Narbe, hypertrophische L91.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 07.11.2023

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Synonym(e)

Hypertrophische Narben; Narbenkeloide

Definition

Sich unterschiedlich rasch bildende, den Narbenrand nicht überschreitende Bindegewebswucherung mit unregelmäßiger Oberflächenstruktur, die innerhalb eines mehrmonatigen Zeitintervalls zur Regression neigt (s. Tabelle 1).

Klinisches Bild

Wulstig aufgetriebene rote, uach weißliche, symptomlose aber auch schmerzende oder juckende feste Auftreibungen des Narbenareals. Im Gegensatz zum Keloid überschreitet die hypertrophische Narbe das eigentliche Narbengebiet nicht. Allerdings sind die Übergänge zum Keloid fließend. 

Differentialdiagnose

Ein Narbenkeloid hingegen betrifft sowohl das Narbenfeld als auch die umgebende gesunde Haut und zeigt in der Regel keine Regression.

Therapie

Die klinische Verbesserung hypertropher Narben gestaltet sich in vielen Fällen als schwierig und langwierig und erfordert i.A. Geduld bei Arzt und Patienten. Verschiedene Ansätze sind möglich:

  • Druckverband: Gute Erfolge werden mit okklusiven Verbänden mit Silikon-Gelfolien (Epi-Derm-Folie) beschrieben. Tägliches Tragen über mind. 12 Std. mit Gesamtdauer von ca. 8 Wochen. Ab 4 Wochen sind erste Erfolge zu erwarten.
  • Kryochirurgie: Offenes Sprayverfahren mit 2 Zyklen. Wiederholung in vierwöchigen Abständen bis zur vollständigen Abflachung der Narben. Der Patient muss darauf vorbereitet werden, dass die Behandlung sich über einige Monate hinziehen wird (in 50% der Fälle > 1 Jahr). Bei großen Narben fraktioniertes Vorgehen.
  • Lokale Glukokortikoide: Unterspritzung mit Glukokortikoiden (z.B. Volon A 10 1:1 mit Scandicain). 2-3malige Wiederholung im Abstand von 4-6 Wochen. Alternativ Glukokortikoid-Salben, ggf. unter Okklusion, z.B. 0,05% Clobetasol Creme (Dermoxin, R054 ). S.a.u. Keloid.
  • Silikongele: Laut Verlaufsbeobachtungen (keine randomisierten Studienergebnisse!) ergeben sich z.T. gute Behandlungserfolge mit Silikongelen (z.B. Dermatix® oder KELO-COTE®). Das transparente Gel verfestigt sich nach wenigen Minuten auf dem Applikationsort und erzeugt dann wie die Folie eine Okklusion mit nachfolgender Hydration, die entscheidend für den Therapieerfolg angesehen wird.). Anwendung: 2mal/Tag dünn auf die Narben auftragen. Bei Anwendung im Gesicht Lichtschutz (z.B. Anthelios) anwenden.
  • Lasersysteme: In einem Review-Artikel wurde am häufigsten der PDL (pulsed dye laser) 585 nm (8 Studien) verwendet, gefolgt von dem PDL 595 nm (2 Studien). Jeweils in nur 1 Studie kamen der "Fractional Nonablative Laser (1540 nm), der CO2 Laser (10600 nm), der Nd:YAG Laser (532 nm) und der Erbium:YAG Laser (2940 nm) zur Anwendung. Die Aussagen zum Behandlungserfolg sind mit Vorbehalt zu bewerten. Offenbar zeigten der PDL Laser und der Nd:YAG L die geringsten Erfolge. Die anderen vorbeschriebenen Laser erzielten jeweils eine moderate Verbesserung.

Tabellen

Charakteristika der hypertrophischen Narben und Keloide (modifiziert nach Ernst und Hundeiker)

Hypertrophische Narben

Keloide

Beschränkung auf das Wundgebiet

Überschreitung des Wundgebietes

Keine Ausläufer

Lippenförmige Ausläufer, die das ursprüngliche Narbenfeld überschreiten

Meist spontane Rückbildung

Meist Wachstumstendenz

Behandlung nur bei verzögerter Rückbildung

Möglichst frühzeitige Behandlung

Meist rasches Ansprechen auf Kryochirurgie

Meist langsames Ansprechen auf Kryochirurgie

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Ernst K et al. (1995) Ergebnisse der Kryochirurgie bei 394 Patienten mit hypertrophen Narben und Keloiden. Hautarzt 46: 462-466
  2. Gold MH (1994) A controlled clinical trial of topical silicone gel sheeting in the treatment of hypertrophic scars and keloids. J Am Acad Dermatol 30: 506-507
  3. Niessen FB et al. (2004) Hypertrophic scar formation is associated with an increased number of epidermal Langerhans cells. J Pathol 202: 121-129
  4. Schmidt A et al. (2001) Treating hypertrophic scars for 12 or 24 hours with a self-adhesive hydroactive polyurethane dressing. J Wound Care 10: 149-153
  5. Vrijman, C et al. (2011) Laser and intense pulsed light therapy for the treatment of hypertrophic scars: a systematic review. Br J Dermatol 165:934-942

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