Tinea capitis superficialis B35.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 27.01.2024

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Synonym(e)

Trichophytia superficialis

Definition

Superfizielle, meist wenig entzündliche und nicht zur vernarbenden Alopezie führenden, mykotische Infektion des Capillitiums.

Erreger

Mikrosporum - und Trichophytonarten; s.u. Tinea capitis.

Manifestation

Kleinkinder und Kinder im Alter von 2-14 Jahren.

Klinisches Bild

Meist multiple, seltener solitäre, 0,5-7,0 cm große, rundliche, meist aphlegmasische, leicht gerötete oder gräuliche, mit feinen Schuppen dicht bedeckten, flache Flecken oder Plaques; meist mit 0,2-0,3 cm langen, abgebrochenen Haaren (Bild der schlecht gemähten Wiese). Die in den Follikeln steckenden Haarstümpfe erscheinen als schwarze Punkte und werden im Englischen als "black dots" bezeichnet (Black-dot-Mykose). Häufig suchen die Patienten wegen der klinisch auffälligen Haarlosigkeit den Arzt auf. S.a.u. Mikrosporie. Die Alopezie ist nicht narbig und damit reversibel.

Die zunächst superfizielle Tinea durch T. Schoenleinii (Favus) wird in Südosteuropa häufiger beobachtet. Oftmals erfolgt eine intrafamiliäre  Übertragung (Erbgrind). Bei längerer Bestandsdauer kommt es zu einer Invasion tieferer Follikelanteile und zur narbigen Alopezie.

Differentialdiagnose

  • Alopecia areata: Kein Juckreiz, keine Zeichen der Entzündung, keine Schuppung der Oberfläche.
  • Pityriasis amiantacea: unscharf begrenzte, fettige, glimmerartige, grauweiße Schuppung, die die Kopfhaare in verschiedener Länge umscheiden. Häufig lassen sich die Kopfhaare in Büscheln ausziehen.
  • Trichotillomanie: Zonen des Haarverlustes weisen zackige (unnatürliche) Begrenzungen auf. Keine Oberflächenschuppung; kein Juckreiz.
  • Psoriasis capillitii: Entweder umschriebene, weiß-schuppige Plaques, keine Alopezie, seltener auch diffuse kleinfleckige Abschuppung des Kapillitiums. Juckreiz kann vorhanden sein. Häufig psoriatische Herde in loco typico.
  • Folliculitis decalvans: Eher seltene Differenzialdiagnose bei follikulären Entzündungen im Bartbereich. Eminent chronisches Krankheitsbild, das durch allmählich sich ausbreitenden narbigen Haarverlust gekennzeichnet ist. Zunächst disseminierte, kleine, follikuläre Papeln, später pustulöse Umwandlung, Krustenbildung. Peripheres Fortschreiten der Herde, zentral narbige Abheilung. Es resultieren unregelmäßig geformte Narbenherde mit kleinfleckigem, irreversiblem Haarausfall. Ausbildung von Büschelhaaren (typisch für diese Erkrankung).
  • Merke! Die Diagnose "Tinea capitis superficialis" ist stets durch mikrobielle Diagnostik abzusichern (Nativ-und Kulturpräparat). Ggf. ist auch ein histologischer Nachweis (PAS-Färbungen in Schnittserien) erforderlich.

Therapie

Kombinierte externe und interne antimykotische Therapie, s.a.u. Tinea capitis.
  • Extern eignen sich Ciclopirox (z.B. Batrafen Creme), Azol-haltige Cremes und Lösungen wie Ketoconazol (z.B. Nizoral Creme) oder Clotrimazol (z.B. Canesten Salbe, Canesten Lösung) über Nacht okklusiv.
  • Intern können Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol angewendet werden. Die Therapie läuft i.A. 10-12 Wochen.

Hinweis(e)

Grisefulvin, als Antimykotikum der "ersten Stunde", ist das einzige orale Antimykotikum, das zur Behandlung von Dermatophytosen bei Kindern in Deutschland zugelassen ist! Jedoch derzeit nicht am Markt!

Manche Patienten (v.a. Kinder) sind, ohne klinische Symptome zu haben, lediglich Carrier der Erreger. So führt Tr. tonsurans und M. audouinii häufig nur zu diskreter aphlemasischer Schuppenbildung. 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Effendi I (2010) Tinea capitis. In: Plettenberg A, Meigel W, Schöfer H (Hrsg) Infektionskrankheiten der Haut. Thieme Verlag, Stuttgart

Disclaimer

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