzt. Genom und P-Protein sind in einem Kapsid verpackt, welches aus dem HBc-Protein geformt wird. In der Hülle befinden sich 3 Varianten des HBs-Proteins:LHBs, MHBs, SHBs. Das Virus gelangt über einen Gallensäure-Co-Transporter (HBV-Rezeptor) in den Hepatozyten, und repliziert in den Kernen infizierter Zellen. Sie dienen der Absorption des Virus an seiner Wirtzelle und in der Folge auch seiner Penetration in das Zellinnere.

 

Erreger

Das Virus kommt weltweit vor. Inkubationszeit (IKZ): 2-6 Monate. Hepatitisverlauf häufig ikterisch! Akuter Verlauf mit Ausheilung: 90-99% d.F. Letalität bei fulminant  verlaufender Hepatitis <1%. Chronisch  aktive bzw. chronisch persistierende Hepatitis: 1-10% aller Fälle bei Kindern und Erwachsenen. Mögliche Folge: Leberzirrhose und primäres Leberzellkarzinom.

Hinweis: Die Hepatitis-B-Genotypen (A1, A2, B1-B4, C1-C7, D1-D7, E, G, F1-F4, H) determinieren die Ansprechbarkeit auf eine Therapie mit Interferonen. Die Genotypen A und B sprechen besser auf die Interferon-Therapie an als die Genotypen C und D. Genotyp-Bestimmung durch genotypspezifische DNA-Sonde oder Sequenzanalyse.

Ätiologie

Virusbestandteile in der Diagnostik:

HBV-DNA

Surface-Antigen (HBsAg) - Proteinstruktur

Envelope-Antigen (HBeAg) - Proteinnstruktur, entspricht der sekretorischen Form des HBcAg

Core-Antigen (HBcAg) -  Proteinstruktur

Manifestation

Der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir für HBV. Das HBV wurde früher in erster Linie parenteral übertragen, typischerweise durch kontaminiertes Blut oder Blutprodukte. Die Routineuntersuchung von Blutspendern auf Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg) hat die früher häufige posttransfusionellen Übertragung nahezu beseitigt; dagegen ist die Übertragung durch verunreinigte Nadeln bei Drogenabhängigen noch häufig. Grundsätzlich ist das Risiko einer HBV-Infektion erhöht bei Dialyse-Patienten und bei onkologischen Patienten, sowie bei Personal in medizinischen Einrichtungen.

Weiterhin kann sich das Virus durch Kontakt mit Schleimhäuten oder anderen Körperflüssigkeiten (z. B. zwischen Intimpartnern, und zwar sowohl hetero- als auch homosexuellen, sowie in geschlossenen psychiatrischen oder Haftanstalten) ausbreiten. Die Infektiosität ist jedoch niedriger als beim Hepatitis-A-Virus und die Übertragungswege bleiben häufig ungeklärt. Der sexuelle Übertragungsweg dominiert in den Industrieländern seit Jahren und liegt bei geschätzten 65% der Neuinfektionen.

Kinder einer infizierten Mutter haben ein 70 - 90%iges Risiko eine Hepatits B während der Geburt zu erwerben (neonatale Hepatits-B-Virusinfektion). Eine frühere diaplazentare Übertragung ist auch möglich, aber eher selten. Perinatale Infektionen verlaufen fast immer subklinisch, führen aber in 80–90 % zu einer chronischen Hepatitis B.

Inwieweit Insektenstiche bei der Übertragung eine Rolle spielen ist nicht geklärt. Viele Fälle von akuter Hepatitis B treten sporadisch und ohne bekannte Infektionsquelle auf.

Klinisches Bild

Die Inkubationszeit beträgt bei der Hepatitis B-Infektion 6 Wochen bis 6 Monate; inapparente oder subklinische Verläufe sind häufig (etwa 6 inapparente Fälle auf 1 manifeste Erkrankung). Dem Ikterus geht meist ein Prodromalstadium mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Erbrechen und Übelkeit voraus. Die ikterische Phase währt 2–4 Wochen, das Genesungsstadium ebenfalls mehrere Wochen. Das Hepatitis-B-Virus verursacht akute und chronische Hepatitiden und trägt ursächlich zur Entstehung hepatozellulärer Karzinome bei. Mit weltweit etwa 350 Millionen chronisch HBV-infizierter Menschen stellt dieses Virus ein sehr bedeutendes humanpathogenes Agens dar.

Hinweis(e)

Ergänzende Laborparameter: Leberenzyme (GPT>GOT) ↑, Bilirubin↑, AP, GGT nur initial erhöht und bei Cholestase, Serumeisen ↑, gamma-Globuline↑, Lebersyntheseparameter (CHE, Albumin, Quick-Wert) nur bei fulminantem Verlauf erniedrigt.

Immunisierungsmöglichkeit:Aktivimpfung mit gentechnisch hergestelltem Hepatitis-B-Adsorbat-Immpfstoff: Impfschema: 0-1-6 Monate. Empfohlene Impfung für alle Säuglinge und Kleinkinder. Bestandteil des regulären Impfkalenders. Nach einer erfolgreichen Impfung, d.h. Anti-HBs>100IE/l, sind im Allgemeinen keine weiteren Auffrischungsimpfungen mehr notwendig.

 

Literatur
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  1. Neumeister B (2018) Hepatitis-Viren. In: Neumeister B et al. (Eds) Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier GmbH S. 653-656
  2. Schnitzler P et al. (2019) Hepadnaviridae. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme          S  273-274

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