Hand-Fuß-Mund-Krankheit (atypische) B08.4

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 12.03.2020

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Synonym(e)

Atypische Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Atypical hand-foot-and-mouth disease

Definition

Weltweit auftretende exanthematische Infektionserkrankung hervorgerufen durch das Coxsackie A 6 und seltener Coxsackie A 10.

Erreger

Erreger sind nicht wie bei der klassischen Hand-Fuß-Mund-Krankheit Coxsackie A 16 und Enterovirus 71, sondern Coxsackie-A6-Virus und seltener das Coxsackie-A10-Virus. Die Übertragung des Virus erfolgt fäko-oral.

Manifestation

Bei einzelnen Ausbrüchen waren im Gegensatz zu der typischen Altersverteilung der Enterovirus-Infektionen oft auch Erwachsene betroffen (z. B. in den USA 25 %). Eine Hand-Fuß-Mund-Erkrankung bei Erwachsenen ist aufgrund der hohen Durchseuchung im Kindesalter eher selten! Sind Erwachsene betroffen so spricht dies möglicherweise für eine immunologische Naivität dieser Erwachsenen gegenüber dem aktuell zirkulierenden Coxsackie-A6-Virusstamm. 

Lokalisation

Gesicht, Extremitäten, Stamm Gesäß

Klinisches Bild

Polymorphes Exanthem mit Papeln, Bläschen, Blasen und Erosionen. Nach 3 Wochen ist das Auftreten einer Onycholyse charakteristisch. Bei einzelnen Ausbrüchen kam es zu einer heftigen klinischen Ausprägung der Symptomatik mit perioralen und perianalen Bläschen, hohem Fieber und nachfolgender Onycholyse. Es wurden auch mehrfach intrafamiliäre Virusübertragungen von Kindern auf die Eltern nachgewiesen.

Diagnose

Aus Abstrichen aus Bläschen oder Erosionen Nachweis des Erregers mittels RT-PCR auf Coxsackie-A6.

Die weiterführende Diagnostik zur molekularen Typisierung beinhaltet eine PCR in der proteinkodierenden VP1-Region mit anschließender Sequenzierung (Referenzlabor). Zum Nachweis von Enteroviren eignen sich am besten Stuhlproben, Rachenabstriche und Bläscheninhalt. Bei ZNS-Manifestation kann auch Liquor untersucht werden. Aus dem Stuhl gelingt der Erregernachweis in den ersten 1-2 Wochen der Erkrankung zu ca. 80 %.

Therapie

Symptomatisch

Prophylaxe

Das Infektionsrisiko kann durch gute Händehygiene reduziert werden:

  • Regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen mit Seife, besonders nach dem Windeln und nach dem Toilettengang, spielen eine entscheidende Rolle.
  • Verschmutzte Oberflächen und Gegenstände (einschließlich Spielzeug und Türgriffe) müssen besonders gründlich nach Maßgabe des Hygieneplans der öffentlichen Einrichtungen gereinigt werden.
  • Enger Kontakt mit Erkrankten sollte vermieden werden (Küssen, Umarmen, Besteck oder Tassen etc. teilen).

Hinweis(e)

Der Serotyp Coxsackievirus A6 ist vorrangig mit dem klinischen Bild einer Herpangina assoziiert. Er war mit Ausbrüchen von Hand-Fuß-Mund-Krankheiten in Finnland 2008, Frankreich und Taiwan 2010, Japan 2011, USA 2012 assoziiert.

Da die Hand-Fuß-Mund-Krankheit nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig ist und in der Regel keine virologische Diagnostik durchgeführt wird, gibt es keine validen epidemiologischen Daten zur Hand-Fuß-Mund-Krankheit in Deutschland.

Literatur
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  1. Cisterna DM et al. (2019) Atypical hand, foot, and mouth disease caused by Coxsackievirus A6 in Argentina in 2015. Rev Argent Microbiol 51:140-143.
  2. Hoffmann AJ et al. (2020) Atypical hand-foot-and-mouth disease. CMAJ. 192: E69.
  3. Horsten HH et al. (2018) Atypical Hand, Foot, and Mouth Disease Caused by Coxsackievirus A6 in Denmark: A Diagnostic Mimicker. Acta Derm Venereol 98:350-354.
  4. Merzel Šabović EK et al. (2019) Atypical hand, foot, and mouth disease in an adult patient: a case report and literature review. Acta Dermatovenerol Alp Pannonica Adriat 28:85-88.

Verweisende Artikel (1)

Coxsackie-Virus-Infektion;

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