Mykosen B35-B49

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 07.12.2020

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Synonym(e)

DHS; Epidermophytie; Mykosen der Haut; Pilzdiagnostik; Pilzinfektionen; Viszerale Mykosen

Definition

Infektionskrankheiten durch parasitäre Pilze.

Einteilung

Man unterscheidet (s. Tabelle 1):

Diagnose

  • Erregernachweis (hier speziell für Dermatomykosen; s.a. Mykologie Untersuchungsmethoden):
    • Kalilaugen-Nativpräparat: Hautschuppen werden in 20%iger Kalilauge aufgelöst. Im mikroskopischen Bild zeigen sich die Pilzfäden ohne spezielle Färbung. Hinweis auf Pilzinfektion, nicht aber Art- oder auch nur Gruppenzugehörigkeit (Dermatophyten, Hefen, Schimmel = DHS-System).
    • Weitere Färbungen: Durch bestimmte Färbungen (Kongorot, Methylenblau, Chlorazol Black) heben sich Pilze besonders gut gegen Hautschuppen ab. Nativpräparate der Pityriasis versicolor eignen sich bes. zur Färbung nach Parker (gleiche Volumina blauer Tinte und KOH auf das Präparat auftropfen). Die Farbe wird sofort von den Malassezia-Spp aufgenommen! 
    • Perjodsäure-Schiff-Färbung (PAS) im histologischen Präparat: Bei diesem hochempfindlichen histologischen Verfahren färben sich Pilzfäden und Sporen  rot. Eine Unterscheidung von Schimmelpilz, Dermatophytenmyzel und  Pseudomyzel pathogener Hefen ist mittels dieser optischer Verfahren nicht möglich.
    • Fluoreszenzmikroskopie: Die mikroskopische Kalilaugendiagnostik  gelingt deutlich besser durch den Einsatz wesentlich empfindlicherer fluoreszenzmikroskopischer Verfahren mit optischen Aufhellern aus der Gruppe der Diaminostilbenen (Calcofluor white, Blankophor). Diese Farbstoffe lagern sich spezifisch an das Chitin der Zellwand der Pilze an. Das menschliche Keratin wird nur schwach angefärbt (Cave: Zellulose z.B. Baumwollfäden fluoreszieren ebenfalls).  
    • Wood-Licht-Lampe: Grünliche Fluoreszenz, besonders bei  MikrosporieFavusTinea inguinalis eingesetzt.
    • Kultur (Goldstandard): Auf speziellen Nährböden (z.B. Sabouraud-Glukose- und Kimmig-Agar) wachsen innerhalb von 1-4 Wochen  Dermatophyten, innerhalb 1-2 Wochen Schimmelpilze und innerhalb 3-4 Tagen Hefen. Durch Wuchsform und Farbe der Kultur ist eine Verdachtsdiagnose möglich.
    • Mikrokultur: Genaue mikroskopische Unterscheidung durch Mikro- und Makrokonidien, Chlamydosporen, Form und Anordnung der Blastosporen und Pseudomyzelien.
    • Molekulare Diagnostik: PCR-gestützte genetische Identifikationsverfahren. Vorteil: Schneller, sensitiver und weniger anfällig als Kulturverfahren (Störungen durch Vorbehandlung). Zur genetischen Dermatophytenidentifikation werden charakteristische DNA-Abschnitte von Genen wie mitochondrialen Genen, Genen der Chitinsynthase, der DNA-Topisomerase, Superoxiddismutase, von Actin und Tubulin isoliert, mittels Primern amplifiziert und durch Gelelektrophorese bzw. ELISA - Verfahren nachgewiesen.
    • Nachweis mittels MALDI-TOF-Analyse. Für Dermatomykosen noch als experimentell zu bezeichnen. Bei Schimmelpilzinfektionen schon breiter eingesetzt.     

Therapie

S.u. den jeweiligen Krankheitsbildern.

