Kurzes Anagenhaar-Syndrom L73.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Kurze Anagenhaare; Short anagen-hair syndrome; Short anagen Syndrome

Definition

Das “short anagen syndrome” wurde erstmals im Jahre 1991 publiziert. Seit dieser Zeit sind nur wenige Kasuistiken bekannt geworden. Die Ursache dieser gutartigen Haarwachstumsstörung ist unbekannt. Die meisten publizierten Fälle sind Einzefälle. Über eine familiäre Häufung ist bislang nicht berichtet worden.
 

Klinisches Bild

Bei dem “short anagen syndrome” ist die Dauer der anagenen Wachstumsphase des Haares auf 1-2 Jahre reduziert, verglichen zu einem normalen anagen Wachstumszyklus von 4-7 Jahren. Die Haarwuchserkrankung wird in der frühen Kindheit bemerkt und wird auffällig wenn die Eltern darüber berichten, dass ihr Kind keinen Haarschnitt benötigt und dass das Wachstum der Haare über eine gewisse Länge der Haare nicht herauskommt.
Klinisch zeigen sich keine Haarschaftanomalien. Die meisten Kinder zeigen ein helles feines Haar. Es sind jedoch auch dunkelhaarige Kinder beschrieben. Das Haar zeigt eine normale Dichte, ist jedoch abnorm kurz ohne jemals geschnitten zu sein. Der Haarschaft ist normal, nicht fragil. Der Haarzupftest ist normal. Die Haare sind nicht „leicht  epilierbar“ so wie dies beim Losen Anangenhaar Syndrom der Fall ist.
 

Diagnose

Bei dem Trichogramm  findet man überwiegend telogene Haare. Damit ergibt sich ein deutlicher Unterschied zum “loose anagen syndrome” bei dem sich fast ausschließlich anagene Haare extrahieren lassen.

Weitere körperliche Untersuchungen sind normal. Es sind keine Assoziationen zu Zahn-oder Nageldystrophien nachweisbar. Es finden sich keine Assoziationen zu einem "Noonan-like Syndrom" (s.u. Loses Anagenhaar-Syndrom). Kinder mit einem “short anagen syndrome” haben eine normale mentale und körperliche Entwicklung.

Therapie


5% Minoxidil-Lösung 2x täglich scheint die Anagen-Phase verlängern zu können. Seine Effizienz wurde bisher nur in Einzelfällen nachgewiesen.

Verlauf/Prognose

Viele Fälle des “short anagen syndrome” persistierten unverändert bis ins Erwachsenenalter. Somit kontrastiert die Ekrankung auch hinsichtlich ihrer Prognose zu dem “Losen Angenhaar-Syndrom”, dessen Symptomatik sich mit zunehmendem Alter  verbessert. Allerdings sind auch Fälle beschrieben, bei denen sich das Haarwachstum postpubertär normalisiert (Wolf 2017)  

Literatur
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  12. van Egmond S et al. (2007) Short anagen hair naevus: improvement after treatment with 5% topical minoxidil. Int J Dermatol 46:757-759.
  13. Whitmore SE et al. (1999) Short anagen syndrome. J Clin Dermatol 2: 30-32.
  14. Wolf H (2017) Haar-und Kopfhautprobleme bei Kindern. Akt Dermatol 43: 326-328.

Weiterführende Artikel (1)

Loses Anagenhaar-Syndrom;

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