Atracurium

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.06.2020

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Synonym(e)

Atracuriumbesilat

Definition

Atracurium ist ein Pharmakon (CAS-Nummer: 64228-79-1; molare Masse: 929.15 g·mol-1, mittlere Halbwertszeit etwa 0.33 h) das zur Gruppe der „Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien“ (NDMR) gehört. Diese Gruppe der sog. „curareartigen Muskelrelaxanzien“ blockieren als Antagonisten des NM-Nikotinrezeptors vom NM-Typ auf der motorischen Endplatte die Wirkung des Acetylcholins. Die curareartigen Muskelrelaxanzien werden als Verbindungen mit quartärem Stickstoff (Ammoniumverbindungen) nach peroraler Gabe nicht resorbiert. Sie müssen deshalb i.v. verabreicht werden.In Fertigarzneimitteln wird das Benzolsulfonsäuresalz (Besilat) eingesetzt.

Indikation

Zur i.v. Anwendung bei operativen und anderen Eingriffen sowie in der Intensivmedizin. Atracuriumbesilat wird als Zusatz bei Allgemeinnarkosen, im Rahmen der Sedierung zur Relaxierung der Muskulatur im intensivmedizinischen Bereich sowie zur Erleichterung der endotrachealen Intubation und der künstlichen Beatmung angewendet.

Dosierung und Art der Anwendung

Relaxation: In Abhängigkeit von der gewünschten vollständigen Relaxationsdauer können 0,3-0,6 mg Atracuriumbesilat/kg Körpergewicht (KG) i.v. verabreicht werden. Die Wirkungsdauer beträgt 15-35 Minuten.

Intubation: Nach der i.v.-Injektion von 0,5-0,6 mg Atracuriumbesilat/kg KG kann die endotracheale Intubation in der Regel innerhalb von 90 Sekunden durchgeführt werden.

Repetitions-Dosen: Die vollständige neuromuskuläre Blockade kann mit Repetitions-Dosen von 0,1-0,2 mg Atracuriumbesilat/kg KG verlängert werden. Im Allgemeinen muss die erste Erhaltungsdosis 20-45 Minuten nach dem initialen Bolus gegeben werden, weitere Dosen werden nach Bedarf im Abstand von jeweils 15-25 Minuten verabreicht.

Kumulative Effekte in Bezug auf die neuromuskulär blockierende Wirkung sind bei Verabreichung dieser Repetitions-Dosen nicht zu erwarten. Die Spontanerholung stellt sich ca. 35 Minuten nach Ende der vollständigen Relaxation gemessen an der Wiederherstellung der tetanischen Antwort auf 95 % der neuromuskulären Funktion - wieder ein.

Spontanerholung: Sobald Zeichen einer Spontanerholung erkennbar sind, kann der neuromuskuläre Block, hervorgerufen durch Atracuriumbesilat, schnell durch übliche Dosen von Cholinesterasehemmstoffen wie Neostigmin oder Edrophonium - nach vorheriger oder gleichzeitiger Verabfolgung von Atropin oder Glycopyrroniumbromid - ohne Anzeichen einer Rekurarisierung aufgehoben werden.

Unerwünschte Wirkungen

Hinweis: Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

  • Sehr häufig (≥ 1/10)
  • Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
  • Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
  • Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
  • Sehr selten (< 1/10.000)
  • Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Erkrankungen des Immunsystems: Sehr selten schwere anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen bis hin zum Schock, Kreislaufversagen und Herzstillstand

Erkrankungen des Nervensystems: Sehr selten Krampfanfälle

Herzerkrankungen: häufig Tachykardie

Gefäßerkrankungen: häufig Hypotonie (leicht, vorübergehend)*, Hautrötung*

Erkrankungen der Atemwege: Häufig Bronchospasmus, sehr selten Laryngospasmus

Kontraindikation

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Cisatracurium oder Benzolsulfonsäure.

Präparate

Atracurium HEXAL® 25 mg/2,5 ml Injektionslösung;

Atracurium HEXAL® 50 mg/5 ml Injektionslösung

Hinweis(e)

Zur Ermittlung der individuell erforderlichen Dosis ist bei der Verabreichung von Atracuriumbesilat ein neuromuskuläres Monitoring zu empfehlen.

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Zuletzt aktualisiert am: 20.06.2020