Haarleukoplakie orale K13.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Haarzunge weiße; Hairy leukoplakia; Orale Haarleukoplakie; Oral hairy leukoplakia (e); Weiße Haarzunge

Erstbeschreiber

Greenspan et al., 1984h

Definition

Im Rahmen der HIV-Infektion beschriebene, klinisch charakteristische weißliche Veränderungen der Zungenschleimhaut. Das Krankheitsbild kann jedoch auch bei Non-HIV-Patienten beoachtet werden. 

Vorkommen/Epidemiologie

  • Bei ca. 18% der HIV-Infizierten und 36% der AIDS-Patienten.
  • Auch bei Nieren- oder Knochenmarktransplantierten unter Immunsuppression
  • Gehäuft bei Patienten die langzeitig Steroid-Inhaler wegen pulmonaler Probleme nehmen
  • Pat. mit Autoimmunerkrankungen die langzeitig unter immunsupressiver Therapie stehen (Koinzidenz mit Candia-Infektionen)

Ätiopathogenese

Infektion mit EBV-Viren.

Lokalisation

Zunge

Klinisches Bild

Mehrere Millimeter dicke, weiße, meist asymptomatische, nicht abwischbare mattenartige Auflagerungen am seitlichen Zungenrand und der Zungenunterfläche.

Histologie

Hyperparakeratose mit haarähnlichen Projektionen an der Oberfläche. Große, ballonierte Zellen mit pyknotischen Kernen. Fehlende dermale entzündliche Reaktion. Elektronenmikroskopischer und immunhistochemischer Nachweis von Epstein-Barr-Virus in den Läsionen.

Therapie

Ggf. Abbürsten und Vit. C (z.B. Cebion) Tbl. 400-1000 mg/Tag, Tbl. auf der Zunge zergehen lassen. Bei starkem Leidensdruck ist eine Therapie mit Aciclovir (z.B. Zovirax) 5mal/Tag 400 mg p.o. möglich. Hierunter rasante Rückbildung der Haarleukoplakie, nach Absetzen jedoch häufig schnelles Rezidiv. Alternativ Valaciclovir (Valtrex) 3mal/Tag 1 g p.o. (Off-Label-Use; laut Studien gut wirksam, geringeres Rezididivrisiko als unter Aciclovir).

Verlauf/Prognose

Abhängig von der Grunderkrankung; 80% der Patienten entwickeln innerhalb von 1–2 Jahren nach Auftreten der oralen Haarleukoplakie das Vollbild AIDS.

Literatur
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  1. Chambers AE et al. (2014) Twenty-first-century oral hairy leukoplakia--a non-HIV-associated entity. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol 119:326-332

  2. Greenspan D et al. (2004) Incidence of Oral Lesions in HIV-1-infected Women: Reduction with HAART. J Dent Res 83: 145-150
  3. Greenspan D, Greenspan JS et al. (1984) Oral "hairy" leucoplakia in male homosexuals: evidence of association with both papillomavirus and a herpes-group virus. Lancet 2: 831-834
  4. Greenspan JS, Greenspan D et al. (1985) Replication of Epstein-Barr virus within the epithelial cells of oral "hairy" leukoplakia, an AIDS-associated lesion. N Engl J Med 313: 1564-1571
  5. Greenspan D (1985) Oral viral leukoplakia ("hairy" leukoplakia): a new oral lesion in association with AIDS. Compend Contin Educ Dent 6:204-206
  6. Madeley CR (1984) Viruses and oral "hairy" leucoplakia. Lancet 2: 1279
  7. Itin P et al. (1991) Orale Haarleukoplakie bei nierentransplantierten Patienten. Hautarzt 42: 487–491
  8. Walling DM et al. (2003) Epstein-Barr virus replication in oral hairy leukoplakia: response, persistence, and resistance to treatment with valacyclovir. J Infect Dis 188: 883-890
  9. Winzer M et al. (1988) Hairy lesions of the oral cavity. Am J Dermatopathol 10: 155–159

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