Bronchitis chronische J42

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 28.01.2022

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Synonym(e)

Chronische Bronchitis

Definition

Persistierende Entzündung des Bronchialbaumes über einen Zeitraum von mindestens 3 aufeinander folgenden Monaten in 2 aufeinanderfolgenden Jahren mit Husten und Auswurf (WHO-Definition).

Einteilung

Prognostisch bedeutsam ist die Unterscheidung zwischen 

  • Chronische Bronchitis ohne Bronchialobstruktion
  • Chronische Bronchitis mit Bronchialobstruktion (chronisch-obstruktive Bronchitis  (COPD).

 

Vorkommen/Epidemiologie

m:w=3:1 

Prävalenz:

  • Etwa 20% der erwachsenen Männer leiden an einer chronischen Bronchitis. Vornehmlich werden männliche Raucher betroffen, die > als 40 Jahre sind und eine langjährige Raucheranamnese aufweisen.
  • In der Bundesrepublik Deutschland gibt es jährlich etwa 400.000 Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen einer chronischen Bronchitis.
  • Die Prävalenz ist in den Industriestaaten ansteigend.  

Ätiopathogenese

Multifaktoriell; unterschiedliche Umweltfaktoren wie SO2, Stickoxide, Feinstaubbelastungen u.a. sind häufige Auslöser. Inhalationsrauchen begünstigt über Schleimhautirritationen und Lähmung des Zilientransportes Atemweginfektionen. Weiterhin virale und bakterielle Infekte sowie endogene Faktoren wie: fehlende oder geringe mukoziliäre Clearance, sog. dyskinetische Ziliensyndrome (Kartagener-Syndrom - selten), Immundefizienzen wie IgA- und IgG-Mangel, alpha1-Antitrypsinmangel, zelluläre Abwehrschwächen.

Eine chronische Bronchitis kann symptomatisch begleitend bei versch. kardialen und pulmonalen Erkrankungen wie Silikose, Linksherzinsuffizienz, Tuberkulose, Bronchiektasen auftreten. 

Die chronische Bronchitis ist eine „Raucherkrankheit“. Durch Rauchen wird die Schleimhaut der Atemwege wiederholt und kontinuierlich geschädigt. Es kommt zu Entzündungen, die langfristig dazu führen, dass sich Schleim produzierende Zellen vermehren und so die Schleimproduktion kontinuierlich zunimmt. Die Kombination aus Vermehrung der Schleimproduktion und Schädigung des Schleimabtransports ist typisch für eine chronische Bronchitis.

 

Klinisches Bild

Eine chronische Bronchitis ist durch einen, morgendlich gehäuft auftretenden, produktiven oder nicht-produktiven Husten gekennzeichnet. Charakteristisch sind wiederholte komplizierende Exazerbationen der Symptomatik durch eine überlagernde akute Bronchitis. Häufig liegen chronische Bronchitis und Lungenemphysem mit Atemwegsobstruktion gleichzeitig vor.

Bei einer „einfachen“ chronischen Bronchitis ist der Allgemeinzustand in der Regel gut und kaum, oder nur selten durch Atemnot beeinträchtigt. Wenn die chronische Bronchitis jedoch fortschreitet, klagen Betroffene häufiger über Atemnot und morgendliche Kopfschmerzen. Durch das erschwerte Atmen kann es zu Gewichtsverlust und zu einer erheblichen Leistungsminderung kommen. Bei körperlicher Anstrengung Tachypnoe und Atemnot.

Ansteigende Belastung des rechten Herzens. Symptome der Rechtsherzbelastung in späten Stadien sind periphere Ödeme und Einflussstauung (gestaute Halsgefäße).

Bildgebung

Röntgen- oder CT-Untersuchung der Thoraxorgane

Labor

Entzündungsparameter, IgE, ECP, DD-Blutbild, Hämatokrit

Diagnose

Anamnese, Art der Beschwerden (Belastungs-, Ruhedyspnoe, Sputumbeschaffenheit, Husten). Bei längerem Bestehen der der Symptomatik Ausbildung eines fassförmig erweiterten Thorax (Fassthorax). Rauchgewohnheiten („Pack-Years = Produkt aus Anzahl der Raucherjahre X gerauchter Zigarettenschachteln/Tag).

Differentialdiagnose

Bronchialkarzinom, Lungentuberkulose, Bronchiektasen, Asthma bronchiale, Lungenemphysem

Therapie allgemein

Ausschalten und Bekämpfung der auslösenden Noxen.

Während bei der chronisch-obstruktiven Bronchitis eine medikamentöse Begleitung in aller Regel nötig ist, kann die chronische Bronchitis-Therapie zunächst wesentlich zurückhaltender geplant werden.

Die allgemeine Infektanfälligkeit steigt als Folge steigt bei chronischer Bronchitis deutlich. Bei jedem beginnenden Atemwegsinfekt muss unverzüglich eine kurzzeitig hochdosierte Antibiotikagabe durchgeführt werden.

Bei deutlicher Atemwegsobstruktion antibiotisch/antiinflammatorische Behandlung. 

