Bolivianische Hämorrhagische Fieber

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 05.03.2020

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Synonym(e)

BHF; Machupo-Virus-Infektionen

Definition

Das Bolivianische Hämorrhagische Fieber (BHF) wird durch das Machupo-Virus ausgelöst. Das Machupo-Virus wurde 1964 als der Erreger des BHF identifiziert.

Einteilung

Die Junin-, Machupo-, Guanarito- und Sabia-Viren gehören zur Familie der Arenaviren der neuen Welt und kommen in Südamerika vor. Diese Arenaviren sind Auslöser verschiedener  hämorrhagischer Fiebererkrankungen so:

  • das Argentinische hämorrhagische Fieber
  • das Bolivianische hämorrhagische Fieber
  • das Venezuelanische hämorrhagische Fieber
  • das Brasilianische Hämorrhagische Fieber

Die Bezeichnung Arenavirus leitet sich von einer charakteristischen dunklen Granulierung (Lateinisch arenosus = sandartig) der Viren in elektronenmikroskopischen Darstellungen ab. Diese stellen sich als Ribosomen dar, die beim Aussprossen der Viren mit eingeschlossen werden.

Die Arenaviren bestehen aus einer Lipidhülle und sind pleomorph mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 50-300nm. Sie beinhalten 2 RNA-Segmente, das L- du das S-Segment, welche die Information für Strukturproteine (Nucleocapsidprotein und Glycoproteine) und ein Enzym (virale Polymerase) enthalten. Im fertigen Virus lagert sich das Nucleocapsid schützend um die RNA. Die Glycoproteine G1 und G2 sind in der Lipidhülle verankert. Sie dienen zur Absorption und Freisetzung der L und S-Segmente in das Zytoplasma, sind somit für das Erkennen und Eindringen in die Wirtszelle essentiell. Die Vermehrung der Viren in der Zelle erfolgt über eine virale Polymerase.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Verteilung des Virus scheint auf einen Teil des Departements Beni im Osten Boliviens beschränkt zu sein. Infektionen ereignen sich unter normalen Bedingungen nur in wenig bewohnten, ländlichen Regionen.

Das einzig bekannte Reservoir für das Machupo-Virus ist die kurzschwänzige Ratte (Callomys Callosus), welche hauptsächlich am Rande von tropischem Grasland und tropischem Wald im Osten Boliviens, aber auch in Paraguay und im Westen Brasiliens vorkommt. Bereits in den Jahren 1959 bis 1963 ereigneten sich mehrere Ausbrüche des BHF mit über 1’000 Infektionen. 1963 kam es in der Folge einer starken Vermehrung dieser Tiere zur Invasion der bolivianischen Stadt San Joaquin und zur Übertragung des Virus auf mehrere hundert Personen. Durch ein effektives Nagetierkontrollprogramm wurde die Epidemie beendet.

Therapie

Die Infektionen mit den südamerikanischen hämorrhagischen Fieberviren werden hauptsächlich symptomatisch behandelt. Bei vielen Patienten ist eine leichte Sedierung (Beruhigung) und die Schmerzbehandlung mittels Opiaten sinnvoll. Blutungen sollten durch Transfusionen von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren therapiert werden.

Kontrolle des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt, gfls. kontrollierter Ausgleich.

Therapeutisch erfolgreich waren in Einzelfällen Infusionen von Immunplasmen (Plasma von rekonvaleszenten Patienten).

Ein kommerzielles Immunglobulin existiert noch nicht.

Das antivirale Medikament Ribavirin scheint zumindest bei Junin- und Machupo-Virus-Infektionen einen positiven Einfluss auf deren Ausgang zu haben.

Tierexperimentell konnten gute Erfolge mit dem Virustatikum Favipiravir erzielt werden (Gowen BB et al. 2017; Furuta Y et al. 2013), sodass anzunehmen ist, dass dieses Medikament auch beim Menschen eingesetzt wird (s. hierzu unter Favipiravir).

Literatur
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  1. Golden JW et al. (2017) An attenuated Machupo virus with a disrupted L-segment intergenic region protects guinea pigs against lethal Guanarito virus infection. Sci Rep 7:4679.
  2. Gowen BB et al. (2017) Enhanced protection against experimental Junin virus infection through the use of a modified favipiravir loading dose strategy. Antiviral Res 145:131-135.
  3. Tani H et al. (2018) Arenavirus research and antiviral candidate. Uirusu 68:51-62.
  4. Furuta Y et al. (2013) Favipiravir (T-705), a novel viral RNA polymerase inhibitor. Antiviral Res 100:446-454.

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