Kryptosporidiose A07.2

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014

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Erstbeschreiber

Meisel, 1976

Definition

Parasitäre, fäkal-oral übertragene Darmerkrankung, die durch Kryptosporidien, vor allem Cryptosporidium parvum, ausgelöst wird.

Erreger

Protozoon (Genotypen: C. parvum und C. hominis). Mehr als 10 Spezies sind bekannt, die Menschen, Säugetiere, Reptilien und Fische befallen können. C. parvum infiziert Menschen und Tiere, C. hominis infiziert nur den Menschen. Fäkal-orale Übertragung.

Vorkommen/Epidemiologie

  • Neben Giardiasis eine der häufigsten intestinalen, parasitären Erkrankungen beim Menschen.
  • Seit den 1980ern zunächst deutliche Zunahme der Erkrankungsfälle, insbesondere bei HIV-Infizierten, aktuell rückläufige Zahlen aufgrund von HAART.
  • Vorwiegend in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen sowie bei Farmern mit Tierhaltung auftretend. 1-3% bei Immunkompetenten in Industrieländern, 7-10% in Entwicklungsländern; die Seroprävalenzraten scheinen deutlich höher zu sein: in den USA: 25-60%, in Entwicklungsländern: 65-95%.

Manifestation

V.a. bei Immunsupprimierten und immunkompetenten Kindern. Keine Geschlechtspräferenz. Auftreten in Deutschland vorwiegend in den Sommermonaten, nicht selten nach Baden in Flüssen oder Badeseen.

Klinisches Bild

  • Inkubationszeit: ca. 10 Tage.
  • Asymptomatische Infektion, milde Diarrhoe und schwere Enteritis sind möglich, ebenso akute und chronische Verläufe.
  • Bei Immunkompetenten zeigt sich meist eine selbstlimitierende Gastroenteritis mit Diarrhoe (3-10 Tage).
  • Begleitsymptome: Gewichtsverlust, Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen sowie abdominelle, krampfartige Schmerzen (Tenesmen).
  • Extraintestinale Symptome: Arthraglien, Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit.
  • Das Gallengangssystem kann betroffen sein. Dann zeigen sich Cholezystitis, sklerosierende Cholangitis, Strikturen, Ikterus.
  • Pulmonale Beteiligung: unspezifische respiratorische Symptome wie Husten.

Diagnose

  • Mikroskopie (Oozysten-Nachweis im Stuhl, Gewebe, Duodenal-, Bronchial- und Gallenflüssigkeit): frische Stuhlprobe oder Formalin-fixiert; Stuhlkonzentration durch Flotation; Licht- oder Phasenkontrastmikroskopie. Färbung: Kinyoun (säurefeste Färbung), HE, Giemsa, Auramin, Malachit-Grün.
  • Antigen- und Antikörper-Tests (ELISA)
  • PCR.

Differentialdiagnose

Enteritiden durch andere Parasiten, Bakterien oder Viren.

Therapie

  • Spontane Heilung nach 10-14 Tagen bei Immunkompetenten möglich.
  • Bei Kindern und Immunsupprimierten sind lange und schwere Verläufe häufiger.
  • Immunkompetente Patienten (einschließlich Kinder): Nitazoxanid (Alinia oder Cryptaz): 2mal/Tag 500 mg p.o. für 3 Tage. Beide Präparate sind nicht in Deutschland gelistet und über die internationale Apotheke erhältlich.
  • Immunsupprimierte Patienten: Nitazoxanid 2mal/Tag 500 mg p.o. für 3 Tage. Alternativ: Paromomycin (Humatin) 25-35 mg/kg KG/Tag p.o. für 2-8 Wochen, ggf. in Kombination mit Azithromycin (Zithromax) 1mal/Tag 500 mg/Tag p.o. für 3 Tage.
  • Laut Studien gut wirksam ist Rifaximin (Xifaxan): 2mal/Tag 200 mg p.o. Das Präparat ist nicht in Deutschland gelistet und über die internationale Apotheke erhältlich.
  • Volumen- und Elektolytsubstitution.
  • Bei HIV-Infizierten: ggf. HAART einleiten, fortsetzen oder optimieren.

Verlauf/Prognose

  • Schwere und prolongierte Verläufe bei Patienten mit Störungen in der zellulären und humoralen Immunantwort.
  • Bei immuninkompetenten Patienten entwickeln mehr als die Hälfte eine chronische Erkrankung. Ca. 10% der Fälle nehmen einen fulminanten Verlauf.

Prophylaxe

  • Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene.
  • Toilettenhygiene.
  • Sporen können durch Frieren, Erhitzen, Ammoniak und Formalin eliminiert werden.
  • Fragliche Prophylaxe durch Clarithromycin und Rifabutin.

Hinweis(e)

  • Merke! Bei der Versendung von Stuhlproben explizit auf den Verdacht einer Kryptosporidiose hinweisen. Andernfalls werden Kryptosporidien nicht selten übersehen.

  • Merke! Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 10 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Cryptosporidium parvum, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.

Literatur
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  1. Caccio SM (2005) Molecular epidemiology of human cryptosporidiosis. Parassitologia 47: 185
  2. Fox LM, Saravolatz LD (2005) Nitazoxanide: a new thiazolide antiparasitic agent. Clin Infect Dis 40: 1173
  3. Smith HV, Corcoran GD (2004) New drugs and treatment for cryptosporidiosis. Curr Opin Infect Dis 17: 557
  4. Blanshard C, Shanson DC, Gazzard BG (1997) Pilot studies of azithromycin, letrazuril and paromomycin in the treatment of cryptosporidiosis. Int J STD AIDS 8: 124

Weiterführende Artikel (5)

Azithromycin; HAART; Ikterus; Nitazoxanid; Paromomycin;

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