Hymenolepiasis B71.0

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Rodentolepiasis

Definition

Zestodeninfektion mit dem Zwergbandwurm Hymenolepis nana.

Erreger

  • Zestode, Adulte: 2-6 cm lang und bis zu 1 mm breit. Haken am Kopf zur Adhäsion an der Darmmukosa sind vorhanden. Die Adulten enthalten bis zu 200 Proglottiden.
  • Mit den Haken heften sich die Parasiten an der Darmmukosa an. Die Weibchen setzen ca. 100-200 Eier/Segment frei; die Eier werden mit dem Stuhl ausgeschieden und von Flöhen oder Getreidekäfern aufgenommen. In diesen entwickelt sich das Zystizerkoid.
  • Die Käfer werden mit Getreidemehl zusammen von Menschen aufgenommen. Im Menschen werden die Larven freigesetzt; der Skolex siedelt sich im Duodenum des Endwirtes an und beginnt mit der Ausbildung von Proglottidenketten (Strobila). Die Präpatenzzeit (Zeit bis zur Ei-Ausscheidung) beträgt ca. 7 Tage.
  • Bei Autoinfektion durch fäkal-orale Aufnahme von Eiern beträgt die Präpatenzzeit ca. 2-3 Wochen. Endogene Autoinfektion und Infektion von Mensch zu Mensch sind möglich.

Vorkommen/Epidemiologie

In warmen Klimazonen der Welt auftretend, insbes. in Entwicklungsländern. Die Zahl der Infizierten weltweit beträgt ca. 75 Millionen. Prävalenz: bis zu 20% der Bevölkerung in Endemiegebieten (z.B. Iran).

Manifestation

Vorwiegend bei Kindern auftretend.

Klinisches Bild

  • Beschwerden treten abhängig von der Anzahl der Adultwürmer (bis zu mehrere Hundert möglich) auf, leichtere Infektionen verlaufen asymptomatisch Schwere Verläufe werden insbesondere bei Kindern beobachtet. Nicht selten löst die Erkrankung eine akute Urtikaria aus, die bei Nichterkennen bzw. Nichtbehandlung der Erkrankung chronifizieren kann.
  • Typische Symptome: Perianaler und nasaler Juckreiz, Diarrhoe, Bauchschmerzen (z.T. krampfartig), Ruhelosigkeit, Schlafstörungen.
  • Seltener: Anorexie, Erbrechen, blutige Diarrhoen, Myalgien, Kopfschmerzen, Krampfanfälle.

Labor

Bluteosinophilie.

Diagnose

Mikroskopie des Stuhls: Adulte: Länge von 1-4 cm, in seltenen Fällen bis 6 cn, Breite von max. 1 mm. Hakenkranz und vier Saugnäpfe am Kopf (Scolex) sowie nicht ausgeprägte Proglottiden.

Merke! Der Hakenkranz ist das Unterscheidungsmerkmal zum Rattenbandwurm Hymenolepis diminuta.

Therapie

  • Praziquantel (Biltricide; Cesol): Einmaldosis 25 mg/kg KG p.o. (wirkt gegen Adulte und Zystizerkoide).
  • Alternativ: Niclosamid (Yomesan): 2 g/Tag p.o. über 7 Tage, ggf. Widerholung nach 3 Wochen (wirksam nur gegen Adulte).

Verlauf/Prognose

Bei guter Immunität und Ernährungszustand ist spontane Ausheilung möglich.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Dönges J (1988) Parasitologie. Mit besonderer Berücksichtigung humanpathogener Formen". Thieme, Stuttgart
  2. Mehlhorn H, Piekarski (2002) Grundriss der Parasitenkunde, 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg

Weiterführende Artikel (3)

Niclosamid; Praziquantel; Urtikaria (Übersicht);

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