Mansonelliasis B74.4; ICD-11: 1F66.1;

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.02.2024

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Definition

Infektionserkrankung, die durch Nematoden der Gattung Mansonella hervorgerufen wird.

Erreger

Mansonella-Spezies (Fadenwürmer der Familie Filariida, insbes. M. ozzardi, M. perstans, M. streptocerca). Übertragung der Larven (Mikrofilarien) durch verschiedene, meist sehr kleine, blutsaugende Stechmückenarten (= sog. Gnitzen). Ansiedlung in den Lymphgefäßen und Lymphknoten, wo sie heranreifen und sich paaren. Entstehende Mikrofilarien zirkulieren im Blut und werden von Mücken beim Saugakt aufgenommen. Die meisten Filarien beherbergen bakterielle Endosymbionten der Gattung Wolbachia (mit Rickettsien verwandt). Diese sind für die Immunologie der Filarien selbst und für ihre Embryogenese bedeutsam, induzieren anderseits im Makrowirt Krankheitserscheinungen (s.u. Filariose).

M. ozzardi gilt als nicht oder nur schwach pathogene Filarie. Eine Bewertung der Morbidität unter 150 Einwohnern von Bayeux im Jahr 1984 bestätigte, dass es keine größeren medizinsichen Probleme aufgrund der Anwesenheit dieses Parasiten gab. Ein hohes Maß an Eosinophilie stand jedoch in engem Zusammenhang mit der Parasitendichte (Raccurt CP et al. 2014).

 

Vorkommen/Epidemiologie

Afrika und Südamerika (Haiti). In Endemiegebieten Prävalenz von 10-50%.

Manifestation

Das Infektionsrisiko steigt mit dem Alter und kann bei Männern höher sein als bei Frauen (Downes BL et al. 2010).

Klinisches Bild

Die Krankheit verläuft häufig asymptomatisch, kann aber auch Fieber, Schwindel, Myalgien, Arthralgien und ein Kältegefühl in den Beinen hervorrufen. Weitere Merkmale sind neuropsychiatrische Symptome, Knötchenbildungen mit erwachsenen Würmern (in der Bindehaut oder den Augenlidern , Lymphadenopathie, rezidivierende Lymphödeme in den Gliedmaßen und im Gesicht (ähnlich den Calabar-Schwellungen der Loasis), starke Bauchschmerzen und endokrine Störungen, Bluteosinophilie. 

Allergische Reaktionen mit Pruritus, makulo-papulösen Exanthemen, Urtikaria, subkutanen Ödemen und Fieber sind möglich (s. Bluteosinophilie).

Diagnose

Nachweis der Mikrofilarien im peripheren Blut, gelegentlich in Hautbiopsien bei Onchozerkoseverdacht.

Therapie

Meist keine, evtl. bei klinischer Symptomatik interne Behandlung mit Doxycyclin und Ivermectin.

Therapie allgemein

Schutznetze mit sehr kleiner Maschenweite, Meiden der Mückenbrutstätten vor allem an bewaldeten Flussläufen, Mückenschutz insbesondere abends und nachts.

Interne Therapie

Therapie der 1. Wahl: Doxycyclin 100 mg/Tag über 6 Wochen. Kombination mit zwei Einzeldosen Ivermectin (z.B. Mectizan; nur über die internationale Apotheke erhältlich) 1mal 400 μg/kg KG p.o. zu Beginn und im Monat 5 oder 6 nach der Erstapplikation (Blutbild- und Transaminasenkontrolle erforderlich!).

Alternativ: Albendazol (z.B. Eskazole) 2mal/Tag 400 mg p.o. für 10-14 Tage.

Literatur
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  1. Cohen JM et al. (2008) Acometimento ocular em pacientes com mansonelose [Ocular manifestations in mansonelliasis]. Arq Bras Oftalmol 71:167-171.

  2. Downes BL et al. (2010) A Systematic Review of the Epidemiology of Mansonelliasis. Afr J Infect Dis. 4:7-14.

  3. Galvez Tan JZ (2003) The Elimination of Lymphatic Filariasis: A Strategy for Poverty Alleviation and Sustainable Development - Perspectives from the Philippines. Filaria J 2: 12
  4. Grobusch MP et al. (2003) No evidence of Wolbachia endosymbiosis with Loa loa and Mansonella perstans. Parasitol Res 90: 405-408
  5. Hoerauf A et al. (2001) Depletion of wolbachia enterobacteria in onchocerca vólvulus by doxcycline and microfilaridermia after ivermectin therapy. Lancet 357: 1415-1416
  6. Raccurt CP et al. (2014) Mansonelliasis, a neglected parasitic disease in Haiti. Mem Inst Oswaldo Cruz. 109:709-711.

  7. Wanji S et al. (2003) Epidemiology of concomitant infections due to Loa loa, Mansonella perstans, and Onchocerca volvulus in rain forest villages of Cameroon. Med Microbiol Immunol (Berl) 192: 15-21

Weiterführende Artikel (2)

Filariose; Onchozerkose;

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