Gelbfieber A95.9

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.05.2022

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Synonym(e)

Ochropyra; Schwarzes Erbrechen; Yellow fever

Erstbeschreiber

Finlay, 1881; Reed, 1881

Definition

Durch das Gelbfiebervirus (Flavivirus) verursacht. Es wird durch den Stich der Gelbfieber-Mücke übertragen (Zoonose/ Arbovirose). Gelbfieber gehört zu den viralen hämorrhagischen Fieber-Erkrankungen. Dabei können sowohl Menschen als auch Affen als Wirte für das Virus dienen. Für viele Affenarten, vor allem die in Afrika lebenden, ist eine Ansteckung harmlos. Eine direkte Übertragung des Gelbfieber-Virus von einem Mensch auf den anderen ist nicht möglich.

 

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Erreger

Das Gelbfieber-Virus gehört zur Familie der Flaviviridae. Das Virion besitzt einen Durchmesser von 40-50 nm und ist von einer Lipidhülle umgeben. Die Replikation des Virus findet im Zytoplasma der Wirtszellen statt und ist eng mit dem endoplasmatischen Retikulum assoziiert. Die reifen Virionen gelangen an die Zelloberfläche und werden dort durch Exozytose oder Lyse der Zelle ausgeschleust.

Reservoir sind Affen. Anzucht in Mäusen, Hühnerembryonen und in mehreren Säuger- sowie in Aedes-Zelllinien ist möglich. Genetische Unterschiede in der RNA bestehen zwischen afrikanischen und südamerikanischen Gelbfieber-Stämmen (in Afrika 3 Topotypen bisher isoliert).

Vorkommen/Epidemiologie

Vorkommen in Afrika und Südamerika im sogenannten Gelbfieber-Gürtel: in Afrika zwischen dem 16. nördlichen Breitengrad und dem 10. südlichen Breitengrad sowie zwischen 18. westlichem Längengrad und 50. östlichem Längengrad. In Südamerika zwischen dem 90. Längengrad und 40. Längengrad sowie dem 10. nördlichen Breitengrad und 40. südlichen Breitengrad. Kein Vorkommen in Asien, Europa und Australien.

Bisher größte Epidemie in Äthiopien (1960-1962) mit ca. 100.000 Erkrankungen und ca. 30.000 Todesfällen.

Enzootischer Kreislauf: Zoonose der Affenpopulation durch Mücken im tropischen Urwald.

Dschungelfieber: Übertragung von Affen auf Menschen durch Mücken in Randgebieten des Dschungels.

Urbanes Fieber: Übertragung von Mensch zu Mensch durch Mücken (Aedes aegypti).

Vektoren: Aedes-, Haemagogus- und Sabethes-Arten.

Hinweis: Im Jahr 2016 wurden dem Robert-Koch-Institut keine Fälle von Gelbfieber in Deutschland gemeldet. Im Jahre 1999 trat ein Fall auf. Die Erkrankung betraf einen Reiserückkehrer aus der Republik Elfenbeinküste.

Klinisches Bild

  • Die Mehrzahl der Infektionen verläuft inapparent oder unspezifisch. Inkubationszeit: 3-6 Tage. Im Mittelpunkt stehen die internistische- und Allgemeinsymptomatik. Das Integument ist insbes. durch Ikterus, Hämorrhagien und Purpura gekennzeichnet (auch Schleimhautblutungen, insbes. Nasenbluten).
    • Initial- oder Infektionsphase: schlagartiger Beginn mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien, Übelkeit und Erbrechen, relative Bradykardie (Faget-Zeichen), beginnende Blutungsneigung (red stage), Infektionsgefahr bei Kontakt mit Blut.
    • Remisson (period of calm): kann in Genesung oder das Manifestations- oder Intoxikationsstadium übergehen.
    • Manifestations- oder Intoxikationsstadium: Ikterus, Proteinurie, gastrointestinale Blutungen mit Vomito negro (Kaffeeesatz-Erbrechen), Melaena, Metorrhagien, Haut- und Schleimhautblutungen, Hypothermie, Singultus, Blutdruckabfall, Hypokaliämie, Oligurie mit anschließendem Leber- und Nierenversagen, Delirium, hypovolämischem Schock.

Labor

  • Bilirubinämie
  • Prothrombinabfall
  • Verlängerung der Blutungszeit
  • Abfall der Serumproteine
  • Anstieg der Transaminasen
  • Proteinurie
  • Anstieg der harnpflichtigen Substanzen.

Diagnose

Serumantikörper

Virussisolierung in Blut und Autopsiematerial

ST-Streckensenkung im EKG.

Therapie

Symptomatisch.

Prophylaxe

  • 17 D-Impfstoff von impfvirusinfizierten Hühnerembryonen (Lebendimpfstoff).

    Merke! Allergien gegen Hühnereiweiß und Immunsuppression (Vorerkrankung und Medikamente) beachten. Eine Besonderheit ergibt sich für die Indikation der Gelbfieber-Impfung als Reiseimpfung, da ein Alter ab 60 Jahren auf Grund des höheren Risikos für schwere bis möglicherweise letal verlaufende Vakzine-assoziierte Erkrankungen als "relative Kontraindikation" anzusehen ist. Dazu gehören v.a. die als "Yellow fever-associated neutrotopic disease" (YELAND), zusammengefasste neurologische Erkrankung. Eine weitere schwere Vakzine-assoziierte, häufig fulminant verlaufende Erkrankung ist die "Yellow fever-associated viscerotropic disease" (YEL-AVD) mit Fieber, Myalgie, Blutdruckabfall, Muskel-und Leberzytolyse, Lymphopenie, Niereenversagen und Atemstillstand. Hinweis: Gemäß WHO-Angaben vom Mai 2013 muss  nach 10 Jahren keine Auffrischimpfung mehr erfolgen. In der Praxis verlangen allerdings einige Länder (z.B. Brasilien) eine 2. Gelbfieber-Impfung. 

  • Mückenschütz- und -bekämpfung.
  • Bei epizootischen und Stadtgelbfieberausbrüchen beschleunigte Massenimpfung, Verhinderung von Abwanderung der Bevölkerungen und Mückenbekämpfungsmaßnahmen.

Hinweis(e)

  • Merke! Quarantäne- und Meldepflicht im Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfall.

  • Aktuelle Karte der Gelbfieber-Endemie-Länder: z.B. unter http://wwwn.cdc.gov/travel/yellowBookCh4-YellowFever.aspx.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Barnett ED (2007) Yellow fever: epidemiology and prevention. Clin Infect Dis 2007 44: 850
  2. Centers for Disease Control and Prevention (2003) Health information for international travel 2003-2004. US Dept Health and Human Services Atlanta
  3. MMWR (2002) Adverse events associated with 17D-derived yellow fever vaccination in USA 2001-2002. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 51: 989
  4. Monath TP (2003) Yellow fever vaccine. In: Plotkin S, Orenstein W, (eds) Vaccines. 4th Ed., WB Saunders Philadelphia, pg. 1095

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