Flagellantendermatitis L81.4

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 18.10.2020

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Synonym(e)

Bleomycin-Hyperpigmentierungen; Bleomycin-induced flagellate dermatosis; Flagellantartige Hyperpigmentierung; Flagellate dermatosis; Hyperpigmentierung flagellantartige; Melanodermia factitia

Definition

Die Flagellantendermatitis (von lat. flagellum ‚Peitsche, Geißel) bezeichnet streifige oder flächige, pigmentierte, juckende, entzündliche Hautveränderungen, die nach Chemotherapie von Tumorpatienten mit Bleomycin, seltener nach Cyclophosphamid oder Fluorouracil beschrieben wurden. Die Hautveränderungen entstehen bei prädisponierten Personen im Sinne eines dosisabhängigen toxischen Effektes, sie sind reproduzierbar und substanzspezifisch.

Ätiopathogenese

Dosisabhängiger toxischer Effekt des Bleomycins bei disponierten Patienten. Diskutiert werden auch postinflammatorische Hyperpigmentierung durch Tumorzerfallsbestandteile oder Allergie ausgelöste Reaktion, Stimulation der MSH-Sekretion und Strukturveränderung im ACTH-Molekül.

Klinisches Bild

Innerhalb von Minuten bis Tagen nach der ersten Bleomycin-Infusion Auftreten von urtikariellen Exanthemen und Juckreiz. Nachfolgend (1–3 Wochen) Entwicklung von bizarren Pigmentierungen in den Regionen des Exanthems oder an mechanisch stark belasteten Stellen.

Histologie

  • Hyperpigmentierung der basalen Epithelschicht bei deutlicher Pigmentinkontinenz, wandverdickte Blutgefäße mit unregelmäßig konturierter Endothelschicht und deutlich eingeengtem Lumen, perivaskulär schüttere Rundzellinfiltrate.
  • Elektronenmikroskopie: Wandverdickte Kapillare mit schmalem Restlumen, zottenartige Zytoplasmaausläufer des Endothels, zwiebelschalenartig proliferierende Perizyten, dazwischen feingranuläres, elektronendichtes Material; reichlich Kollagenfibrillen, stoffwechselaktive Melanozyten mit reichlich Melanosomen.

Therapie

  • Nach Absetzen des Bleomycins gehen entzündliche Veränderungen innerhalb weniger Wochen zurück. Die postinflammatorischen Pigmentierungen verbleiben jedoch über Monate oder Jahre. Orale Antihistaminika gegen den Juckreiz wie Desloratadin (z.B. Aerius) 1-2 Tbl./Tag. Im noch floriden Zustand kurzfristig Glukokortikoide extern wie Betamethason Lotio R030 .
  • Verbleibende Hyperpigmentierungen können ggf. kosmetisch abgedeckt werden ( Camouflage), z.B. mit Dermacolor.

Literatur
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  1. Albig J et al. (1992) Flagellatartige Hyperpigmentierung durch Bleomycin. Hautarzt 43: 376–379
  2. Altmeyer P et al. (1984) Ein Beitrag zur Pathogenese der kutanen Bleomycin-Nebenwirkungen. Akt Dermatol 10: 191–196
  3. Duhra P et al. (1991) Bleomycin-induced flagellate erythema. Clin Exp Dermatol 16: 216–217
  4. Nayak N et al. (2003) Case 2. Bleomycin-induced flagellate dermatosis. Clin Exp Dermatol 28: 105-106

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