Herpes simplex labialis B00.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2023

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Synonym(e)

Herpes der Lippen; Herpesinfektion der Lippen; Herpes labialis; Labialer Herpes; Lippenherpes, Fieberbläschen

Definition

Meist Kontakt- seltener Tröpfcheninfektion durch das Herpes-simplex-Virus -1. S.a.u. Herpesviren, humane (Herpes von griech. herpein = kriechen). Die Viren bevorzugen den Übergangsbereich von Haut zur Schleimhäuten. Als Eintrittspforten dienen kleine Defekte des Epithels von Haut oder Schleimhäuten.  Die häufigen Rezidive der Erkrankung entstehen durch edogene Reaktivierung der Viren. Sie betreffen häufig die selbe Stelle (Herpes simplex recidivans). An einem rezidivierenden Herpes simplex labialis leiden bis zu 40% der Bevölkerung.

S.a.u. Herpesviren, humane, Herpes simplex recidivans

Klinisches Bild

HSV-Primärinfektion (Erreger meist HSV-1, selten aber zunehemend: HSV-2):

  • Asymptomatische Primärinfektion (>90% der Fälle): sie wird zumeist nicht wahrgenommen.
  • Symptomatische Primärinfektion: Uncharakteristisches Prodromalstadium mit Spannungsgefühl, Juckreiz oder Schmerzen, selten Fieber u. Schwellung und Schmerzhaftigkeit der drainierenden Lymphknoten (Halslymphknoten). Aufschießen solitärer oder gruppiert stehender, 0,2-0,4 cm großer, zunächst klarer, prall gespannter Bläschen auf geröteter und geschwollener Lippenhaut. Im weiteren Verlauf Eintrübung des Bläscheninhaltes, Erosionen oder Ulzerationen sowie gelbliche Krusten. Abheilung bei unkomplizierten Verläufen meist nach 5-10 Tagen.
  • Komplikative Primärinfektion (<1% der Primärinfektionen): In wenigen Fällen führt die Erstmanifestation zu einer klinisch schwer verlaufenden Infektion der Mundschleimhaut und der Perioralregion unter dem Bild der Gingivostomatitis herpetica oder deren Maximalvariante, das Aphthoid Pospischill-Feyrter.

Latente HSV-Infektion:

  • In dieser Infektionsphase ist der Pat. asymptomatisch, kann aber Viren ausscheiden und ist damit infektiös.

Rezidivinfektion (HSV persistiert im Ganglion Gasseri des N. trigeminus und wird durch unterschiedliche Stimuli reaktiviert s.a.Herpes-simplex-Virus):

  • S.u. Herpes simplex recidivans: Häufigste Manifestation einer Herpes simplex-Virus-Infektion (meist Rezidiv) an Haut oder Schleimhaut in Form von meist chronisch-rezidivierenden Eruptionen gruppiert stehender, stecknadelkopfgroßer Bläschen.
  • Die Reaktivierung der Viren erfolgt meist ohne erkennbaren Anlaß aber auch nach versch. Irritationen (UV-Bestrahlungen = Herpes simplex solaris; Traumata (Herpes simplex traumaticus) (körperlichen oder psychischen Stress; Infekte anderer Genese).
  • Eine massive, großflächige Ausbreitung einer Herpes simplex-Virus-Infektion bei atopischem Ekzem wird als Eccema herpeticatum bezeichnet.
  • Eine gefürchtete Infektion der Augen ist der Herpes simplex corneae.

Differentialdiagnose

Physikalisches Trauma: Bißverletzungen führen meist zu tieferen Verletzungen. Auch fehlt die typische Anamnese der rezidivierenden Herpes simplex Infektion.

Mundwinkelrhagaden: bei Kindern und Jugendlichen bei Cheilitis simplex oder atopischem Ekzem auftretend. Längliche Einrisse der Mundwinkel mit Ekzematisation. Langzeitig (mehrwöchiger) kontinuierlicher Verlauf.

Perlèche: eher längerer, kontinuierlicher Verlauf mit Nässen und Krustenbildung im Bereich der Mundwinkel (eher untypische Lokalisation der Herpes simplex Infektion)

Syphilis: im Rahmen der Frühsyphilis auftretende syphilitische Papeln. Miest im Bereich der Mundwinkel auftretend. Gesamtkonstellation beachten (Exantheme, stets positive Syphilis-Serologie)

Herpes zoster: selten als umschriebene Manifestation im Lippenrot auftretend. Nicht rezidivierend. Segmentaler Befall.        

Komplementärmedizinische Therapieverfahren

Systemisch hat sich die Behandlung mit Lysin, einer Aminosäure, im akuten Fall 3000 mg / Tag.  Die  Aminosäure Lysin führt in einer Dosis von 3 x 500-1000 mg / Tag zu einer rascheren Linderung bis Abheilung des akuten Herpes simplex. Handelspräparat zur diätetischen Behandlung: Lyranda® Kautabletten. Diese enthalten neben L-Lysin noch Zink, Selen, Vitamine und Bioflavonoide. Empfohlene Dosierung bis zur Abheilung  3 Kautabletten / Tag. Desweiteren gibt es Lysin 500 und A Vitale L Lysin 750  Tbl.

Lysin verdrängt vermutlich Arginin, das um Wachstum von Herpes Viren erforderlich ist, von der Bindungsstelle. Sinnvoll ist es bei Lippenherpes argininreiche Nahrungsmittel wie Schokolade, Nüsse, Weizen und Hafer zu meiden.

Lokal zusätzlich Therapie mit Melissenblätter (Lomaherpan® Creme), zu Beginn 4 x / Tag, dann 2-4 x täglich aufgetragen. Auch zur Prophylaxe und Pflege geeignet- hier gibt es eine Kombination aus Melissenblättern mit zusätzlichem Lichtschutzfaktor 30  (Lomaprotect ®)

Desweiteren werden Gerbstoffdrogen, Salbeiblätter in Kombination mit Rhababerwurzel (Rhei radix) (Pyralvex®) zu Pinselungen eingesetzt, In der Studie von Saller R. et al zeigte sich eine gleichwertige Wirkung zu Aciclovir bei weniger Studienabbrüchen.

Desweiteren wird Propolis (Propolisept®Lippencreme) und Purpursonnenhutkraut (Echinaceae purpureae herba) (Echinacin® Salbe Madaus, Echinacin® Lipstick care + sun) eingesetzt.

 

Hinweis(e)

Weiterführende Informationen zu Herpes simplex Virus Infektionen s.dort.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Griffith RS. et al. (1978)  A multicentered study of lysine therapy in Herpes simplex infection, Dermatologica;156:257-67
  2. Saller R. et al (2001) Combined herbal preparation for topical treatment of Herpes labialis. Forschende Komplementärmedizin/Research in Complementary Medicine 8.6.: 373-382
  3. Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 459-462
  4. Griffith RS et al. (1987) Success of L-lysine therapy in frequently recurrent herpes simplex infection. Treatment and prophylaxis. Dermatologica. 175:183-190

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