Beta2-Sympathomimetika und Theophyllin stimulieren die mukoziliäre Klärfunktion und verringern die Bronchialobstruktion

 

Verlauf/Prognose

Aus einer chronischen Bronchitis kann eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) entstehen, eine häufig nicht mehr umkehrbare Schädigung der Lunge und unteren Atemwege.

Im Verlauf einer „einfachen“ chronischen Bronchitis können immer wieder akute Schübe (Exazerbationen) auftreten, die z.B. durch Infektionen, Luftverunreinigung oder Herzprobleme getriggert werden. Die bestehenden Symptome verstärken sich dann akut, so v.a. die Symptome Husten, Atemnot und Auswurf.

Auskultation: Rasselgeräusche, Giemen.

Perkussion: Hypersonorer Kopfschall

Lungenfunktionsprüfung: Spirometrie/Ganzkörperbodyplethysmographie

Mittels Peak-Flow-Messungen kann das Ausmaß der chronischen Bronchitis angezeigt und das Ansprechen auf eine Therapie beurteilt werden. 

Naturheilkunde

Chronische Bronchitis, unproduktiver Husten

Praxisbewährt sind Arzneidrogen wenn eine antitussive und broncholytische Therapie notwendig ist.

Stark wirksame Antitussiva sind die aus dem Opium gewonnenen Reinalkaloide Codein und Noscapin. Sie dürfen nur kurzfristig angewendet werden.

Folgende Arzneidrogen sind bei unproduktivem Husten angezeigt:

  • Trockener krampfartiger Husten: Hedera folium (= Efeublätter: Beispiel: Prospan 20-20-20 Tr.)
  • Akute Hustenanfälle mit beginnender Schleimbildung: Primulae radix/ Thymi herba = Primelwurzel/Thymiankraut: Beispiel: Bronchipret TP 1-1-1 Filmtabl.)
  • Anhaltender Reizhusten, geringe Schleimbildung: Plantaginis lanceolatae herba = Spitzwegerichkraut (Broncho Sern Sirup 1-1-1 Tbl)
  • Krampfartige Hustenanfälle mit wenig Schleimbildung: Sonnentaukraut (Makatussin Tropfen Drosera 20-20-20Tr)

Folgende Arzneidrogen sind bei produktivem Husten angezeigt:

  • Krampfartiger Husten mit Verschleimung: Efeublätter, Thymiankraut  (Beispiel: Bronchipret 40-40-40 Tr.)
  • Akute Hustenanfälle mit starker Schleimbildung: Primelwurzel/Thymiankraut/Spitzwegerichkraut (Beispiel: Bronchicum Elexier S Saft 1-1-1-1 Teelöffel)
  • Anhaltender Husten, mit zäher Schleimbildung: Thymiankraut (Aspecton 20-20-20-20 Tr.)
  • Anhaltender Husten, mit zäher Schleimbildung und Fieber: Kapuzinerkresse, Meerretichwurzel (Angocin Anti-Infekt 4-4-4 Tbl.)

Medikamente zur Inhalation und Einreibung: 

Diese bewirken eine anhaltende Förderung der Durchblutung im Brustraum. Hierdurch kann eine Sekretoylse gefördert werden. Unterstützend kann zusätzlich ein warmer Brustwickel angelegt werden. 

Bei anhaltendem Husten, mit zäher Schleimbildung

  • Eukalyptusöl, Fichtennadelöl, Pfefferminzöl: (Bronchoforton® Salbe, mehrfach täglich Brust und Rücken einreiben) 
  • Eukalyptusöl, Kiefernadelöl, Levomenthol (Pinimenthol® N Erkältungssalbe, mehrfach täglich Brust und Rücken einreiben)
  • Campher, Eukalyptusöl, Levomenthol (Tumrol-N-Balsam®, mehrfach täglich Brust und Rücken einreiben)

Hinweis: Bei externer Anwendung ätherischer Öle muss eine relativ hohe Sensibilisierungsrate der Inhaltstoffe berücksichtigt werden. Insofern ist auf Rötung und Juckreiz im Anwendungsbereich zu achten. Ätherische Öle können auch intern angewendet werden um eine Sekretolyse zu fördern. Bewährt haben sich Myrtol-haltige Präparate (z.B. Gelomyrtol). 

Ordnungstherapie

Der Stufentherapieplan der chronisch-obstruktiven und chronisch-nicht obstruktiven Bronchitis ist in schweren Fällen aber identisch.

  • Aufklärung und Mitarbeit der Patienten ist unverzichtbar
  • Rauchen ist der wichtigste Einflussfaktor auf die chronische Bronchitis. Sinnvolle Behandlung nur bei konsequentem Rauchentzug möglich.
  • Patienten sollten für den Umgang mit ihrer Krankheit geschult werden. Dazu zählen die richtige Anwendung von Inhalationen, Klopfmassagen und das Erlernen und Einhalten einer speziellen Atemgymnastik. Durch diese Maßnahmen kann der Schleim besser abgehustet werden.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

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