Rückfallfieber, endemisches A68.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 16.02.2021

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Synonym(e)

Endemisches Rückfallfieber; Rückfallfieber europäisches; Tickborne relapsing fever; Zeckenrückfallfieber

Definition

Meldepflichtige, durch Borrelien ausgelöste, durch Lederzecken übertragene, schwere Infektionskrankheit mit plötzlichem Fieberanstieg über 40 °C und charakteristischen Fieberschüben.

Erreger

Borrelia spp., v.a.

  • B. duttonii und B. crocidurae (Afrika)
  • B. hermsii, B. turicatae, B. parkeri (Nordamerika)
  • B.venuzulensis, B. neotropica (Zentral- und Südamerika)
  • B. persica (naher und mittlerer Osten, Asien)
  • B. hispanica (iberische Halbinsel, Nordafrika)

Erreger-Reservoir: Mensch (Afrika), Zecke, Nagetier, Geflügel, Hunde, Wildschwein.

Überträger: Lederzecke (Ornithodorus moubata).

Vorkommen/Epidemiologie

Tropisches Afrika, Spanien, Nordafrika, arabische Halbinsel, vorderer Orient, Süd- und Zentralasien, Nord- und Südamerika. In Mitteleuropa ist Rückfallfieber sehr selten. Es handelt sich bei Auftreten meist um eine Reisekrankheit oder um infizierte Migranten aus Nordostafrika. 

Klinisches Bild

Inkubationszeit 5-15 Tage. An der Einstichstelle ist gelegentlich ein bis zu erbsgroßes, ulzeriertes Knötchen nachweisbar, das mit schwarzen Krusten (Tache noir) bedeckt sein kann. Massive Bakteriämie und Befall von fast allen Organen. Der Grad der Spirochätämie bestimmt den klinischen Schweregrad. Die Fieberschübe dauern im Gegensatz zur Malaria 2-4 Tage und werden durch fieberfreie 3-6-tägige Intervalle unterbrochen. Die fieberfreien Intervalle nehmen im Verlauf der Erkrankung an Dauer zu. Rückfälle ca. 2-10mal, wobei der Schweregrad der Erkrankung abnimmt. Immunität bis zu 1 Jahr nach der Infektion. Häufigste Todesursache ist eine Myokarditis.

Kennzeichnend (bei etwa 60% der Infizierten) ist gegen Ende der ersten Fieberperiode ein stammbetontes, kleinmakulöses bzw. kleinpapulöses, petechiales Exanthem (Blutungsneigung). Die Schädigungen der Gefäßendothelien, Blutungsneigung und Organnekrosen bestimmen das Krankheitsgeschehen. Die Hautveränderungen treten nach der ersten Periode nicht mehr auf.

Zu den Komplikationen gehören eine starke Blutungsneigung (Epistaxis, konjunktivale Blutungen, Hämorrhagien des Magen-Dar-Traktes, Lungen, Harnwegen und ZNS), Nephritis, Leberversagen, Myokarditis, Sepsis mit disseminierter intravasaler Gerinnung. 

Labor

Erregernachweis im Blut (Ausstrich, Dicker Tropfen, Dunkelfeldmikroskopie). Serologie (ELISA, KBR, Agglutination). Ggf. Nachweis im Tierversuch. Eine kulturelle Anzucht der Borrelien ist unter besonderen Kulturbedingungen möglich.  

Blutbild: neutrophile Leukozytose, Entzündungsparameter deutlich erhöht.

Therapie

Doxycyclin (z.B. Doxycyclin Heumann) 2mal/Tag 100 mg p.o. oder Tetracyclin (z.B. Tetracyclin Wolff) 3-4mal/Tag 500 mg p.o. über 14 Tage. Kleinkinder sollten statt Tetracyclin Penicillin erhalten.

Cave: Jarisch-Herxheimer Reaktion 

Verlauf/Prognose

Selbstheilung nach 2 bis 10 Rückfällen. Immunität bis zu 1 Jahr nach der Infektion. Letalität 2–10%.

Literatur
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  1. Bissett JD et al. (2018) Detection of Tickborne Relapsing Fever Spirochete, Austin, Texas, USA. Emerg Infect Dis 24:2003-2009.
  2. Mafi N et al. (2019) Tick-Borne Relapsing Fever in the White Mountains, Arizona, USA, 2013-2018. Emerg Infect Dis 25:649-653.
  3. Naddaf SR et al. (2015) Tickborne relapsing  fever in southern Iran, 2011-2013. Emerg Infect Dis 21:1078-1080.

Weiterführende Artikel (4)

Borrelien; Doxycyclin; Herxheimer-Reaktion; Tetrazykline;

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