Lipom (Übersicht) D17.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Philipp Stüven

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Zuletzt aktualisiert am: 26.02.2020

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Synonym(e)

Fettgewebsgeschwulst; Lipoma; Lipom chondroides; Lipome; Lipom pleomorphes; Lipom sklerotisches; Pleomorphes Lipom; Steatom

Definition

Gutartige, umschriebene, knotige Neubildungen des subkutanen Fettgewebes, einzeln oder multipel vorkommend. Als Lipomatosen bezeichnet man seltene, syndromale, großvolumige Fettgewebshamartome.

Einteilung

Je nach Lokalisation in der Haut und in tiefer gelegenen Geweben sowie nach verschiedenen weiteren klinischen Gesichtspunkten lassen sich unterteilen:

Ätiopathogenese

Familiäre Häufung besonders bei Lipomatose.

Manifestation

Vor allem im mittleren Lebensalter (> 30 Jahre) auftretend. Männer sind häufiger als Frauen betroffen.

Lokalisation

Das klassische Lipom wird v.a. am Rumpf, hier v.a. an den Schultern, an Armen, Oberschenkeln angetroffen.

Seltener sind kleinere Lipome im Stirnbereich (frontalis-associated lipomas), die kosmetisch stören. 

Klinisches Bild

Solitäre oder multiple (2-3% der Fälle) sicht- oder nur tastbare, weiche oder prall-elastische, runde oder längliche, gut abgrenzbare, im Durchmesser 2,0-5,0 cm (ausnahmsweise bis 10 cm) große, meist subkutan gelegene, weiche oder feste Geschwulst, die sich gegenüber tiefer gelegenen Strukturen verschieben und abgrenzen lassen. Das Lipom wölbt häufig die darüber gelegene Haut halbkugelig vor und ist somit sichtbar konturbildend. Lipome sind subjektiv meist symptomlos. Gelegentlich Schmerzen (durch Druck auf Nervenenden?).

Sonderformen:

  • Multiple schmerzende Lipome  werden als Lipomatosis dolorosa bezeichnet (vorwiegend adipöse Frauen in und nach der Menopause).
  • Das subfasziale Lipom findet sich als solitäres, harmloses hautfarbenes, festes Knötchen (oder Knoten) an der Stirn (forehead lipoma).
  • Intramuskuläre Lipome treten bei Erwachsenen v.a. im Schulter- und Beckenbereich, als schmerzlose weiche Schwellung des Gewebes auf.  

Abzugrenzende Fehlbildungen des Fettgewebes: 

 

Histologie

Umschriebene, durch Septen unterteilte Fettgewebsgeschwulst aus reifen Adipozyten mit einer zarten Bindegewebskapsel. Nicht selten Nachweis von Fettgewebsnekrosen mit Schaumzellen und einzelnen Riesenzellen. Durch histologische Besonderheiten lassen sich bei stärkerer Fibrosierung das Fibrolipom und bei ausgeprägter Muzineinlagerung das Myxolipom abgrenzen.
  • Histologische Varianten:
  • Als morphologische und klinische Besonderheit sind das Hibernom und das im Kindesalter auftretende Lipoblastom anzusprechen. Das pleomorphe Lipom ist weitgehend identisch mit dem Spindelzellipom und zeigt als histologische Besonderheit blumenbüschelartige Riesenzellen (Riesenzellen mit einem eosinophilem Zentrum).
  • Beim sklerotischen Lipom imponiert vordergründig ein bindegewebiges Parenchym, stellenweise mit storiformem Muster, in das reifzellige Adipozyten eingestreut sind (Bild eines Schweizer Käse).
  • Beim Myolipom kommt es zu unterschiedlichen Beimengungen von glatter Muskulatur.
  • Das Angiomyolipom, überwiegend als Nierentumor im Rahmen der Pringle-Bournevilleschen Phakomatose auftretend, seltener in anderen Organen (u.a. auch in der Haut), zeigt neben einer Gefäßkomponente einen unterschiedlichen Anteil an glatter Muskulatur, teils mit epitheloidem Charakter (positiv für HMB45!).
  • Im chondroiden Lipom, werden chondroide Differenzierungen im Tumorparenchym angetroffen. Die reifzelligen Adipozyten weisen auf die Gutartigkeit des Tumors hin.

Differentialdiagnose

Therapie

Bei kosmetischer oder mechanischer Störung, bzw. bei dauerhaftem Schmerz  Exstirpation.

Alternativ: Bei größeren Lipomen ist auch Liposuction möglich, die Ergebnisse bedürfen weiterer wissenschaftlicher Evaluation.

Alternativ: Desoxycholsäure/Polydenylphosphatidcholin. Als derzeit noch experimentell sind Injektionsbehandlungen mit Phospholipiden (Lipostabil®) zu werten. Sie sollten nur von Ärzten durchgeführt werdn, die mit diesem Verfahren vertraut sind. Die Injektionen werden mit einer Nadelgröße zwischen 21 G und 25 G durchgeführt. Die Injektion erfolgt mengenmäßig bis sich ein Widerstand bemerkbar macht (bei kleineren bis mittleren Lipomen 5,0 ml Injektionslösung) . Es wird alle 8-12 Wochen behandelt. In der Regel sind 2-3 Behandlungen notwendig.  

Literatur
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