Eisenresorptionstest

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 03.07.2022

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Synonym(e)

Eisenbelastungstest

Definition

Ein Eisenresorptionstest (OIAT) ist ein laborchemischer Funktionstest, der zur Abklärung einer Resorptionsstörung für Eisen dient (Herold 2018). Mit ihm lässt sich die Durchlässigkeit der Darmmukosa für zweiwertiges Eisen nachweisen (Hubl 2019).

Allgemeine Information

Indikation:

- Resorptionsstörung für Eisen

- Malabsorption

- Hämochromatose

- hämolytische Anämie (Hubl 2019)

 

 

Testdurchführung:

Der Patient erscheint nüchtern zur Untersuchung. Zunächst wird ihm zur Bestimmung des Serumeisens Blut abgenommen. Dann erhält der Patient einen Trunk mit 200 mg resorbierbarem zweiwertigen Eisen (z. B. mit 2 Kapseln Ferro Sanol duodenal [Hubl 2019]). Nach 2 – 4 – 8 Stunden erfolgen erneute Blutabnahmen (Begemann 1999).

Es sollte dabei eine Hämolyse der Blutprobe unbedingt vermieden werden (Hubl 2019).

 

 

Testergebnis:

Sollte die Eisenresorption ungestört möglich sein, kommt es zu einem starken Anstieg des Serumeisens. Nach 2 h ist ein Maximum erreicht. Anschließend fällt der Wert wieder ab. Bei Patienten mit einer Resorptionsstörung für Eisen bleibt der Anstieg aus (Begemann 1999).

Normalerweise liegt der Anstieg des Eisens im Serum zwischen 30 – 40 % bzw. 9 - 18 µmol / l (Hubl 2019).

 

 

Testdeutung:

  • Intakte intestinale Resorption bei:
    • normalem Basiswert für Eisen
    • Anstieg des Serumeisens um 30 – 40 %
  • Eisenmangelanämie bei ungestörter intestinaler Resorption:
    • Basiswert für Eisen erniedrigt
    • starker Anstieg des Serumeisens um > 36 µmol / l
  • Eisenresorptionsstörung, Malabsorption oder Infekte:
    • Basiswert für Eisen erniedrigt
    • niedriger Anstieg des Serumeisens
  • Hämochromatose, hämolytische Anämie:
    • Basiswert für Eisen erhöht
    • starker Anstieg des Serumeisens (Hubl 2019)

 

Die Wertigkeit des Eisenresorptionstests wird in der Literatur unterschiedlich bemessen. Laut Herold (2018) wird inzwischen kaum noch durchgeführt. Er ist nicht standardisiert (Gardyn 2021), ungeeignet für die Ursachenabklärung eines Eisenmangels (Hubl 2019) und dient lediglich der Überprüfung der Durchlässigkeit des Darms für zweiwertiges Eisen. Der Test reflektiert nicht die Aufnahme des Nahrungseisens (Hubl 2019). Lehmeyer (2017) bezeichnet den OIAT als obsolet, wohingegen er in „Harrisons Hämatologie und Onkologie“ als nützlich bezeichnet wird, um die Fähigkeit einer Eisenresorption zu bestimmen und entsprechend therapieren zu können (Longo 2017).

Literatur
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  1. Begemann M (1999) Praktische Hämatologie: Klinik, Therapie, Methodik. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 665
  2. Gardyn J, Chapal N, Floru S (2021) Oral Iron Absorption Test: A Simple Test with Relevance in the Clinical Setting. Isr Med Assoc J. 23 (10) 662 - 664
  3. Hallbach J (2006) Klinische Chemie und Hämatologie für den Einstieg. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 239 – 240
  4. Herold G et al. (2018) Innere Medizin. Herold Verlag 36
  5. Hubl, W. (2019) Eisenresorptionstest. In: Gressner, AM, Arndt, T. (Hrsg.) Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Referenz Medizin Verlag Berlin, Heidelberg 757 https://doi.org/10.1007/978-3-662-48986-4_975
  6. Lehmeyer L, Stumpfe F (2017) Basics Anamnese und Untersuchung: Hämatologie. Elsevier Health Service 48
  7. Longo D L, Dietel M (2017) Harrisons Hämatologie und Onkologie. ABW Wissenschaftsverlag. Abschnitt 4 „Anämien“
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