Exspiratorischer Stridor R06.1

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 30.10.2022

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Synonym(e)

Pfeifendes Atemgeräusch bei der Ausatmung

Definition

Unter einem exspiratorischen Stridor versteht man ein während der Exspiration auftretendes niederfrequentes Geräusch, welches durch eine intrathorakale Obstruktion entsteht (Michalk 2018).

Einteilung

Man differenziert beim exspiratorischen Stridor zwischen akut und chronisch auftretendem Stridor (Michalk 2018) und zwischen einer endobronchialen und exobronchialen Obstruktion (s. a. Pathophysiologie).

(Herold 2022)

Vorkommen/Epidemiologie

Am häufigsten wird mit ca. 90 % der exspiratorische Stridor durch chronisch- obstruktive Lungenerkrankungen verursacht (Herold 2022).

Bei Kindern tritt der exspiratorische Stridor 4 x seltener auf als der inspiratorische (Nicolai 2011).

 

Ätiopathogenese

Zum exspiratorischen Stridor kommt es durch eine Obstruktion der unteren Atemwege, d. h. vom Larynx bis zu den Bronchioli terminales (Herold 2022).

Einen exspiratorischen Stridor findet man z. B.

  • akut bei:
    • endobronchialem Fremdkörper
    • obstruktiver Atemwegserkrankung wie z. B. Asthma bronchiale, obstruktive Bronchitis, Lungenemphysem (Schaps 2008)
  • chronisch bei:
    • Bronchialsegel
    • Gefäßanomalie
    • Endobronchialtumor
    • Bronchomalazie
    • Kompression durch Lymphknoten (Michalk 2018)
    • Lungenkarzinom (Rosenecker 2014)
    • psychische Ursachen (sehr selten; stagnieren nachts [Cantarella 2021])

Biphasischer Stridor

Einen biphasischen Stridor findet man z. B.

  • akut bei:
    • bakterieller Tracheitis
    • Pseudokrupp (zunächst inspiratorischer Stridor, bei schwerem Verlauf zusätzlich exspiratorischer Stridor möglich [Johnson 2014)])
    • tiefe Aspiration eines Fremdkörpers bis ins Bronchialsystem (Rosenecker 2014)
  • chronisch bei:
    • Trachealsegel
    • tracheale Kompression durch Gefäßanomalie
    • Tracheomalazie
    • Knorpelfehlanlage (Michalk 2018)

 

Pathophysiologie

  • Endobronchiale Obstruktion:

Hierbei kommt es zu einem Muskelspasmus und Schleimhautödem, wie es z. B. beim Asthma bronchiale der Fall ist oder zu einer Mukostase bzw. Hyper- und Dyskrinie wie es z. B. bei der COPD auftritt (Herold 2022).

 

  • Exobronchiale Obstruktion:

Diese ruft durch eine Wandinstabilität bei der Exspiration einen Bronchiolenkollaps hervor. Das ist z. B. beim Emphysem der Fall (Herold 2022).

 

Beim exspiratorischen Stridor dient der Thorax als Druckkammer. Der intrathorakale Druck ist bei der Inspiration negativ und bei forcierter Exspiration positiv. Der intrathorakale Druck wird auf Engstellen übertragen. Dadurch weiten sich bei der Inspiration intrathorakale Engstellen (wenig oder kein Stridor) und komprimieren sich bei einer forcierten Exspiration, wodurch der Stridor sich verstärkt (Rosenecker 2014).

Lokalisation

  • Intrathorakaler Stridor:

Dieser hat seinen Ursprung in der unteren Trachea bzw. den Bronchien und äußert sich als exspiratorischer Stridor.

  • Biphasischer Stridor:

Einengungen im Bereich der mittleren Trachea äußern sich sowohl inspiratorisch, als auch exspiratorisch und werden als sog. biphasischer Stridor bezeichnet (Michalk 2018).

 

Klinisches Bild

Das Leitsymptom beim exspiratorischen Stridor ist die exspiratorische Atembehinderung mit verlängertem Exspirium (Herold 2022).

Hierbei findet sich typischerweise neben dem Stridor auch Husten mit mukös- zähem Schleim und Dyspnoe (Rosenecker 2014).

Neben dem Stridor finden sich Husten, Hämoptysen, Thoraxschmerzen, Dyspnoe, B- Symptomatik, Heiserkeit (Rosenecker 2014).

  • Pseudokrupp:

Beim Pseudokrupp kommt es im leichten und mittelschweren Stadium zu einem inspiratorischen Stridor. Bei schwerem Verlauf findet sich zusätzlich ein exspiratorischer Stridor (Johnson 2014).

