Fabry, Johannes

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 03.01.2024

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Biographische Angaben

(¤ 1860, † 1930) deutscher Dermatologe, tätig in Dortmund. In Jülich/Rheinland geboren; Studium der Humanmedizin in Berlin und Bonn. 1886 Beginn der dermatologischen Ausbildung bei Josef Doutrelepont in Bonn, die er im Jahre 1889 abschloss. Anschließend Niederlassung in Dortmund. 1889 Übernahme einer Hautabteilung am Luisenhospital in Dortmund, den späteren Städtischen Kliniken.  Dort, mit einem Jahresgehalt von 1000 Reichsmark, führte er ab 1901 seine neue Dienstbezeichnung Abteilungsarzt und wurde 1908 zum Oberarzt ernannt. Nach seiner Ernennung zum Sanitätsarzt im Jahre 1909 und zum Professor h. c. im Jahre 1919 leitete er bis zum 1. Oktober 1927 die Hautklinik des Luisen-Hospitals in Dortmund.

Wie auch in anderen Hautkliniken in Deutschland lag zunächst der Behandlungsschwerpunkt bei den Geschlechtskrankheiten, und auch in Dortmund entstand u. a. für diese Patienten die neue Hautklinik mit 21 Räumen, die im Jahre 1900 bezugsfertig war. Neben der Behandlung der Geschlechtskrankheiten entwickelte sich mit der Diagnostik beruflich verursachter Krankheiten ein weiterer Therapieschwerpunkt der Klinik durch die industrielle Entwicklung der Stadt – mit bereits 142 733 Bewohnern im Jahre 1900 und 541 000 im Jahre 1928. Aufgrund der schlechten sozialen Wohnbedingungen war neben den Geschlechtskrankheiten und den Berufsdermatosen die Hauttuberkulose ein weiterer Krankheitsschwerpunkt. Johannes Fabry dokumentierte in komplexen Statistiken kontinuierlich die Infektionshäufigkeit bei Prostituierten aber auch in der übrigen Bevölkerung.

Im Jahre 1910 beauftragte ihn Paul Ehrlich aufgrund seines Datenpools mit der Erprobung neuer Salvarsanverbindungen zur Therapie der Syphilis, über deren Effekte er regelmäßig berichtete. Im Rahmen seiner umfangreichen Patientendokumentationen engagierte sich Fabry für die ärztliche Überwachung der Prostituierten, die Abschaffung des Zuhältertums und die konsequente Behandlung geschlechtskranker Prostituierter, die keine Erstattung ihrer Behandlungskosten durch die Krankenkassen erhielten.

Wichtig war für ihn auch, sich gegen die Diskriminierung Geschlechtskranker zu wenden, und er betonte: „Für uns Ärzte sind die Prostituierten im Krankenhaus krank, mögen sie draußen tun und treiben was sie wollen.“Neben Fabrys Arbeiten über die Geschlechtskrankheiten wurden in Dortmund auch eine Vielzahl Hauttuberkulose-erkrankterMenschen betreut – von 1920–1927 ca. 200 Patienten jährlich.

Dabei führte Fabry neben der Bestrahlung mit der Finsen-Lampe und der Anwendung der Kohlensäuregefrierung sowie der Lokaltherapie mit Pyrogallussalbe auch chirurgische Exzisionsverfahren mit plastischem Defektverschluss nach Karl Thiersch (20. 4. 1822–28. 4. 1895, deutscher Chirurg) durch. Trotz guter Ergebnisse der auch etablierten Radium- und Mesothorium-Anwendung beschreibt Fabry bereits 1926 Spätschäden dieser Therapien und weist auf mögliche Schäden der Röntgenstrahlen aber auch deren mögliche Vermeidung hin .

Aufgrund seines großen Patientenkollektivs bei Bergleuten im Kohlebergbau veröffentliche er im Jahre 1909 seine Beobachtungen zur verrukösen Form der Hauttuberkulose. Dabei konnte er auf die Mithilfe von 314 Revierärzten der Knappschaft zurückgreifen, sodass er zwanzigjährige Beobachtungszeiten von Patienten in seine Dokumentation mit einbeziehen konnte. Diese „Studie“führte ihn zu der Aussage, dass es sich bei dieser Variante der Hauttuberkulose um eine echte Berufs- oder Gewerbeerkrankung handelt.Fabry führt ein breites Spektrum von Untersuchungsmethoden in der Dortmunder Klinik ein und nutzt auch die neuen Kenntnisse der histologischen Untersuchung für die medizihische Diagnostik. 
Zur Zeit Fabrys entwickelte sich so die erste dermatologische Klinik in Westfalen, wie sie nur in der großen rheinischen Nachbarstadt Elberfeld ein Pendant hatte. Düsseldorf, Essen, Bochum, Barmen und Köln erhielten Hautabteilungen erst später.

1919 erfolgte die Ernennung zum Professor h.c. In seiner Dortmunder Zeit entstanden wissenschaftliche Studien zum Angiokeratoma corporis diffusum. 1898 erfolgte zeitgleich mit dem britischen Kliniker William Anderson die Erstbeschreibung des nach ihm benannten Angiokeratoma corporis diffusum

Fabry war Gründungsmitglied und später Ehrenvorsitzender der Vereinigung Rheinisch-westfälischer Dermatologen. Sein Bruder Hermann Fabry war 1912 Gründer der Dermatologischen Klinik in Bochum am St. Josef-Hospital. 

Literatur
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  1. Beiteke U (2016) Die Klinik für Dermatologie… Akt Dermatol 2016; 42: 321–327
  2. Anderson W (1898) A case of angio-keratoma. Brit J Derm 10: 113-117

  3. Fabry J (1898) Ein Beitrag zur Kenntnis der Purpura haemorrhagica nodularis (Purpura papulosa haemorrhagica Hebrae). Arch Derm Syphil (Berlin) 43: 187-200