Schmucktätowierung L81.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor: Dr. med. Stephan Große-Büning

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Zuletzt aktualisiert am: 31.10.2019

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Synonym(e)

Decorative Tattoos (e); Dekorative Tätowierung; Permanent-Make-up; Tattoo

Definition

Einbringen farbiger Pigmente mit Nadelstichen in die Haut. Bei professionellen Tätowierungen wird der Farbstoff ins obere bis mittlere Korium eingebracht. Bei Laientätowierungen ist das Pigment unregelmäßig verteilt und reicht bis ins untere Korium, u.U. bis ins subkutane Fettgewebe.z

Als permanentes Make-up (auch Permanent-Make-up) wird eine Schmucktätowierung der Lippen und der Augenbrauen bezeichnet.

Vorkommen/Epidemiologie

Tätowierung erfreuen sich zunehmender Popularität. In den USA sind bis zu 16% der Menschen tätowiert. Die Zahlen für Deutschland dürften ähnlich sein.

Ätiopathogenese

Tätowierung und Allergiepotenzial: Bis vor einigen Jahren wurden Metallsalze als Farbstoffe eingesetzt. Heute werden meist organische Pigmente verwendet. Eine offizielle Zulassungsregelung für Tätowierungsstoffe existiert in Deutschland nicht. Pigmente in Kosmetika, Textilfarbstoffen oder Lebensmittelfarben müssen nach den Gesetzesvorgaben genauestens definiert werden, während Pigmente für Tätowierungen diesen Regelungen nicht unterworfen sind. Daraus leitet sich ein hohes allergologisches Potential (s. Kontaktallergien) ab, da es jedem Tätowierungssalon selbst überlassen bleibt, Farbpaletten zu mischen und diese am Konsumenten anzuwenden. Nicht selten werden dementsprechend auch aufgrund des Konkurrenzdrucks exotische Mischungen angefertigt, teilsweise werden hierbei Grundfarben aus der Automobilindustrie rekrutiert. Das beliebte Magentarot beispielsweise wurde wegen gehäufter Hautreaktionen inzwischen vom Markt genommen.

Auch Tätowierungen mit Henna-Farbstoffen erfreuen sich wachsender Beliebtheit als temporäre Schmucktätowierungen. Es mehren sich aber Berichte über Sensibilisierungen gegenüber p-Phenylendiamin (PPD), da der Henna-Farbstoff Lawson häufig mit hochkonzentriertem p-Phenylendiamin vermischt wird. 

Tätowierung und Makrophagen: Untersucht man den Ursprung und die Dynamik der kutanen Zellen (Makrophagen), die die Partikel von in Tätowierung enthaltenden Pigmenten einfangen und „aufbewahren“ so kann gezeigt werden, dass diese Zellen einem kontinuierlichen Lebenszeitzyklus unterliegen. D.h. die kutanen Pigmentpartikel durchleben einen kontinuierlichen Zyklus des „Einfangens, Freisetzen und wieder Einfangens“. Die Langlebigkeit und Ortstreue der farbgebenden Partikel unterliegen demnach einem dauernden zeitlichen Wechselspiel, das durch die Lebenszeit der Makrophagen bestimmt wird (Baranska et al. 2018). Trotzdem bleibt die Ortstreue der „Tätowierung“ bestehen. Die aus dieser Erkenntnis abzuleitenden Folgen von z.B. ausgedehnten Tätowierungen auf das Immunsystem des Körpers sind bisher völlig unbekannt.

Hinweis: Tätowiernadeln enthalten häufig Nickel (6-8%) und/oder Chrom (15-20%). Die Allergene können über Abrieb während des Tätowiervorgangs in die Haut gelangen und somit zur Typ-IV-Sensibilisierung beitragen bzw. eine allergische Reaktion hervorrufen.

Komplikation(en)

unmittelbar nach der Tätowierung:

  • Lokal: Folgen der Nadelstichverletzungen (Krustenbildungen; Schwellungen; Schmerzen, Blutungen, Blasen; Wundinfektionen) in 67,5% der Fälle
  • Systemisch: Müdigkiet, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber, vereinzelt psychische Beschwerden in 6,6% der Fälle

4 Wochen nach der Tätowierung:

  • Schwellung, Papeln, Juckreiz in 6% der Fälle
  • Andauernde Lokalreaktionen: Persistierender Juckreiz, intermittierende Schwellungen, Schwellung nach UV-Exposition. 
  • Komplikative Tumorentwicklung (zitiert n. Wagner et al 2018) : Plattenepithelkarzinom, Keratoakanthom; Malignes Melanom; Basalzellkarzinom; Dermatofibrom; Pilomatrixom. 

Weiterhin: lichenoide und pseudolymphomatöse Reaktionen. Der von Kim und Mitarb. 2016 mitgeteilte Fall einer akuten Sarkoidose (Löfgren Syndrom) unter einer kombinierten anti-CTLA-4 (Ipilimumab)/anti-PD1(Nivolumab) Therapie eines metastasierten Harnblasenkarzinoms, das sich primär in einem Tatoo manifestierte, belegt eine erhöhte Suszeptibilität der tätowierten Regionen.

Hinweis(e)

Die häufigsten verwendeten Elemente für farbige Metallsalze sind Quecksilber, Titan, Kupfer und Silizium. Groborientierend können folgende Angaben gemacht werden: Zinnober-Rot = Quecksilber, Grün = Chromoxid, Blau = Cobalt-Aluminat, Gelb = Cadmium-Salze.

Seit 2009 gilt in Deutschland die Tätowiermittelverordnung durch die zahlreiche bedenkliche Farbstoffe verboten wurde und mit der eine Kennzeichnungspflicht eingführt wurde. 

Literatur
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  1. Baranska A et al. (2018) Unveiling skin macrophage dynamics explains both tattoo persistence and strenuous removal. J Exp Med 215:1115-1133. 
  2. Colsman et al. (2007) Typ-IV-Allergie und Fremdkörper-Reaktion. Der Deutsche Dermatologe 4: 266-268
  3. Davies EE et al. (2007) Para-phenylenediamine allergy from a henna tattoo. Arch Dis Child 92: 243
  4. Jacob CI (2002) Tattoo-associated dermatoses: a case report and review of the literature. Dermatol Surg 28: 962-965
  5. Kim C et al.(2016) Systemic sarcoidosis first manifesting in a tattoo in the setting of immune checkpoint inhibition. BMJ Case Rep 26
  6. Mafong EA et al. (2003) Surgical pearl: Removal of cosmetic lip-liner tattoo with the pulsed carbon dioxide laser. J Am Acad Dermatol 48: 271-272
  7. Shah G et al. (2002) Treatment of an amalgam tattoo with a Q-switched alexandrite (755 nm) laser. Dermatol Surg 28: 1180-1181
  8. Wagner G et al. (2018) Pilomatrixom in einem Tattoo. Hautarzt 69: 242-244
  9. Werner S et al. (1999) Entfernung von Tätowierungen mit dem gütegeschalteten Rubinlaser und dem gütegeschalteten Nd:YAG-Laser. Hautarzt 50: 174-180

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