Eosinophile Gastroentrointestinale Erkrankungen K29.5

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 17.03.2024

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Synonym(e)

Eosinophilic gastroenteritis; Gastroenteritis eosinophile, Eosinophilic gastrointestinal diseases, EGIDs, Eosinophile Gastroenteritis

Erstbeschreiber

Kaijser, 1937

Definition

Seltene, chronisch-entzündliche, immunvermittelte, enterale eosinophile Mukositis mit gastraler Dysfunktion und eosinophiler Schleimhautinfiltration. Die eosinophile Gastroenteritis wird als Teilsymptom (oder Untergruppe) der eosinophilen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes bzw. einer generalisierten atopischen Diathese gesehen. 

Bemerkung. Nach einer neueren Klassifikation wir der Begriff  "Eosinophile Gastroenteritis" durch die Bwezeichnung: Eosinophilic gastrointestinal diseases/EGID als Oberbegriff für eosinophilen Entzündung des Gastrointestinaltrakts (GI) bei Fehlen sekundärer Ursachen bevorzugt (Dellon ES et al. 2022). Die betroffenen Segmente des Gastrointestinaltrakts werden spezifisch benannt und mit "Eo" abgekürzt:

Eosinophile Gastritis (EoG)

Eosinophile Enteritis (EoN)

Eosinophile Kolitis (EoC).

Ätiopathogenese

Ungeklärt; häufig können Nahrungsmittelallergien nachgewiesen werden. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen finden sich  Hinweise auf eine atopische Diathese oder eine manifeste Atopie (bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen). Bei Patienten mit Milch- oder Sojaallergie fanden sich gehäuft hinweise auf eine Eosinophile Gastroenteritis (Verdaguer J et al 1993).   

Inwiewiet vorausgegangene virale Infekte (CMV; Parainfluenzainfekte) eine Rolle spielen ist derzeit noch ungeklärt.

Diskutiert wird die pathogenetische Rolle der Th2-Zellen, von Eotaxin-1 und Interleukin-5

Klinisches Bild

Unterschiedlich ausgeprägte Symptome wie Schmerzen (62%), Übelkeit (71%), Erbrechen, Diarrhoe sowie Anämie und Gewichtsverlust.

Bei Infiltration der Muskelschicht des Darmes können intestinale Obstruktionen auftreten. Bei einer möglichen eosinophilen Infiltration der Subserosa des Darmes kann es zu einem eosinophilen Aszites kommen. 

Weiterhin ist ein Enterales Eiweißverlust-Syndrom möglich.

Weitere eosinophile Organmanifestationen sind möglich. In einer größeren Studie an 24 koreanischen Kinder wurde bei 13 Patienten (54,2 %) wurde eine Allergie in der Vorgeschichte festgestellt, darunter atopische Dermatitis, allergische Rhinitis und Asthma. Bei fünf Patienten (20,8 %) trat eine Besserung ein, wenn sie ihre Ernährung einschränkten.

Weitere Organmanifestationen: Befall des Ösophagus (Eosinophile Ösophagitis - 30%), Befall des Colon (eosinophile Proktokolitis 28%); Befall der Lunge (Eosinophile Pneumonie), Befall der Harnblase (eosinophile Zystitis), Befall der Hautt (atopische Dermatitis/Choi JS et al. 2015).

Labor

Evtl. Eosinophilie, IgE erhöht.

Histologie

Mukosale oder transmurale eosinophile Infiltration der Magen-Darmwand. In seltenen Fällen auch eosinophile Infiltration der Serosa. 

Diagnose

Klinische Symptome; Hämatoeosinophilie, erhöhtes Gesamt IgE, Endoskopie des Intestinaltraktes mit bioptischer Klärung (Nachweis von >20 eosinophilen Granulozyten pro HPF (High Power Field = Gesichtsfeld pro 400-fache Vergrößerung).  

Therapie

Bei Nachweis einer Nahrungsmittelallergie strikte Allergenkarenz.

Eingesetzt werden Chromoglyzinsäure, Antihistaminika und Montelukast. Die Therapieeffekte sind häufig unbefriedigend. 

Bei Therapieresistenz systemische Therapie mit Glukokortikoiden (hohe Ansprechrate).

Verlauf/Prognose

Die langfristige Prognose ist gut v.a. im Kindesalter. Spontane Remissionen sind möglich. Bei Erwachsenen ist der Übergang in eine chronische Erkrankung häufig nicht zu  verhindern. 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Choi JS et al. 2015) Clinical Manifestations and Treatment Outcomes of Eosinophilic Gastroenteritis in Children. Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr 18:253-260.
  2. Dai YX et al.(2014) Fecal microbiota transplantation and prednisone for severe eosinophilic gastroenteritis. World J Gastroenterol 20:16368-16371. 
  3. Dellon ES et al. (2022) International Consensus Recommendations for Eosinophilic Gastrointestinal Disease Nomenclature. Clin Gastroenterol Hepatol 20:2474-2484.e3.

  4. Ekunno N et al. (2012)Eosinophilic gastroenteritis presenting with severe anemia and near syncope. J Am Board Fam Med 25:913-918.
  5. Ingle SB et al. (2013)  Eosinophilic gastroenteritis: an unusual type of gastroenteritis. World J Gastroenterol 19:50615066.
  6. Leal R et al. (2014) Unusual presentations of eosinophilic gastroenteritis: two case reports. Turk J Gastroenterol 25:323-329. 
  7. Prussin C (2014) Eosinophilic gastroenteritis and related eosinophilic disorders. Gastroenterol Clin North Am 43:317-327. 
  8. Reed C et al. (2015) Clinical characteristics, treatment outcomes, and resource utilization in children and adults with eosinophilic gastroenteritis. Dig Liver Dis 47:197-201. 
  9. Uppal V et al. (2016) Eosinophilic Gastroenteritis and Colitis: aComprehensive Review. Clin Rev Allergy Immunol 50:175-188.
  10. Van-Londoño I et al. (2024) Eosinophilic enterocolitis in duodenum, ileum, and colon: A case report. Heliyon 10:e26885. 
  11. Verdaguer J et al. (1993) IgE antibodies against bovine serum album in a case of eosinophilic gastroenteritis . Allergy 48: 542-546
  12. Zhang M et al. (2017) Eosinophilic gastroenteritis: A state-of-the-art review. J Gastroenterol Hepatol 32:64-72. 
  13. Zhou HC et al. (2014) Eosinophilic gastroenteritis with involvement of the urinary bladder. Pediatr Radiol 44:1454-1457. 

Verweisende Artikel (1)

Kolitis eosinophile;

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