Cross-match-Test

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 25.11.2020

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Synonym(e)

CDC- Crossmatch; Complement- dependent- cytotoxicity Crossmatch; Crossmatch; Cross- match; Crossmatching; Cross- matching; FCXM; flowzytometrischer Nachweis; flowzytometrischer Nachweis von HLA- Antikörpern; komplementabhängiger Zytotoxizitätstest; Komplement- abhängiger Zytotoxizitätstest; Kreuzprobe; LCT; Lymphozyten- Cross- match- Test; Lymphozytotoxizitätstest; LZT

Erstbeschreiber

Carlo Moreschi (1876 – 1921) beschrieb als Erster bereits im Jahre 1908 im Blut zirkulierende Antikörper (Gressner 2013), aber erst in den 1940er Jahren erkannte der britische Pathologe und Immunologe Robin Coombs (1921 – 2006) die Bedeutung der Antikörper (Cruse 2003).

Der Nachweis von HLA- Antikörpern gelang erstmals Terasaki und McClelland 1964 durch den von ihnen entwickelten Mikrolymphozytotoxizitätstest (Lymphocyte Cytotoxicity Test = LCT).

Im Jahre 1983 stellten Garovoy, Rheinschmidt, Bigos et al. erstmals das durchflußzytometrische Verfahren zur Bestimmung von HLA-Antikörpern (FCXM) vor (Renner 2010).

Definition

Beim Cross- match- Test handelt es sich um den letzten und entscheidenden immunologischen Test vor einer (Nieren)- Transplantation. Hierbei können etwaige präformierte Antikörper des Empfängers gegen Spender- HLA- Antigene nachgewiesen werden (Herold 2020).

 

Einteilung

Für den Crossmatch- Test existieren unterschiedliche Testverfahren. Die beiden gebräuchlichsten Verfahren sind:

  • CDC- Crossmatch (Komplement- abhängiger Zytotoxizitätstest oder Complement- dependent- cytotoxicity Crossmatch), auch LZT bzw. LCT (Lymphozytotoxizitätstest) genannt. Dieser Test ist in Deutschland das Standardverfahren (Kuhlmann 2015 / Schlaf 2013)
  • flowzytometrischer Nachweis (FCXM): Der neuere FCXM- Test ist unabhängig von der Komplementbindungsfähigkeit der Antikörper (Schönemann 2016). Er wird als Standardverfahren in erster Linie im Ausland wie z. B. Großbritannien eingesetzt (Lindemann 2017).

Hinsichtlich des Ergebnisses ist die Spezifität beim CDC höher, die Sensitivität beim FCXM (Wanner 2003).

Vorkommen

Der Cross- match- Test wird grundsätzlich vor einer geplanten (Nieren)- Transplantation durchgeführt. Er ist in den Richtlinien der Bundesärztekammer und in den Standards von Eurotransplant (seit 2010) als obligatorisch festgelegt (Lindemann 2017).

 

 

Ätiologie

Entstehen können die im Cross- match- Test nachzuweisenden präformierten Allo- Antikörper gegen HLA- Antigene des Spenders z. B. durch:

  • Blutprodukte
  • vorangegangene Transplantationen
  • Schwangerschaft (Herold 2020)

Pathophysiologie

Das Serum des vorgesehenen Empfängers wird beim CDC- Crossmatch-Test mit T- Lymphozyten des Spenders unter Zugabe von Komplement inkubiert (Siegenthaler 2006).

Pathophysiologisch kommt es beim Nachweis einer positiven Cross- match- Kreuzprobe zu einer akuten Gefäßentzündung, die eine sog. hyperakute Abstoßung verursacht (Kasper 2015).

 

 

Hinweis(e)

Die Durchführung des Testes dauert ca. 4 Stunden und verlängert somit die „kalte Ischämiezeit“ (s. Nierentransplantation) (Keller 2010).

Sollte das Testergebnis positiv sein, weist das auf ein Vorhandensein präformierter Spender- spezifischer Antikörper beim Empfänger gegen HLA- Klasse I- Antigene des Spenders hin (Kasper 2015).

Absolute Kontraindikation: Eine positive Cross- match- Kreuzprobe stellt zusammen mit einer A,B, 0- Inkompatibilität die einzige absolute Kontraindikation für die (Nieren)- Transplantation dar (Kasper 2015).

