Schmetterlingsraupen

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 17.11.2019

This article in english

Definition

Als Raupen (Schmetterlingsraupen) bezeichnet man die Larven der Schmetterlinge bzw. einiger anderer Insekten. Die Raupe ist das eigentliche Fressstadium des Schmetterlings. Die Raupen führen meist ein verstecktes Leben und sind auch gut an ihre Umgebung angepasst. Sie haben meist eine grüne oder braune Färbung. Da sich das Körpervolumen der Raupen im Rahmen ihrer körperlichen Entwicklung stark vergrößert, häuten sie sich mehrmals, bis zum erreichen ihrer endgültigen Größe erreicht haben.

Die Raupen der Schmetterlinge bestehen aus gleichmäßig aneinandergereihten Segmenten, die den Rumpf bilden. Sie lassen sich in die 3 Bereiche Kopf, Brust und Hinterleib unterteilen. Der Kopf ist gewöhnlich durch Chitineinlagerungen verhärtet. Auf der Unterseite außen haben sie meist je sechs Punktaugen (Stemmata). Die Mundwerkzeuge sind im Gegensatz zu den stummelförmig angelegten Fühlern stark ausgeprägt.

Klinisches Bild

Medizinisch wichtig ist die sog. Raupendermatitis die bei Forst- und Gartenarbeitern, aber auch bei Spaziergängern und Anwohnern aufteten kann.

Die Raupen des Schmetterlings durchlaufen fünf bis sechs Entwicklungsstadien bis zum fertigen Schmetterling. Ab dem 3. Larvenstadium tragen die Raupen auf dem Rücken feine, mit Widerhaken versehene Härchen („Brennhaare“, Setae, 0,2 mm). Diese fallen bereits bei leichter Berührung ab. Sie können aerogen über weite Strecken transportiert werden. Eine Gefährdung geht besonders von den älteren Raupen aus (5. bis 6. Stadium), die bis zu o, 5 Millionen Brennhaare ausbilden. Aber auch die Kokons der Spinnerraupen enthalten Brennhaare und können noch Jahre später können dermatitische Reaktionen auslösen. Diese betreffen v.a. die unbedeckten Hautpartien wie Nacken, Gesicht und unbekleideten Extremitäten. Der Kontakt mit den Brennhaaren die ein Toxin (Thaumetopoein) enthalten verursacht eine toxisch-irritative Dermatitis.

Prozessionsspinner können auch Allergien vom Soforttyp (Typ-I-Reaktion) verursachen. Bei dem Kieferprozessionsspinner (Verbreitung Mittelmeerraum) wurden 7 Allergene beschrieben. Eingeatmete Brennhaare können zu einer Reizung der oberen Atemwege, bei entsprechender Vorbelastung auch zu Atemnot führen (10-11% der Kontaktpersonen).

Augen: Bei 15–20 % der Kontaktpersonem entwickelt sich eine Konjunktivitis oft mit starker Schwellung der Augenlider. Auch anaphylaktoide Reaktionen bis hin zum anaphylaktischem Schock wurden beschrieben. Die Krankheitsdauer liegt meist bei 1–2 Wochen, Symptome können aber durchaus noch einen Monat später vorhanden sein.

Fast jeder Betroffene (98 %) klagte über Juckreiz der Haut 10–12 % über bronchitische Beschwerden.

Hinweis(e)

Giftige Raupen, wie z. B. viele Arten der Bärenspinner (Arctiidae), warnen Fressfeinde durch auffällige Färbung. Einige Arten entwickeln ein Gesellschaftsverhalten. So leben die Raupen der Prozessionsspinner (Thaumetopoeidae) in großen Gespinsten miteinander und bewegen sich gemeinsam in langen „Prozessionen“ zu ihren Nahrungsquellen. Fressfeinde sind durch diese Form der Tarnung nicht in der Lage, eine einzelne Raupe zu erkennen.

Seit Jahren ist der wärmeliebende Eichenprozessionsspinner (EPS, Thaumetopoea processionea) auf dem Vormarsch in Europa. Er ist in Nordfrankreich, Belgien, Holland und England und in den wärmeren Gegenden Deutschlands zu finden (v.a. in Brandenburg, Berlin, NRW, Baden-Württemberg und Franken). Die Ausbreitung nach Norden wurde möglich durch eine Abnahme der Spätfröste, wodurch der Schlupf der EPS-Larven synchronisiert wurde.

Der Eichen-Prozessionsspinner verdankt seinem Namen dem Umstand, dass die Raupen sich vorwiegend an Eichen finden. Sie begeben sich  nach dem Schlüpfen, in einer Art Prozession auf Nahrungssuche.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Rodriguez-Mahillo AI et al. (2012) Setae from the pine processionary moth (Thaumetopoea pityocampa) contain several relevant allergens. Contact Dermatitis 67:367-374.
  2. Schöllnast R et al. (2004) Ödematöse Papeln und Papulovesikeln bei Mutter und Kind. Hautarzt 55: 480-481
  3. Utikal J et al. (2009) Caterpillar dermatitis. An increasing dermatologic problem in warmer regions of Germany. Der Hautarzt 60: 48–50.
  4. Wang D et al. (2019) Itchy rash caused by the oak processionary caterpillar. Ned Tijdschr Geneeskd 163. pii: D4243.

Verweisende Artikel (2)

Eiche; Raupendermatitis;

Weiterführende Artikel (1)

Raupendermatitis;
Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 17.11.2019