Keratoakanthome familiäre D23.L

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 05.11.2023

This article in english

Synonym(e)

Eruptive Keratoakanthome Typ Ferguson-Smith; Familiäre Keratoakanthome; Ferguson-Smith disease; Ferguson-Smith-type epithelioma; Keratoakanthome eruptive Typ Ferguson-Smith; MSSE; Multiple self-healing squamous epithelioma of Ferguson-Smith; OMIM 132800

Erstbeschreiber

Ferguson Smith, 1934

Definition

Seltene autosomal-dominant vererbte Tumorerkrankung, die zuerst bei Personen schottischer Herkunft beschrieben wurde, jedoch auch bei anderen Populationen beobachtet wurde, und sich über Jahre und Jahrzehnte durch neu entstehende  Keratoakanthome auszeichnet. Die Erstmanifestation der Erkrankung liegt im Gegensatz zu der nicht-hereditären Form bereits im späten Kindesalter.   

Ätiopathogenese

Mutationen im TGFBR1-Gen (transforming grwoth factor beta receptor1) das auf dem Genlokus 9q22 lokalisiert ist.

Manifestation

Vor allem im frühen Erwachsenenalter (Durchschnitt liegt bei 52,6 Jahren) auftretend.

Lokalisation

Chronisch lichtexponierte Körperareale. Gesicht, Rumpf, Extremitäten.

Klinisches Bild

Im frühen Erwachsenenalter erstmanifestierte, generalisiert auftretende, familiäre Erkrankung mit multiplen, solitären aber auch aggregierten, hautfarbenen oder rötlich-bräunlichen Hornpapeln (bei etwas längerem Bestand Ausbildung eines zentralen Hornpropfes - typisches Bild des klassischen Keratoakanthoms), die unter Vernarbungen und Mutilationen ausheilen können. Die Aggressivität und Expressivität der Erkrankung nimmt mit laufendem Alter deutlich zu.    

Differentialdiagnose

Mutiple autosomal dominante Keratoaktnhome durch Mutationen in NLRP1. Eruptive, multiple, ulzerative, hyperkeratotische, schmerzlose, rötlich-braune Knötchen und Knoten auf plantarer und palmarer Haut.

 

Therapie

Acitretin (Neotigason) initial 0,5-1 mg/kg KG/Tag, Reduktion auf Erhaltungsdosis.

Verlauf/Prognose

Abheilung unter Ausbildung eingezogener Narben, maligne Entartung möglich.

Fallbericht(e)

Ferguson Smith (1934) beschrieb diese Erkrankung erstmals in einem einzigen Fall, nämlich bei einem 23-jährigen Bergarbeiter, der im Alter von 16 Jahren erstmals Flecken an den Beinen entwickelte. Die Läsionen heilten spontan ab, wurden aber durch andere an benachbarten Stellen und später im Gesicht und an den Ohren ersetzt. Nach Abheilung blieb eine atrophische Narbe zurück. Die Läsionen ähnelten klinisch und histologisch einem Plattenepithelkarzinom. Ferguson-Smith berichtete später, dass der Patientrund 14 Jahre später an einer "eitrigen Meningitis" starb. Betroffen waren neben dem Gesicht, den Ohren, den Armen und Beinen auch die Haut des Anus, des Hodensacks und der vorderen Bauchwand. Bei allen Tumoren handelte es sich um gut ausdifferenzierte Plattenepitheliome. Der Analtumor infiltrierte den Schließmuskel und die Muskelbeschichtung des Analkanals.

Sommerville und Milne (1950) berichteten über 2 Fälle in jeweils 2 aufeinander folgenden Generationen. Degos et al. (1964) beschrieben die Erkrankung bei einer Frau und 2 Töchtern.

Ferguson-Smith et al. (1971), der Genetiker und Sohn des Dermatologen, der diese Krankheit erstmals beschrieb, untersuchte 62 Fälle in Westschottland. Die Läsionen traten häufiger an exponierten Stellen der Haut auf. Zwei Mädchen hatten ihre erste Läsion in ihrem dreizehnten Lebensjahr; das älteste Auftreten war bei einem Mann im Alter von 56 Jahren und bei einer Frau im Alter von 55 Jahren. Das mittlere Erkrankungsalter lag bei Frauen bei 25,5 und bei Männern bei 26,9 Jahren.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Akar A et al. (2003) Multiple keratoacanthomas arising on skin lesions of pseudoxanthoma elasticum. J Eur Acad Dermatol Venereol 16: 533-534
  2. Broesby-Olsen S et al. (2008)  Multiple self-healing squamous epithelioma of Ferguson-Smith: observations in a Danish family covering four generations. Acta Derm Venereol 88: 52-56
  3. Cherif Fet al. (2002) Multiple keratoacanthoma centrifugum marginatum. Ann Dermatol Venereol 129: 413-415
  4. Degos R et al. (1964)  Spontan-heilende Epitheliome Ferguson-Smith und multiple familiaere Keratoacanthome. Hautarzt 15: 7-11.
  5. Ferguson Smith J (1934) A case of multiple primary squamous-celled carcinomata of the skin in a young man, with spontaneous healing. Brit J Derm 46: 267-272
  6.  Ferguson-Smith  MA et al. (1971) Multiple self-healing squamous epithelioma. Birth Defects Orig Art Ser VII(8): 157-163.
  7. Ferguson-Smith MA et al. (2014) Digenic/multilocus aetiology of multiple self-healing squamous epithelioma (Ferguson-Smith disease): TGFBR1 and a second linked locus. Int J Biochem Cell Biol 53:520-525
  8. Goudie DR et al. (2011) Multiple self-healing squamous epithelioma is caused by a disease-specific spectrum of mutations in TGFBR1. Nat Genet 43:365-369
  9. Kang HC et al. (2013) Multiple self-healing squamous epithelioma (MSSE): rare variants in an adjacent region of chromosome 9q22.3 to known TGFBR1 mutations suggest a digenic or multilocus etiology. J Invest Dermatol 133:1907-19010
  10. Kato N et al. (2003) Ferguson Smith type multiple keratoacanthomas and a keratoacanthoma centrifugum marginatum in a woman from Japan. J Am Acad Dermatol 49: 741-746
  11. Ogasawara Y et al. (2003) A case of multiple keratoacanthoma centrifugum marginatum: response to oral etretinate. J Am Acad Dermatol 48: 282-285
  12. Robertson SJ et al. (2010)  Severe exacerbation of multiple self-healing squamous epithelioma (Ferguson-Smith disease) with radiotherapy, which was successfully treated with acitretin. Clin Exp Dermatol 35:e100-10
  13. Schwartz RA et al. (2003) Generalized eruptive keratoacanthoma of Grzybowski: follow-up of the original description and 50-year retrospect. Dermatology 205: 348-352
  14. Sommerville J et al. (1950) Familial primary self-healing squamous epithelioma of the skin. Brit J Derm Syph 62: 485-490.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 05.11.2023