Acceptable Mismatch- Programm: Da eine große Anzahl von Dialysepatienten bereits hochimmunisiert ist und über HLA- AK verfügen, hätten diese eine sehr viel schlechtere Chance auf Zuweisung eines Transplantates. Deshalb wurde ein sog. AM- Programm (Acceptable Mismatch- Programm) entwickelt, für das sich mit Hilfe der Mismatch- Probatility = MMP die Wahrscheinlichkeit berechnen lässt, mit der die HLA- Merkmale von Spender und Empfänger weitgehend übereinstimmen(Bundesärztekammer 2013).

Für hochimmunisierte Patienten, die in das AM- Programm aufgenommen wurden, gelten deshalb folgende Blutgruppenregeln:

  • Spender 0 Empfänger 0, A, B, AB
  • Spender A Empfänger A, AB
  • Spender B Empfänger B, AB
  • Spender AB Empfänger AB (Herold 2020)

HLA- Mismatches: Auch die Art der HLA- Mismatches spielt eine Rolle. Prognostisch ungünstig sind HLA- DR- Mismatches, gefolgt von HLA- B- Mismatches. Die HLA- A- Mismatches hingegen spielen nur eine untergeordnete Rolle (Geberth 2011).

Panel- Reaktivitäts- Bestimmung: Um vor einer Transplantation die Möglichkeit eines positiven Cross- match- Testes zu verringern, werden Patienten der Transplantations- Warteliste regelmäßig alle 3 Monate auf HLA- AK durch die sog. Panel- Reaktivitäts- Bestimmung untersucht (Herold 2020). Das Ergebnis wird Eurotransplant mitgeteilt, damit die Möglichkeit, potentielle Organspenden mit nicht‐akzeptablen HLA‐Antigendifferenzen (NAHA) und damit mit einem positiven Cross- match- Test (der die kalte Ischämiezeit verlängern würde), so gering wie möglich gehalten werden kann (Süsal 2014).

 

Immunologische Konditionierung

Eine weitere Möglichkeit, die Chancen bei der Zuteilung eines Transplantates zu verbessern, ist die immunologische Konditionierung.

Diese ist durch unterschiedliche Maßnahmen möglich. Die gebräuchlichsten sind:

  • i. v.- Gabe von hochdosierten Immunglobulinen (IVIgs)
  • Kombination aus niedrig dosierten IVIgs plus Plasmapherese

(Keller 2010)

Literatur
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  1. Cruse J M et al. (2003) Illustrated Dictionary of Immunology. CRC Press 170
  2. Geberth S et al. (2011) Praxis der Dialyse nach den Leitlinien NKF KDOQITM, KDIGO, EDTA, DGfN. Springer Verlag 258 - 259, 267, 271
  3. Gresner A M et al. (2013) Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Verlag 254
  4. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 647
  5. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1827
  6. Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 2248
  7. Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie. Springer Verlag 296
  8. Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 767, 779
  9. Lindemann M et al. (2017) Die durchflusszytometrische Verträglichkeitsprobe – sensitivere Diagnostik zur Prädiktion von Transplantatabstoßungen. Transfusionsmedizin – Immunhämatologie – Hämotherapie – Transplantationsimmunologie – Zelltherapie (7) 233 – 237
  10. Renner F C (2010) Inzidenz und Spezifität von HLA-DR Antikörpern in Seren nierentransplantierter Patienten. Inaugural- Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. VVB Laufersweiler Verlag 19
  11. Schlaf G (2013) Die Verträglichkeitsprobe zum Ausschluss Spender-spezifischer anti-HLA Antikörper: Essentiell für das Organüberleben – aber im Ergebnis durch Störfaktoren manipulierbar. 21. Jahrestagung, Arbeitskreis Nierentransplantation der DGU; Halle
  12. Schönemann (2016) HLA- Antikörper vor und nach Nierentransplantation: Transplantat in sicheren Händen. Trillium Diagnostik 14 (2) : 132 - 134
  13. Siegenthaler W et al. (2006) Klinische Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag 975
  14. Süsal C et al. (2014) Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Immungenetik (DGI) zur Festlegung von Nicht‐Akzeptablen HLA Antigendifferenzen (NAHA) bei Nierentransplantatempfängern
  15. Wanner C et al. (2003) Dialyseverfahren in Klinik und Praxis: Technik und Klinik. Georg Thieme Verlag 596
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