  • Bronchomalazie:

Neben dem exspiratorischen Stridor finden sich Husten, Dyspnoe, spastische Atmung und im Bereich der tiefen Atemwege rezidivierende Infekte (Nicolai 2011).

Diagnostik

Auskultation

Bei einer obstruktiven Bronchitis, Asthma bronchiale, Bronchiolitis etc. lässt sich beidseits ein exspiratorischer Stridor auskultieren.

Ein seitendifferenter exspiratorischer Stridor kann bei einer tiefen Fremdkörperaspiration und einer einseitiger Obstruktion durch z. B. einen Schleimpfropf auftreten oder durch einen Pneumothorax verursacht werden (Rosenecker 2014).

 

Bildgebung

  • Röntgen der Halsweichteile

Zur Larynx- Diagnostik ist eine a. p. Weichteilaufnahme erforderlich und zur Epiglottis- Diagnostik eine laterale Weichteilaufnahme. Die Röntgenuntersuchung mit hoher KV- Belastung ist aber eher von nachrangiger Bedeutung. (Michalk 2018).

  • Larynxultraschall

Der Larynxultraschall (LUS) stellt eine nicht- invasive Untersuchungsmethode dar und wird in erster Linie bei Kindern zur Diagnostik eines Stridors eingesetzt. Die Sensitivität liegt hinsichtlich allgemeiner Kehlkopferkrankungen bei 87 % und die Spezifität bei 100 % (Friedman 2019).

  • Atemwegsendoskopie:

Die Bronchoskopie stellt die wichtigste Untersuchungsmöglichkeit dar.

Die starre Bronchoskopie sollte bei einer höhergradigen Stenose oder Manipulation an zentralen Atemwegsstenosen zur Absicherung der Atmung verwendet werden (Brunkhorst 2021).

  • Ösophagogramm:

Hiermit lassen sich Einengungen im Bereich des Ösophagus lokalisieren (Michalk 2018).

  • Kernspintomogramm:

Eine MRT des Halses dient in erster Linie der Darstellung des Retropharynx, Mediastinums und der großen Gefäße (Michalk 2018)

Sonstige Untersuchungsmethoden

  • Spirometrie

Mit Hilfe der Spirometrie und der Flussvolumenkurve können fixierte und dynamische extra- oder intrathorakale Stenosen der Atemwege differenziert werden (Brunkhorst 2021).

  • Bodyplethysmographie

Die Bodyplethysmographie gibt Hinweise auf zentrale Stenosen oder Obstruktionen der Bronchien. Zusätzlich kann hierbei bei V. a. Asthma bronchiale ein bronchialer Provokationstest mit Methacholin erfolgen (Brunkhorst 2021).

 

Therapie allgemein

Die Therapie richtet sich nach der den Stridor auslösenden Ursache.

Hinweis(e)

Allgemeine Inforrmation

Liegt die Obstruktion unterhalb der Glottis, so tritt der Stridor bei der Exspiration auf. Liegt eine schwere Obstruktion der oberen Atemwege vor, so wird der anfänglich inspiratorische Stridor biphasisch (Pfleger 2016).

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Brunkhorst R, Schölmerich J (2021) Innere Medizin - Differentialdiagnostik und Differentialtherapie:Klug entscheiden – gut behandeln. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 226 – 227
  2. Cantarella G, Ciabatta A C (2021) A Rare Cause of Extremely Loud Expiratory Stridor in a 11-Year-Old Patient. Laryngoscope 131 (3) E 929 – E 931
  3. Friedman S, Wasserzug O, Derowe A, Fishman G (2019) The role of laryngeal ultrasound in the assessment of pediatric dysphonia and stridor. Journal of Pediatric Otorhinolaryngology. (122) 175 - 179
  4. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 329, 361
  5. Johnson D W (2014) Kruppe. BMJ Clin Evid. PMC4178284
  6. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
  7. Michalk D, Schönau E (2018) Differentialdiagnose Pädiatrie. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 312 – 314
  8. Nicolai T, Griese M (2011) Praktische Pneumologie in der Pädiatrie – Diagnostik: Rationale Differentialdiagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart 59 - 60
  9. Pfleger A, Eber E (2016) Assessment and causes of stridor. Paediatr Respi Rev. (18) 64 – 72
  10. Rosenecker J (2014) Pädiatrische Differentialdiagnostik. Springer Medizin Verlag Berlin / Heidelberg 63 - 63
  11. Schaps K P, Kessler O, Fetzner U (2008) GK2 Das Zweite – kompakt. Springer Medizin Verlag Heidelberg 167 - 168
  12. Schramm D et al. (2020) Atemwegsendoskopie im Kindesalter. AWMF online AWMF- Register- Nr. 026 / 025

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