Tabellen

Die wichtigsten Mykosen des Menschen

 

Krankheit

Erreger

Bemerkungen

Primäre Systemmykosen

Coccidioidomycose

Coccidioides immitis

Lungenmykose; Inhalation von Sporen; Auftreten im Südwesten der USA u. in Südamerika

Histoplasmose

Histoplasma capsulatum

Lungenmykose; Inhalation von Sporen; Dissemination ins RES; Auftreten in Amerika, Afrika, Asien

Nordamerikanische Blastomykose

Blastomyces dermatitidis

primäre Lungenmykose; sekundär Streuung (Haut); Auftreten in Nordamerika, Afrika

Südamerikanische Blastomykose

Paracoccidioides brasiliensis

primäre Lungenmykose; sekundär Streuung (Haut, Mukosa)

 

Opportunistische Systemmykosen

Candidose (Soor)

Candida albicans; weitere Candida spp.

endogene Infektion; primär werden Schleimhäute u. Haut befallen; sekundär Streuung in andere Organe

Aspergillose

Aspergillus fumigatus (90%); andere Aspergillus-Arten

bronchopulmonale A., Aspergillom; Otitis externa; Endophthalmitis; septische Aspergillose

Kryptokokkose

Cryprococcus neoformans

aerogene Infektion; Lungen-Kryptokokkose; sekundär Streuung ins ZNS und Meningoezephalitis

Mucormykosen

(Zygomykosen)

(S.a. Infektion durch Entomophthorales

Mucor spp.; Rhizopus spp.; Absidia spp.; Cuninghamella spp. und andere

rhinozerebrale, pulmonale, gastrointestinale und/oder kutane Mukormykose

Phäohyphomykosen (Mykosen durch Dematiaceae, auch "Schwärzepilze").

Curvularia spp.; Bipolaris spp.; Alternaria spp. und weitere; schwarzbraune Pigmente

Infektionen verschiedener Organe bei immunsupprimierten Patienten, auch septische Krankheitsbilder sind beschrieben

Hyalohyphomykosen (Mykosen durch hyaline Pilze); vor kurzem noch unbekannt

Fusarium spp.; Sopulariopsis spp.; Pseudoallescheria spp. und andere

Infektionen verschiedener Organe bei immunsupprimierten Patienten; auch septische Krankheitsbilder sind beschrieben

Opportunistische Hefemykosen (außer Candidose); viele Erreger waren bis vor kurzem als Krankheitskeime noch nicht bekannt

Torulopsis glabrata; Trichosporon beigelii; Rhodotorula spp.; Malassezia spp.; Hansenula anomala; Saccharomyces spp. und andere

Infektionen verschiedener Organe bei immunsupprimierten Patienten; auch septische Krankheitsbilder sind beschrieben. Malassezia furfur bei Kathetersepsis von Neugeborenen und Intralipid-Therapie von Erwachsenen

 

Subkutane Mykosen

Sporotrichose

Sporothrix schenckii

dimorpher Pilz; ulzeröse Läsionen an Extremitäten

Chromo(blasto)mykose

Phialophora verrucosa;  Fonsecaea pedrosoi;  Cladosporium carrionii et al.

schwarze Schimmelpilze; warzenartige, pigmentierte Läsionen an Extremitäten; Tropenkrankheit

Myzetom (Maduramykose)

Madurella mycetomi; Scedosporium apiospermum et al.

subkutane Abszesse in Fuß- oder Handgegend; kann auch durch Bakterien verursacht werden; in Tropen und Subtropen

 

Kutane Mykosen

Pityriasis (oder Tinea) versicolor

Malassezia-Spezies

oberflächliche Infektion; harmlos; Erreger auf Fettsäuren angewiesen

Dermatomykosen: Tinea pedis, T. cruris, T. capitis, T. barbae, T. unguinum, T. corporis

Trichophyton spp.; Microsporum spp.; Epidermophyton spp.

alle Dermatophyten sind Fadenpilze; antropophile, zoophile, geophile Arten; immer Kontaktinfektionen

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Brasch J (2012) Neues zur Diagnostik und Therapie bei Mykosen. Hautarzt 63: 390-395
  2. Nenoff, P et al. (2014) Mykologie - ein Update Teil 2: Dermatomykosen: Klinisches Bild und Diagnostik. JDDG 12:749-778 
  3. Seebacher C et al. (2007) Tinea der freien Haut. J Dtsch Dermatol Ges 11: 921-926

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