Livedo (Übersicht) I73.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 06.11.2016

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Definition

Polyätiologisches, monitorisches Phänomen der Haut, das durch eine rote oder rot-blaue, netzartige Verfärbung der Haut gekennzeichnet ist.

 

Einteilung

Grundsätzlich kann unterteilt werden in:

S.a.u. Livedosyndrome.

Ätiopathogenese

Pathogenetisch liegt diesem Phänomen eine funktionell oder organisch bedingte Zirkulationsstörung des Blutes zugrunde. Die hierdurch bedingte Verlangsamung des Blutflusses führt zu einer erhöhten Sauerstoffausschöpfung und damit zu einer verminderten Oxygenierung des Blutes. Den blau-rötlichen, zyanotischen Netzstrukturen entsprechen nicht etwa durchschimmernde Gefäße, sondern Zonen mit vermindert oxygeniertem Blut. Bei dünner und heller Haut ist dies besonders gut erkennbar. Das Phänomen verschwindet mit dem Auftreten eines Ödems oder einer Dermatosklerose. Das kreisförmige Grundelement der Livedozeichnung erklärt sich aus der Anatomie der Blutversorgung. Endarterien versorgen die Haut im Vertikalschnitt sektorenförmig, bei Aufsicht kreisförmig. Im Kreiszentrum ist die Sauerstoffversorgung am höchsten, in der Kreisperipherie am niedrigsten.

Hinweis(e)

Grundsätzlich ist eine Unterscheidung vorzunehmen zwischen:

  • der harmlosen Livedo reticularis, die auf einer vasomotorischen Dysfunktion beruht und bei Abkühlung der Haut unter einen kritischen Kältepunkt eintritt und bei Wiedererwärmung völlig reversibel ist. Hierbei werden symmetrische, gleichmäßige geschlossene Ringe gefunden, die sich als gleichmäßiges netzförmiges Makromuster zusammenfügen.  
  • Die zweite Livedoform ist die Livedo racemosa. Sie unterscheidet sich von der Livedo reticularis durch ihre strikte Ortskonstanz; weiterhin durch Asymmetrie und fehlende Kälteabhängigkeit, und als  einfach zu beurteilendes morphologisches Phänomen, durch die bizarre nur angedeutete, immer wieder scharf unterbrochene Ringformation, die ein merkwürdiges "unorganisches" Muster abgeben. Diese beruht auf lokalen Strömungsunterbrechungen, die eine abrupte Veränderung der lokalen Durchblutung bewirken. Hierbei ist es belanglos ob das Strömungshindernis im venösen oder arteriellen Schenkel liegt.
  • Die Ursachen sind vielfältig und sind abzuklären. Eingeschwemmte Cholsterinembolie (bei Arteriosklerose) oder Fremdmaterialien (z.B. fehlerhaft injizierte Fillermaterialien),  Fibrinthrombi, Immunkomplexe bei monoklonalen Gammopathien oder versch. Infektionskrankheiten (Bemerkung: die Erstberschreibung der Livedo racemosa erfolgte1907 durch den Wiener Syphilisexperten Ehrmann bei Syphilis), bei Proliferationsvorgänge der Intima, oder bei vaskulitischen Prozessen.       
  • Bemerkung: Leider wird im internationalen Schrifttum diese notwendige Unterscheidung nicht getroffen, sodass nicht immer klar wird,  welche Form der Livedo eigentlich gemeint wird.  Dies führt in der internationalen Literatur zu einem schwer durchschaubaren, nomenklatorischen Sprachgewirr.

Literatur
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  1. Fritsch P (1998) Dermatologie und Venerologie, Lehrbuch und Atlas. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 507-508

Disclaimer

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