Keratinozytenkultur

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014

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Allgemeine Definition

Das autologe Transplantat besteht aus autologen Keratinozyten auf einer biokompatiblen Membran (Sheet) oder in anderen Trägermedien, die zur Transplantation autologer Keratinozyten geeignet sind. Die Epithelzellen ( Keratinozyten), gewonnen aus einer Gewebeprobe des Patienten werden zunächst in Primärkultur gezüchtet, die etwa 7-21 Tage dauert. Anschließend werden die Keratinozyten auf eine Membran (z.B. Epidex) überführt, wo sie weiter proliferieren und innerhalb weniger Tage ein präkonfluentes Stadium erreichen können. Das autologe Transplantat kann bereits in diesem Stadium transplantiert werden. Nachdem das autologe Transplantat aufgelegt wurde, wandern die Keratinozyten, wie bereits zuvor, durch die Mikroporen und besiedeln das Wundbett. Bei Verwendung von Keratinozytensuspensionen entfällt die Anzüchtung in Kultur, die Verarbeitung erfolgt sofort, nach Entnahme einer ca. 2-4 cm2 messenden Gewebeprobe aus gesunder Haut.

Indikation

Das Autograft-System stellt eine Möglichkeit dar, um bei akuten und chronischen Wunden und Verbrennungswunden, bei denen ein entsprechendes Wundbett vorhanden ist, eine Deckung mit autologen Keratinozyten zu ermöglichen. Die Einheilungsrate von autologen Transplantaten hängt üblicherweise mit der proliferativen Fähigkeit der Haut des Patienten zusammen. Die Fähigkeit zur Proliferation nimmt mit zunehmendem Alter der Patienten ab, und deshalb ist die Einheilungsrate bei älteren Patienten vermutlich niedriger. Je stärker der Patient von systemischen Infektionen betroffen und je schlechter sein Ernährungszustand ist, desto niedriger liegt die Einheilungsrate des autologen Transplantates. Um die Einheilungsrate optimal zu gestalten, ist eine Überwachung dieser Faktoren unbedingt erforderlich. Autologe Transplantate werden in einem Nährmedium transportiert, das auch Penicillin und Streptomycin enthält. Geringe Mengen dieser Antibiotika können so noch am Transplantat vorhanden sein; deshalb ist es ratsam, Transplantate bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen diese Medikamente nicht zu verwenden. Autologe Transplantate sind zur autologen Verwendung vorgesehen und dürfen deshalb nur bei den Patienten eingesetzt werden, aus dessen Biopsie sie hergestellt werden. Weiterhin wird empfohlen, über einen Zeitraum von mindestens zehn Tagen nach der Applikation keine topischen Medikamente oder Wirkstoffe, von denen ein zytotoxischer Effekt bekannt ist, im Bereich der Transplantate einzusetzen. Wie bei anderen autologen Transplantaten kann es vorkommen, dass manche der mit autologen Transplantaten behandelten Bereiche gewisse Farbunterschiede zu der umgebenden Haut zeigen können. Eine optimale Einheilungsrate kann erreicht werden, wenn das autologe Transplantat auf ein nicht infiziertes, sauberes (ohne nekrotisches Gewebe), gut vaskularisiertes Granulationsgewebe aufgebracht wird. Um ein optimales Ergebnis mit dem Autograft-System zu erreichen, wird empfohlen, drei Tage vor Aufbringen des autologen Transplantates eine systemische Therapie mit einem Breitbandantibiotikum zu beginnen und diese auch noch bis zu vier Tage nach der Transplantation fortzuführen.

Durchführung

  • Autologe Keratinozytenkultur als Membransystem (Sheets): Es ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen unter den autologen Transplantaten eingeschlossen werden; kommt dies dennoch vor, können in die Transplantatmembran winzige Schnitte gesetzt werden, um die Luft entweichen zu lassen. Wichtig ist, dass das autologe Transplantat nach dem Auflegen nicht mehr verschoben wird, weil die Zellen dadurch geschädigt werden können. Jedes autologe Transplantat muss im engen Kontakt mit dem benachbarten autologen Transplantat liegen. Die einzelnen Transplantate dürfen sich um nicht mehr als 5 mm überlappen. Postoperative Behandlung: Während der ersten fünf Tage nach der Transplantation dürfen die Verbände nicht gewechselt werden. Wenn jedoch die Mullverbände und die leichten Kompressionsbinden mit Wundexsudat vollgesogen sind, sollten diese vorsichtig gewechselt werden. Nach etwa fünf Tagen können die trockenen, sterilen Mullverbände und die leichten Kompressionsbinden öfter gewechselt werden, um eine Ansammlung von möglichen Verunreinigungen zu vermeiden. Keine Anwendung von Antiseptika vor dem dritten postoperativen Tag. Wenn die Transplantate einheilen, sind die Verbände im Allgemeinen trocken oder nur gering durch Exsudat angefeuchtet. Das transplantierte Epithel beginnt zu proliferieren und sich als mehrschichtiges Plattenepithel zu etablieren.
  • Autologe Keratinozytenkultur als Suspension (Recell): das Aufbringen der Keratinozytensuspension erfolgt in zwei Schritten. Dem Patienten wird an einer unauffälligen Stelle eine 0,2-0,3 mm dicke, 2-4 cm2 messende Spalthautbiopsie gesunder Spenderhaut entnommen (die Haut des Spenderareals sollte der Haut der Empfängerstelle so ähnlich wie möglich sein). Die Haut des Empfängergebiets wird abgeschliffen oder mit einem Laser abgetragen. Somit entsteht eine Schürfwunde, in der die Spenderzellen einen geeigneten Untergrund zum Wachstum finden. Im Recell-Gerät wird mit Hilfe eines Enzyms (Trypsin) die Haut in Epidermis und Dermis getrennt. Nach der Verarbeitung der Zellen zu einer Zellsuspension kann die Empfängerstelle mit den Zellen besprüht werden. Die Empfängerstelle kann hierbei bis zu 80-fach größer als die Hautentnahmestelle sein. Die Wunde wird mit einem Spezialverband verschlossen, der eine Schädigung der empfindlichen Zellen in der Einheilphase verhindert.

Präparate

Epidex; Recell

Verweisende Artikel (1)

Cannabinol ;

Weiterführende Artikel (5)

Antibiotika; Biopsie; Keratinozyt; Penicilline; Streptomycin;
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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014