Scabies crustosa B86.x1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. Julia Oberheim

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Zuletzt aktualisiert am: 03.09.2023

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Synonym(e)

Borkenkrätze; crusted scabies; Norwegian scabies; norwegische Skabies; Scabies crustosa; Scabies norvegica

Erstbeschreiber

Danielssen und Boeck 1848; Hebra 1852

Definition

In den Industrieländern seltene, exzessive Variante der Skabies mit explosiver Vermehrung der Scabiesmilben, starker Ekzematisation bis hin zu pseudoichthyotischen Hautveränderungen. Es besteht durch die große Erregerdichte eine hohe Infektiosität.  

Manifestation

Indikatorerkrankung bei Immunsuppression, z.B. bei Diabetes mellitus, nach Organtransplantation, Leukämie, AIDS, Kachexie, nach langfristiger Glukokortikoid- oder Zytostatikatherapie. Fälle von Scabies crustosa werden auch bei Patienten nachgewiesen, denen jahrelang eine adäquate Therapie vorenthalten wird. 

Lokalisation

Meist symmetrischer Befall. V.a. Hände, Ellbogen, Knie, Sprunggelenke, Gesicht und Kapillitium sind befallen.

Klinisches Bild

Schmutzig-braune Keratosen, Borken, ggf. Rötung und Schuppung am gesamten Integument. Kaum Juckreiz. Ausgedehnte subunguale Hyperkeratosen, krallenartige Abhebung der distalen Nagelplatte. Milbengänge besonders an Palmae und Plantae.

Histologie

Massenhaft Skabiesmilben und -gänge im Stratum corneum.

Therapie allgemein

Zusätzlich empfehlen sich Ermittlung und Behandlung der Kontaktpersonen, stationäre Aufnahme, Isolierung des Patienten, Schutzmaßnahmen seitens des Pflegepersonals, täglicher Wechsel der Leib- und Bettwäsche, tägliche desinfizierende Reinigung des Zimmers und der Gebrauchsgegenstände.

Externe Therapie

Zur Therapie der Scabies norwegica liegen keine große Studien vor. Zunächst mehrtägige keratolytische Vorbehandlung mit 5-10% Salicylsäure-Salbe (z.B. Salicylvaseline Lichtenstein, R228 ). Zur antiskabiösen Therapie wird mehrheitlich Permethrin empfohlen, weil es in der Handhabung einfach und gut verträglich ist (hinsichtlich der praktischen Handhabung s.u. Skabies). Die Behandlung mit Permethrin sollte täglich  zwei Wochen durchgeführt werden, sollte aber mindestens einmal nach 1 Woche wiederholt werden.

Eine erneute Gabe von Ivermectin und/oder Permethrin sollte erfolgen, wenn nach der zweiten Therapie noch Zeichen einer aktiven Infestation bestehen (mikroskopischer oder dermatoskopischer Nachweis aktiver Skabiesmilben). 

Interne Therapie

Der Einsatz von Ivermectin (Driponin® 3 mg Tabletten; Scabioral®, 0,2mg/kg Körpergewicht) p.o. als Einmaldosis, synchron zur externen Therapie, ist empfehlenswert. Wiederholung der Therapie nach 7 bis 15 Tagen.

Verlauf/Prognose

Hohe Rezidivquote bei ungenügender Behandlung der subungualen Hyperkeratosen und der Nägel.

Hinweis(e)

Merke! Vor Ivermectin-Gabe ist die schriftliche Aufklärung und Zustimmung des Patienten empfehlenswert!

Literatur
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  1. Katsumata K et al. (2003) Norwegian scabies in an elderly patient who died after treatment with gamma BHC. Intern Med 42: 367-369
  2. Perna AG et al. (2004) Localised genital Norwegian scabies in an AIDS patient. Sex Transm Infect 80: 72-73
  3. Rütten A et al. (1990) Scabies norwegica oder Scabies crustosa. Akt Dermatol 16: 140-142
  4. Scheinfeld N (2004) Controlling scabies in institutional settings:a review of medications, treatment models, and implementation. Am J Clin Dermatol 5: 31-37
  5. Terri L et al. (1995) The treatment of scabies with ivermectin. N Engl J Med 333: 26-30
  6. Wlotzke U et al. (1992) Scabies norvegica sive crustosa bei einem Patienten mit AIDS. Hautarzt 43: 717-720
  7. Wong SS et al. (2005) Unusual laboratory findings in a case of Norwegian scabies provided a clue to diagnosis. J Clin Microbiol 43: 2542-2544

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