Vitamin B3

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 01.04.2018

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Synonym(e)

Niacin; Niacinamid; Niacinamide (INCI); Niacin (INCI); Nicotinamid; Nicotinamide; Nicotinsäure

Definition

Vitamin B3 gehört zu den wasserlöslichen B-Vitamine. Man nennt es auch Niacin. Niacin kommt in zwei Formen vor: 

Der Organismus kann beide Formen ineinander umwandeln; weiterhin kann er aus der Aminosäure Tryptophan  selbst Niacin bilden (damit ist die. Niacinamid ist Teil des ubiquitären Coenzyms Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD) und damit in alle vitalen Stoffwechselabläufe – so auch der Synthese von Adenosin-Triphospat (ATP) involviert. Im Gegensatz zur Nicotinsäure verursacht die Einnahme von  Niacinamid keinen Flush und führt nicht zu einem Anstieg des Harnsäurespiegels. 

Vitamin B3 wird mit der täglichen Nahrung ausreichend aufgenommen. Es ist in v.a. in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Innereien (z.B. Leber) vorhanden. Pflanzliche Produkte enthalten nur einen geringen Anteil Nicotinsäure. Vegetarier können ihren Bedarf an Vitamin B3 über Cashew-Kerne, Erdnüsse, Datteln, Aprikosen, Bananen und Hülsenfrüchte ergänzen. 

Nicotinsäure ist in der EU unter der Nummer E 375 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen.   

Vitamin B3-Tagesbedarf des Erwachenen :

  • Frauen: je nach Alter 11mg - 13 mg
  • Männer: je nach Alter 14mg - 17 mg
  • Stillende Frauen: 16 mg

Anwendungsgebiet/Verwendung

Topische Effekte von Vitamin B3: Die positiven Eigenschaften von Vitamin B3 und seinen Derivaten als Wirkstoff für Kosmetik sind vielfältig und gut belegt. Für seine Wirkung sind topische Konzentrationen von 2-5% notwendig. In der Kosmetologie wird Vitamin B3 in 3 Formen eingesetzt: als Niacinamid, Nicotinic acid (Nicotinsäure) und als Nicotinsäure-Ester.

Niacinamid wirkt verbessernd auf die Barrierefunktion der Haut. Topisch appliziert reduziert eine 2-5% Niacinamid-Creme die Sebumproduktion im Vergleich zu Placebo (Draelos ZD et al. 2006).

Niacinamid erhöht die Synthese von Ceramiden und anderen Lipiden in Keratinozyten. Darüber hinaus wirkt es als Radikalfänger, entzündungshemmend und verbessert das Hautbild (Bissett DL et al. 2004). Niacinamid fördert die DNA-Reparatur und inhibiert den Melanosomentransfer von Melanozyten zu Keratinozyten und reduziert damit die Pigmentierung der Haut. Nictoinamid ist ein gut doumentierter Kandidat für Bleichcremes (Drago F et al. 2816).

Niacin-Mangel führt in Hefekulturen zu einer Aufregulierung von Sirtuinen sowie zu einem vermehrten DNA- Schaden, ein Effekt der durch Niacinamid und Reversatol reversibel ist. Eine Sirtuinaktivierung erhöht wieterhin die Empfidnlichkeit für UV-Schäden.

In Hefekulturen zeigte sich , dass ein Niacin-Mangel zu einer Aufregulierung von Sirtuin 2 und Sirtuin 4 sowie zu einem vermehrten DNA- Schaden führt. Eine Sirtuinaktivierung erhöht weiterhin die Empfindlichkeit für UV-Schäden. Nicotinamid und auch Resveratol hemmen die Sirtuin-1-Aktiverung (ZhaoY 2016, Bayerl C 2017).

Hinweis(e)

Vitamin B3-Mangel ist in unseren Breiten sehr selten. Krankheitsbedingt muss in folgenden Situationen an ein Vitamin B3-Mangel  gedacht werden (Obdachlose, Anorexia nervosa, Alkoholismus, entzündliche Darmerkrakungen, Magenkarzinom, Hartnup-Erkrankung, INH-Therapie, versch. Chemotherapeutika - Bayerl C 2017).   

Eine andauernde Unterversorgung mit Vitamin B3 z.B. als Folge einer dauerhaft einseitigen, Niacin-armen Ernährung mit unbehandelten Mais-  oder Hirseprodukten führt zum Krankheitsbild der Pellagra. Bei fortgeschrittener Symptomatik stellen sich die sog. "4 Ds" Dermatitis, Diarrhoe, Demenz  und Death. 

Eine Überdosierung mit Niacin (z.B. durch Nahrungsergänzungsmittel) kann zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Hitzegefühl, Pruritus, Hepatotoxizität und Magen-Darm-Beschwerden führen.

Bemerkenswert ist die (mehrfach bestätigte) protektive Wirkung von Vit. B3 (2x 500mg) auf, durch UV-Strahlung induzierte maligne epitheliale Geschwülste (Cheng AC et al. 2015). So waren in einem größeren Kollektiv aktinische Keratosen gegenüber der Kontrollgruppe um 20%, Basalzellkarzinome um 20% Plattenepithelkarzinome um 30% reduziert.  

Literatur
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  1. Bayerl C (2017) Vitamin B3 in der kosmetischen Dermatologie. Akt Dermatol 43: 431-433.
  2. Bissett DL et al.(2004) Topical niacinamide reduces yellowing, wrinkling, red blotchiness, and
    hyperpigmented spots in aging facial skin. Int J Cosmet Sci 26:231-238.
  3. Burnett C et al.(2011) Absence of effects of Sir2 overexpression on lifespan in C. elegans and Drosophila. Nature 477:482-485.
  4. Chen AC et al. (2015) A Phase 3 Randomized Trial of Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention. N Engl J Med 373:1618-1626.
  5. Chen AC et al. (2014) Nicotinamide and the skin. Australas J Dermatol 55:169-175.
  6. Drago F et al. (2016) Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention. N Engl J Med 374:789-790.
  7. Draelos ZD et al. (2006) The effect of 2% niacinamide on facial sebum production.
    J Cosmet Laser Ther 8:96-101.
  8. Mohler H et al. (1979) Nicotinamide is a brain constituent with benzodiazepine-like actions. Nature 278:563-565.
  9. Polo V et al. (1998) Nicotinamide improves insulin secretion and metabolic control in lean type 2 diabetic patients with secondary failure to sulphonylureas. Acta Diabetol 35:61-64.
  10. Zhao Y (2016) Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention. N Engl J Med 374 :789.  

 

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