Trichomoniasis (Übersicht) A59.9

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 27.10.2020

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Definition

Infektion mit Trichomonaden (mehrgeißeligen Flagellaten). Der Erreger wird fast immer über sexuellen Kontakt übertragen.

Erreger

Für den Menschen sind 3 Arten pathogen:

Trichomonas vaginalis: Infektion der Schleimhautoberflächen im Urogentialtrakt (weltweit häufigste sexuell übertragbare Erkrankung; der Erreger kann in feuchtwarmem Milieu über 24h überleben. Übertragung durch infizierte Gegenstände ist möglich!)

Trichomonas tenax: Infektion der Mundschleimhaut (v.a. Gingivitis)

Pentatrichomonas hominis: Infektion der Darmschleimhaut

 

Einteilung

Vorkommen/Epidemiologie

Trichomonas-vaginalis-Infektionen kommen weltweit vor. Sie zählen zu den häufigsten STI-Erregern.  

Prävalenz (weltweit): 250 Millionen Infizierte/Jahr. In einigen tropischen Ländern sind Trichomonaden die häufigsten Erreger von genitalen Infektionen. 

Die Prävalenz bei Frauen wird je nach untersuchter Population mit 3%-48% angegeben. 20% der Frauen zwischen dem 16. und 35. Lebensjahr waren mindestens 1 x an einer Trichomandeninfektion erkrankt (Hearn LE et al. 2015).  

Etwa 70% der Frauen mit einer gonorrhoischen Infektion sind durch Trichomonaden koinfiziert.

Bei Männern mit einer Nichtgonorroischen Urethritis (NGU) lassen sich in 15% Trichomonaden nachweisen.

Manifestation

Betroffen sind überwiegend Erwachsenen. Selten sind Infektionen bei Neugeborenen (Übertragung der Erreger bei der Geburt von der Mutter auf des Kindes). 

Externe Therapie

Unterstützung der Systemtherapie: Clotrimazol (z.B. Canesten Vaginaltabletten) und anderen Imidazolderivaten wie Miconazol (z.B. Daktar Creme), Econazol (z.B. Epi-Pevaryl Creme) oder Econazol-Vaginalzäpfchen (z.B. Gyno-Pevaryl 6 Ovula). 

Alternative zur Systemtherapie: Neuere Untersuchungen belegen, dass bei der Trichomondanekolpitis eine intravagianl angewendete Kombination von Metronidazol und Miconazol eine wirksame altertnative zur Systemtherapie darstellen. 

Merke! Mitbehandlung des Sexualpartners oder der Partnerin, auch bei fehlendem Vorliegen von Symptomen (Ping-Pong-Effekt)!

Interne Therapie

Mittel der Wahl ist Metronidazol (z.B. Clont, Arilin) 1,5-2 g p.o. als ED (Ausheilungsrate 90%), alternativ 2mal/Tag 400 mg über 5-7 Tage (Ausheilungsrate 95%).

Bei HIV-positiven Frauen wird ein 7-Tage-Regime mit 2x500mg Metronidazol p.o. über 7 Tage empfohlen.  

Bei HIV-positiven Männern genügt die einmalige Dosis von 2,0g Metronidazol p.o.  

Merke! Einnahme von Metronidazol vor den Mahlzeiten auf nüchternen Magen, da es sonst zu verzögerter Resorption und verminderten Blutspiegeln kommen kann!

Bei Therapieversagen erneute Gabe von 2mal/Tag 400 mg Metronidazol über 5-7 Tage. Bei ausbleibendem Erfolg Erhöhung der Metronidazol-Dosis auf 1mal/Tag 2 g p.o. über 3-5 Tage. Wirksam sind auch Tinidazol (z.B. Simplotan Filmtbl.) 2 g p.o. als Einzeldosis oder Nimorazol (z.B. Esclama Filmtbl.) in einer Dosierung von 2 g p.o. als Einmaldosis.

Auch während der Schwangerschaft darf Metronidazol eingesetzt werden.

Naturheilkunde

Kleinere positive klinische Gruppenergebnisse liegen mit peroral applizierten Extrakten von Commiphora molmol (s.u. Myrrhe) vor.  

Literatur
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  1. El-Sherbini GT et al.(2009) Efficacy of two plant extracts against vaginal trichomoniasis. J Egypt Soc Parasitol 39:47-58. 
  2. Hearn LE et al. (2015) Correlates of Trichomonas vaginalis Among Middle Age and Older Adults Who Use Drugs. Subst Use Misuse. 50:1501-1509.
  3. Kissinger P(2015)Trichomonas vaginalis: a review of epidemiologic, clinical and treatment issues. BMC Infect Dis 15:307 
  4. Korzeniewski K et al. (2015) Travel-related sexually transmitted infections. Int Marit Health 66:238-246.
  5. Momeni Z et al. (2015)  Molecular typing of the actin gene of Trichomonas vaginalis isolates by PCR-RFLP in Iran. Exp Parasitol 159:259-263.

 

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