Pityriasis simplex capillitii L21.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 27.11.2019

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Synonym(e)

Dandruff; Kopfschuppen; Kopfschuppenbildung; Kopfschuppung; Pityriasis capitis; Schuppen auf dem Kopf, Trockene Kopfschuppung

Definition

Häufiges dermatologisches Problem, das v.a. im Herbst und Winter verstärkt in Erscheinung tritt und durch eine meist trockene, seltener fettige Kopfschuppung ( Pityriasis simplex) gekennzeichnet ist. Eine Kopfschuppung kann als Minusvariante einer/s:  

auftreten. Bei einem nur auf der Kopfhaut auftretendem Problem ist eine ätiologsche Zuordnung zu einer Erkrankung häufig nicht möglich.

Eine besonderer ätiologischen Betrachtung bedarf das Krankheitsbild der Tinea amiantacea, die als Maximalvariante der Pityriasis simplex capillitii angesehen weren kann.

Weiterhin ist die Kopfschupung des Säugliings (Gneis) besonders zu bewerten.  

Ebenso ist die  Ätiologie der "trockenen Kopfschuppenbildung" des Heranwachsenden und Erwachsenen hinsichtlich ihrer Behandlung besonders zu betrachten.  

Vorkommen/Epidemiologie

30% der Frauen und etwa 20% der Männer leiden ohne erkennbare Grunderkrankung zumindestens zeitweise an Kopfschuppung.

Ätiopathogenese

Als Provokationsfaktor gilt die Irritation durch Pflegemittel. Es gibt deutliche Hinweise, dass Malassezia spp. (s.u. Pityrosporum) bei der Pathogenese der Kopfschuppung eine entscheidende Rolle spielen. Bei Personen mit Kopfschuppung ist die Besiedlungsdichte mit Malassezia spp. stark erhöht. Die Stärke der Schuppenbildung korreliert mit der Keimdichte.

Merke! Die trockene Kopfschuppung wird häufig durch "Overtreatment" der Kopfhaut hervorgerufen! Bemerkenswert ist der Nachweis einer deutlich erhöhten Histaminkonzentration in den Kopfschuppen.

Klinisches Bild

Meist diffuse, seltener umschriebene, schuppende, evtl. juckende Herde am Kapillitium. Der häufig begleitende Juckreiz wird als Kaskade unterschiedlicher Prozesse angesehen, die in den oberen Schichten der Kopfhaut ablaufen.

Differentialdiagnose

Therapie

Bei der Pityriasis simplex capillitii (PSC) handelt es sich um ein konstitutionelles Problem. Sie bedarf einer Dauerbehandlung! Compliance unabdingbar! Vom therapeutischen Ansatz sind die Pityriasis simplex capillitii mit Seborrhoe und die Pityriasis simplex capillitii ohne Seborrhoe zu trennen.

