Psoriasis seborrhoischer Typ L40.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Seborrhiasis

Definition

Form der Psoriasis vulgaris mit schwacher, gelblicher Schuppung. Das Bild erinnert an ein seborrhoisches Ekzem. Von einzelnen Autoren wird dieses Mischbild als Seborrhiasis bezeichnet.

Lokalisation

Rumpf (hier v.a.in den seborrhoischen Zonen), Capillitium und Gesicht (zentrofazial)

Klinisches Bild

Bevorzugt ist das Capillitium betroffen. Hier gekennzeichnet durch eine wenig scharf begrenzte, flächige, Rötung (diese kann auch komplett fehlen) mit feiner, nicht festhaftender, weißer Kopfschuppung. Die Haaransatzgrenzen werden im Gegensatz zum seborrhoischen Ekzem meist überschritten. Juckreiz fehlt oder ist nur gering ausgeprägt. 

Gesicht: betroffen sind die zentrofazialen "seborrhoischen Hautareale" wie Stirnmitte, Perninasalregion mit gelb-roten, marginierten, schuppigen kaum elevierten Plaques mit unterschiedlichem Schuppenbesatz. 

Rumpf: Befall der zentralen seborrhoischen Zonen (Schweißrinnen im Sternalbereich, entlang der Wirbelsäule, Schultergürtel) befallen.  Es zeigen sich figurierte, wenig oder überhaupt nicht juckende, unterschiedlich intensiv schuppende, meist ortsständige, scharf begrenzte, rote oder rot-braune Flecken, Papeln oder konfluierte Plaques.

 

Diagnose

  • Defin: Seltener Psoriasis-Typ. Eminent chronische, stabile und ortstreue (Plaque-) Psoriasis, die in den seborrhoischen Zonen und am Capillitium auftritt.
  • Ätiol: wie bei Psoriasis allg: multifaktorielle Vererbung mit unvollständiger Penetranz.
  • Klin: scharf begrenzte, symmetrische, nur gering konsistenzvermehrte (manchmal kaum als Plaque tastbar), homogen ausgefüllte, aber auch anuläre, pityriasiform schuppende, ortstreue Plaques 
  • Leitsymp.: schuppende, kaum elevierte, scharf begrenzte Plaques (Schuppung je nach Vorbehandlung unterschiedlich stark ausgeprägt)
  • Lokal (in der Reihenfolge der Häufigkeiten): Capillitium, zentrofazioale Gesichtspartien, Sternalbereich.
  • Verlauf: chronisch stationär, saisonale Beserung im Sommer
  • Assoz. Sympt.: Juckreiz nur selten 
  • Hinweise: Alkohol und Rauchen sind Triggerfaktoren für eine Psoriasis. 
  • Histol: Parahyperkeratose, leichte Akanthose und Papillomatose, keine  Munro-Mikroabszesse
  • Labor: ohne Relevanz, DD Tinea (Mykologie)
  • DD: mikrobielles Ekzem, seborrhoisches Ekzem
  • Progn: jahrelanger, rezidivierender Verlauf ist zu erwarten. Spontanheilungen möglich
  • Therapie:
    • lokal: Vit D3-Analoga, Glukokortikoide, UVB
    • systemisch: low-dose Fumarate p.o.TNF-alpha-Blocker 

Therapie

  • Kopfherde: Bei leichtem Befall blande, eher austrocknende Shampoos wie Dermowas, Mineralsalzshampoos.
  • Bei mittlerem bis schwerem Befall haben sich antimykotische Präparate mit Azol-Derivaten wie Ketoconazol (Ket-Schuppenshampoo), Clotrimazol (SD-Hermal Minuten Creme) oder Ciclopirox (z.B. Batrafen S Shampoo) oder Salicylsäure (Stieproxal) bewährt.
  • Alternativ Teer-haltige Präparate wie LCD 5% in Lygal Kopfsalbe oder Ichthyol® -haltige Präparate wie Ichthosin Creme oder Ichthoderm Creme.
  • Zinkpyrithion- oder Selendisulfid-haltige Shampoos wie z.B. Desquaman können hilfreich sein.
  • Bei stark entzündlicher Komponente können kurzfristig (!) auch topische Glukokortikoide (z.B. Pandel Creme, Ecural-Fettsalbe oder -Lösung) eingesetzt werden. Evtl. Kombinationspräparate von Glukokortikoiden mit Teerzusatz (z.B. Alpicort), keratolytisch wirkende Präparate mit Salicylsäure (z.B.  R155 ) oder abschuppende Shampoos wie Criniton Haarwäsche.
  • Gesichtsherde: Erfolgreich sind Antimykotika wie Ketoconazol- oder Ciclopirox-haltige Cremes (z.B. Nizoral Creme; Batrafen Creme). Keine zu fetten Salbengrundlagen!
  • Alternativ können 1-2% Metronidazol-Cremes (z.B. Metrocreme,  R167 ) oder Gele (z.B. Metrogel), Antibiotika-haltige Externa wie 1-2% Erythromycin Creme ( R084 , Aknemycin) oder Lösung (z.B. Stiemycine Lösung,  R086 ) eingesetzt werden. Bei Exazerbation kurzfristig (!) Glukokortikoid-Cremes wie 1% Hydrocortisonbuteprat (Pandel Creme) oder 0,05% Betamethason-V Lotio  R030 .
  • Gute Behandlungsergebnisse wurden bei einer Therapie Tacrolimus (Protopic Salbe) / Pimecrolimus (Elidel) berichtet.
  • Körperherde: Antimykotika wie Ketoconazol-haltige Cremes (z.B. Nizoral Creme). Auch hier keine zu fetten Salbengrundlagen! Hilfreich ist teilweise auch 2% Clioquinol-Lotion  R050 , versuchsweise Lithium-haltige Salben (z.B. Efadermin). Nur bei Exazerbation kurzfristig (!) Glukokortikoid-Cremes ( Glukokortikoide, topische).
  • Zur Hautreinigung alkalifreie Waschmittel (z.B. Eucerin), Badezusätze wie Weizenkleie-Haferstrohextrakt (z.B. Silvapin).
    Gutes Ansprechen ist von einer begleitenden   UV-Therapie zu erwarten. Langsame Dosissteigerung ist zu empfehlen.

Verweisende Artikel (1)

Seborrhiasis;

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