Couplets I49.3

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 04.12.2022

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Synonym(e)

Doublette; Trigeminus; ventrikuläre Ektopie

Definition

Unter Couplets versteht man zwei aufeinander folgende Extrasystolen: Normalschlag – Extraschlag - Extraschlag = N - E – E (Herold 2022). Halle (2008) u. a. beschreiben Couplets ventrikulären oder supraventrikulären Ursprungs, andere Autoren wie z. B. (Klinge 2015) schreiben ausschließlich über Couplets ventrikulären Ursprungs.

Einteilung

Man differenziert bei Couplets zwischen:

  • Monotopen Couplets

Diese gehen vom selben Ursprung aus und zeigen sich im EKG als identische Extrasystolen. Von daher werden sie auch als „Zwillinge“ bezeichnet.

  • Polytopen Couplets

Polytope Couplets haben einen unterschiedlichen Ursprung, stellen sich im EKG als unterschiedlich deformierte Extrasystolen dar und werden auch als „Geschwisterchen“ bezeichnet. Polytope Couplets stuft man im Allgemeinen als gefährlicher ein (Freytag 2010).

  • Ventrikulären Couplets:

Diese zählen neben anderen Arrhythmien wie z. B. Bigeminus, Trigeminus,und Triplets zur Gruppe der ventrikulären Ektopie (Mond 2020).

Couplets können bei organisch Herzerkrankten Vorboten gefährlicher ventrikulärer Tachyarrhythmien bis hin zum Kammerflimmern sein (Herold 2022).

Bei der Klassifikation nach Lown (s. VES) zählen Couplets zu den komplexen VES Grad IV a (Herold 2022). Heutzutage wird die Lown- Klassifikation allerdings kaum noch verwendet (Braun 2022)

  • Supraventrikulären Couplets:

Die SVES- Couplets zählen zusammen mit Salven (Stierle 2020) zur Gruppe der komplexen SVES (Halle 2008). Sie können Vorläufer eines Vorhofflimmerns sein (Stierle 2020).

 

Vorkommen/Epidemiologie

Couplets treten gehäuft mit zunehmendem Alter auf (Platt 2013).

Ätiopathogenese

Die Ursachen der Couplets entsprechen denen der Extrasystolen, die da sind:

- Idiopathisch (Ip 2017)

- Physiologische Gründe:

Diese finden sich auch bei Gesunden. Hierbei treten Extrasystolen durch erhöhten Sympathikotonus (Kasper 2015), emotionale Erregung, vegetative Labilität, Übermüdung, Einnahme von Genussmitteln wie z. B. Alkohol, Nikotin, Koffein, erhöhten Vagotonus etc. auf (Herold 2022).

- Organische Erkrankungen des Herzens:

Hierzu zählen z. B. Kardiomyopathien, Myokarditiskoronare Herzkrankheit (Herold 2022), Herztumoren, angeborene Herzfehler (Paul 2018).

- Extrakardiale Ursachen:

Zu den extrakardialen Ursachen zählen z. B. HyperthyreoseHypokaliämie, Einnahme bestimmter Medikamente wie z. B. AntiarrhythmikaSympathomimetika, Digitalis, trizyklische Antidepressiva (Herold 2022), Katecholamine, ChinidinAtropinAntiarrhythmika (Wolff 2012), Fieber, Infektionen (van Aken 2007), Azidose, Hypoxie, Elektrolytstörungen, insbesondere HypokaliämieHyperkalzämieHypomagnesiämie (Haas 2021).

Pathophysiologie

Pathophysiologisch entstehen ventrikuläre und supraventrikuläre Couplets durch eine gesteigerte bzw. abnorme Automatie, getriggerte Aktivität oder Reentry (Fölsch 2013).

 

Klinisches Bild

Couplets können die von Extrasystolen bekannten Symptome hervorrufen. Zu diesen zählen:

- Palpitationen (Herold 2022)

- Schwächegefühl

- Schwindel (Braun 2022)

- Kardiale Synkope / Präsynkope (Kasper 2015)

- Dyspnoe (Meismann 2021)

Da Extrasystolen eine unbewusste Reaktion des autonomen Nervensystems verursachen, können Palpitationen eine Angstreaktion bis hin zur Panikattacke bei Betroffenen auslösen. Diese Patienten klagen u. U. über Dyspnoe, Enge in der Brust etc. (Meismann 2021).

Komplikation(en)

Durch ventrikuläre Couplets können z. B. ausgelöst werden:

- ventrikuläre Tachykardien

- Kammerflimmern (Khalil 2019)

- AV- Knoten- Reentry- Tachykardie (Hoang 2016)

 

Durch supraventrikuläre Couplets können z. B. ausgelöst werden:

- AV- Knoten- Reentry- Tachykardie

- supraventrikuläre Tachykardie (Carbone 2016)

- paroxysmalem Vorhofflimmern (Halle 2008)

Therapie allgemein

Falls Couplets nur gelegentlich auftreten, ist i. d. R. keine Therapie erforderlich. Erst wenn diese zahlreich sind und insbesondere das Minutenvolumen (Schlagvolumen x Anzahl der Herzschläge pro Minute [Buchsteiner 2020]) nachlässt, kann eventuell eine Behandlung mit Antiarrhythmika erforderlich werden (Freytag 2010).

S. a. Extrasystolen 

Hinweis(e)

Allgemeine Information

Im EKG sind Couplets erkennbar an:

- 1. Zwei aufeinanderfolgenden VES mit der für VES typischen Deformierung und Verbreiterung des Kammerkomplexes auf > 110 ms, kompensatorischen Pausen und der diskordanten QRS- und T- Wellen- Achsen (Mond 2020).

- 2. Zwei aufeinanderfolgenden SVES (Halle 2008) mit dem für SVES typischen in Form und Breite (in den meisten Fällen) normal erscheinenden QRS- Komplex (Block 2006) und einer QRS- Dauer von < 120 ms (Kasper 2015), den vorzeitig einfallenden und abnorm konfigurierten P- Wellen (Stierle 2020), Veränderungen der PQ- Zeit und der fehlenden kompensatorischen Pausen (Block 2006).

 

Das Auftreten von Couplets während des Belastungs- EKGs stellt ein relatives Abbruchkriterium dar (Herold 2022).

Falls nach einem Myokardinfarkt wiederholt u. a. Couplets auftreten, so ist dies ein Zeichen für eine sich verschlechternde Herzkammerfunktion und eine erhöhte Sterblichkeit. Eine routinemäßige antiarrhythmische Behandlung wird nicht empfohlen. Die Therapie mit dem Natriumkanalblocker Flecainid erhöht sogar die Letalität. Mit Amiodaron kann zwar das Risiko für das Auftreten eines plötzlichen Herztodes verringert werden, die Gesamtmortalität wird dadurch jedoch nicht verbessert (Kasper 2015).

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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