  • Pityriasis simplex capillitii mit Seborrhoe: Behandlung mit einem milden Ichthyol-haltigen Präparat ist i.d.R. ausreichend. 
  • Pyrithion-Zink-Selendisulfid-  oder Salicylsäure-haltige Shampoos können alternativ versucht werden. Diese hemmen in unterschiedlichem Maße die Schuppenbildung, die mikrobielle Besiedlung der Kopfhaut und Seborrhoe. Zudem empfiehlt es sich, 1-2mal/Woche die Kopfhaut mit einer O/W-Emulsion einzureiben: Abends sparsam in die Kopfhaut zart einmassieren, am nächsten Morgen mit mildem Kopfwaschmittel auswaschen.
  • Pityriasis simplex capillitii mit Seborrhoe und Juckreiz: Externe Therapie wie oben. Zudem Versuch mit Menthol-haltiger oder Polidocanol-haltiger Rezeptur (Rp: Mentholhaltige Kopftinktur; Rp: Polidocanolhaltige Kopftinktur) . Zusätzlich 1mal/Woche eine niedrig potente Glukokortikoid-haltige alkoholische Lösung auftragen (z.B. Lygal Kopftinktur, Alpicort-N, Rp: Triamcinolonacetonid-Kopftinktur 0,05% ).
  • Pityriasis simplex capillitii ohne Seborrhoe (mit und ohne Juckreiz): Häufig übertriebene Hygiene der Kopfhaut, v.a. Männer waschen den behaarten Kopf häufig täglich, meist unter Verwendung unnötig großer Mengen eines Flüssigshampoos. Hieraus resultiert eine latente, toxisch-irritative Reizung der Kopfhaut mit einer vermehrten Abschilferung von Schuppen (Durch die Kopfwaschungen werden Schuppung und Pruritus stundenweise gestoppt). Circulus vitiosus!
  • Durchbrechen des Circulus vitiosus durch Umstellung der Pflegeautomatismen! Dies ist häufig ein erstaunlich schwieriges Problem. Zunächst auf Flüssigshampoos gänzlich verzichten. 1mal/Woche mit Seife (z.B. Nivea Babyseife) die Kopfhaut reinigen. 
  • Regelmäßige Pflege mit einer O/W-Lotion (z.B. Abitima Lotion, Excipial U Lipolotio). Unter der Dusche Lotion auf das bereits angefeuchtete Kapillitium auftragen, verteilen und kurz abspülen. Normales Frisieren ohne Residuen von Fett auf dem Haar ist möglich.
  • Alternativ kann der Versuch mit einer nächtlichen Ölbehandlung (Kopfkappe) gemacht werden.Hierzu werden wenige Tropfen eines  pflanzlichen Öls (z.B. Mandelöl) auf den Haarboden aufgetragen und mit den Fingerspitzen leicht einmassiert. Das Öl kann am nächsten Tag wieder mit einem milden Shampoo ausgewaschen werden.Diese Prozedur mehrfach in der Woche wiederholen. 
  • Bei starkem Juckreiz zusätzlich 1mal/Woche eine niedrig potente Glukokortikoid-haltige alkoholische Lösung auftragen wie 0,2% Prednisolon-Tinktur ggf. in Kombination mit Salicylsäure (z.B. Lygal Kopftinktur, Alpicort-N).
    Wichtig ist der Ausschluss einer Malasessia-furfur-Besiedlung (Wood-Licht). Falls positiv, tägliche Behandlung (über 1 Woche) mit einer 1-2% Clotrimazol-Lösung. Alternativ Anwendung einer Ketoconazol-haltigen Lösung (z.B. Terzolin) über 1 Woche.

Tabellen

Topische Externa bei Pityriasis simplex capillitii mit Seborrhoe

 

Generikum

Beispielpräparate

Bei trockener Kopfhaut

Wirkstofffrei

Physiogel Stiefel, pH5 Eucerin

Teerderivate

Im Handel nicht mehr erhältlich; auf eine magistrale Rezeptur mit 0,5 - 3,0% Liquor carbonis detergens ist möglich.

Selensulfid

Ellsurex

Schwefel

Diasporal

Sonstige

Ducray Selegel Shampoo, Normaker Shampoo

Bei starker Schuppung

Salicylsäure

Squamasol Gel

Zinkpyrithion

De-squaman Hermal

Sonstiges

Ducray Kertyol oder Selegel Shampoo; Crinohermal Anti-Schuppenshampoo intensiv; Pityker; Stieprox intensiv Shampoo

 

Hinweis(e)

Hinsichtlich der Kopfhautpflege s.u. Hautöle (Kopföle).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Kerr K et al. (2011) Scalp stratum corneum histamine levels: novel sampling method reveals association with itch resolution in dandruff/seborrhoeic dermatitis treatment. Arch Derm Venereol 91: 404-408 
  2. Mayser P et al. (2003) The hair strand test - a new method for testing antifungal effects of
    antidandruff preparations.J Cosmet Sci 54:263-270.
  3. Wohlrab J et al. (2017) Lokaltherapie der Kopfhaut. Hautarzt 68: 478-482

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